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Isau, Ralf: Metropoly - Der Zirkel der Phantanauten 2 (Buch)

Ralf Isau
Metropoly
Der Zirkel der Phantanauten 2
Titel- und Innenillustrationen von Helmut Poul Dohle
Thienemann, 2008, Hardcover, 286 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-522-18088-7

Von Carsten Kuhr

Brendan Castle, Irland. Hier, auf einer malerisch gelegenen Burg, treffen sich alljährlich die Phantanauten, junge Menschen, die mit Hilfe der ihnen eigenen Phantasie neue Welten schaffen.
Lena wächst im viktorianischen London als Tochter begüterter Eltern auf. Trotz eines treusorgenden Vaters und liebevoller Geschwister aber ist sie voller Sorgen. Ihre Mutter wird von schwerem Rheuma geplagt und kann nur um Laudanium-Nebel im Bett vor sich hin träumen. So ist das Auffinden eines Teiles des Phantalabiums, das sie im Haus von Arthur Conan Doyle, einem ehemaligen Phantanauten entdeck,t ein willkommener Anlass der depressiven Stimmung zu Hause zu entfliehen.
Auch Lena muss sich erst der Aufnahme in den Zirkel als würdig erweisen. Über den See vor der Burg, der Quelle der Erleuchtung, findet auch sie wie so viele vor ihr Zugang zu ihrer Phantasie-Welt Metropoly, nur um zu entdecken, dass hier so einiges im Argen liegt. In einer Welt voller Kinder ist das Spielen zur Pflicht verkommen, Zuwiderhandlungen werden von Königin Pekunia und ihren Stroh-Soldaten verfolgt und geahndet. Von den überall in der Stadt aufgehängten Plakaten aus bespitzelt die Königin ihre kindlichen Untertanen, und nur das Nachts trauen sich ein paar wenige Rebellen, Kinder mit den Gesichtern von Greisen, aus dem Untergrund. Lena verbündet sich mit den Rebellen um dem Diebstahl der Unbeschwertheit durch die Königin ein Ende zu bereiten ...


Wie schon im ersten Band der kleinen Reihe um berühmte Autoren - dieses Mal steht Virginia Woolf im Zentrum der Aufmerksamkeit - und deren fiktiven Erlebnisse im Reich der Phantasie will Isau seinen Lesern nicht nur eine spannende Geschichte erzählen, sondern auch eine Botschaft vermitteln.

Wie bei ihm üblich geht es um Freiheit, Selbstbestimmung, dem Mut „Nein“ zu sagen, sich gegen Willkür und Bevormundung aufzulehnen.

Zunächst beginnt der Autor uns ein viktorianisches England vorzustellen, das sich in so Manchem von den geschönten Darstellungen eines Sherlock Holmes und anderer Figuren abhebt. Kinderarbeit, die Ausbeutung derjenigen, die sich am wenigsten wehren können und politische Seilschaften werden kindgerecht thematisiert, bevor sich der Autor in Metrololy dann von der bedrückenden Realität abwendet, nur um im Reich der Phantasie die Ausbeutung von Kindern verklausuliert weiter zu hinterfragen und anzuprangern. Das ist weit davon entfernt „nur“ Unterhaltungslektüre zu sein, ist aber so geschickt in eine spannende Handlung verpackt, dass die jungen Leser gebannt bei der Lektüre bleiben. Vieles wird nur angedeutet, immer wieder kann der Leser, so er sich darauf einlässt mit- und weiterdenken. Fragen drängen sich auf, was kann, was darf und was muss jeder Einzelne tun, um sich gegen Ungerechtigkeiten und Ausbeutung zu stellen. Inwieweit der Leser sich hier einbringt, wie weit er sich mit der Thematik auseinandersetzt, das bleibt jedem selbst überlassen.

Dennoch bietet der Roman beste Voraussetzungen dafür, den jungen Rezipienten für entsprechende Problematiken zu sensibilisieren, packt gleichzeitig mit einer spannenden, kurzweiligen Handlung und bietet so phantastische Abenteuer in der Nachfolge eines Michael Ende.

hinzugefügt: January 2nd 2009
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
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