Judith Park
Luxus
Carlsen, 2007, Taschenbuch, 62 Seiten, 1,95 EUR, ISBN 978-3-551-66001-5
Von Irene Salzmann
Scarlettes Vater ist superreich, darum hat das verwöhnte Mädchen keinerlei Geldprobleme und kann sich alles kaufen, was ihr Herz begehrt. Sie verbringt ihre Zeit mit Shoppen in Läden, die so teuer sind, dass normale Leute gar nicht erst über die Türschwelle treten. Nachdem eine Straßenverkäuferin Scarlette ein Sorgenpüppchen in die Einkaufstasche warf, beginnt ein Albtraum:
Scarlette findet sich allein in einer öden Welt wieder. Dort begegnet ihr ein Junge und erklärt ihr, dass sie einen Blick auf sich selbst wirft, auf ihre eigene innere Leere. Von diesem Unsinn will Scarlette nichts hören. Außerdem wird sie gewiss bald aufwachen, und dann ist der blöde Spuk vorbei. Plötzlich sieht sie ein kleines Mädchen, das am Ertrinken ist. Niemand kommt zu Hilfe…
Judith Park gehört zu den Künstlerinnen, die man bereits als eine feste Größe in der deutschen Manga-Szene bezeichnen kann. Inzwischen sind von ihr weitere Titel erschienen, davon bei Carlsen „Dystopia“, „Y Square“, „Y Square Plus“ und „KimChi“.
In „Luxus“ befasst sie sich mit einem gängigen Thema: Die junge Scarlette hat alles, was man sich wünschen kann, und ist davon überzeugt, dass allein Reichtum glücklich macht. An die Menschen, die arm sind und denen es weniger gut geht, verschwendet sie keinen Gedanken. Erst ein bedrückender Traum öffnet ihr die Augen und lässt sie erkennen, was wahres Glück ist.
Das Sprichwort „Geld allein macht nicht glücklich“ ist sicher zutreffend, aber wenn man es hat, dann hat man zumindest einige Sorgen weniger. Das Problem ist die Kluft zwischen Reich und Arm; Überfluss und Gedankenlosigkeit, wenn nicht gar Verachtung auf der einen, das Leben unterhalb des Existenzminimums, Hoffnungslosigkeit und Neid auf der anderen Seite. Die Story liest sich wie eine Parabel auf das reale Gesellschaftssystem und die ungerechte Verteilung der Ressourcen. Wer Geld und Einfluss hat, strebt danach, beides zu mehren – teilen (durch Spenden) wollen die wenigsten -, und die Politik sanktioniert das, denn sie wird von den Reichen und Mächtigen gemacht, die ihre Interessen wahren und darüber das Volk vergessen.
Während im Manga ein märchenhaftes Ereignis der Protagonistin klar macht, dass es Wichtigeres als Geld gibt (ob und welche Konsequenzen sie für sich daraus zieht, bleibt allerdings der Phantasie der Leser überlassen), sieht es in der wirklichen Welt ganz anders aus. So bleibt eigentlich nur als schwacher Trost für die ‚normalen Menschen’ das Wissen, dass es Dinge gibt, die man nicht mit Geld kaufen kann, und dass man zumindest der moralische Gewinner ist.
Die Illustrationen sind verspielt und detailreich und sprechen wie auch das Thema vor allem Leserinnen ab 12 Jahren an. Auch die Sammler von einheimischen Comics und Mangas werden von dem kleinen Band nicht enttäuscht.