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Gaiman, Neil: Das Graveyard-Buch (Buch)

Neil Gaiman
Das Graveyard-Buch
(The Graveyard Book, 2008)
Aus dem Englischen von Reinhard Tiffert
Arena, 2009, Hardcover, 310 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-401-06356-0

Von Gunther Barnewald

Wenn man sich bei Arena schon nicht dazu entscheiden konnte, dem wunderbaren Buch einen gänzlich deutschen Titel zu geben, dann wurde aber immerhin eine schmucke Blechschachtel als Behältnis ausgewählt, in dem das Buch aufbewahrt werden kann. Ein Sarg wäre zwar passender gewesen, aber immerhin, der Gimmick des Verlags ist zweifellos interessant.

Ablenken sollte dies aber nicht vom tollen Inhalt, denn dem britischen Autor gelingt ein wunderbar verschrobenes und doch warmherziges Buch über einen Jungen, der auf einem riesigen, traditionsreichen Londoner Friedhof aufwächst und dabei von den Geistern der Toten und auch einigen anderen, eher zwielichtigen Gestalten, groß gezogen wird.


Nobody Owens (auf diesen Namen wird der Junge von den Geistern seiner beiden verstorbenen Adoptiveltern getauft), der als krabbelndes Kleinkind auf den Friedhof kam und durch seine neugierige Flucht von der Familie dem Mordanschlag entging, dem seine Eltern und die ältere Schwester zum Opfer fielen, wächst in einer für den Leser befremdlichen Umgebung auf.
Egal ob er sich mit Ghoulen anlegt, mit den lange Verstorbenen über deren damalige Erlebnisse plaudert oder versucht, einer zu Unrecht verbrannten Hexe einen Grabstein zu besorgen, immer lauert eine latente Gefahr auf den Jungen, denn der Mörder seiner Familie ist noch immer auf der Suche nach ihm. Begabt mit übernatürlichen Fähigkeiten, sucht der Mörder ihn hartnäckig. Allerdings ist Nobody auf dem Friedhof erst einmal in Sicherheit.
Als er jedoch älter wird, drängt es ihn, die Welt der Lebenden kennen zu lernen. Hier zeigt es sich, dass der Junge alles andere als hilflos ist, denn er hat von den Toten so einiges gelernt. Er kann sich unsichtbar machen und außerdem mit den urzeitlichen Kräften der Druiden Kontakt aufnehmen, denn unter dem großen Londoner Friedhof ruht ein Hünengrab, welches noch immer von einer übernatürlichen Macht bewacht wird.
Doch reicht dies aus, um seinem Mörder zu entkommen? Und warum wurde seine Familie überhaupt so brutal ausgelöscht? Diese Fragen gilt es für den Jungen zu klären, will er jemals in Ruhe und Frieden leben können...


Gaiman erzählt diese ungewöhnliche Geschichte mit einer an Alltäglichkeit gemahnenden Seriosität und einer Vertrautheit, so dass der Leser aus dem Staunen gar nicht mehr herauskommt. Die phantastischen Einfälle des Autors sind superb, das Geschick, mit denen er ruhige Episoden einerseits und Gefahr und Aufregung andererseits mischt, ist nahezu perfekt. Hat einen diese Geschichte erst einmal in ihrer Gewalt, so lässt sie einen nicht mehr los.
Die wunderbaren Charaktere von Lebendigen, Toten, Untoten und sonstigen Lebewesen sind zwar nicht tief ausgeformt, aber doch gerade so präsent, dass sie die Farbenprächtigkeit, die Ideenvielfalt und den Abwechslungsreichtum der Geschichte untermauern.

Insgesamt ist Neil Gaiman ein hervorragendes Buch gelungen, das sicherlich nicht nur gruselbegeisterte Jugendliche ansprechen wird, sondern vor allem auch viele Erwachsene, die, auf der Suche nach anspruchs- und phantasievoller Lektüre im ansonsten so klischeelastigen und eintönigen Horrorgenre sind. Da der Name des Autors unter Kennern längst einen guten Klang hat, bleibt zu hoffen, dass erwachsene Leser sich nicht davon abschrecken lassen, dass der vorliegende Roman bei Arena als Jugendbuch erscheint. Denn „Das Graveyard-Buch“ ist trotz des kruden deutsch-britischen Titels eine ganz wunderbare und bedingungslos empfehlenswerte Geschichte.

hinzugefügt: January 19th 2009
Tester: Gunther Barnewald
Punkte:
zugehöriger Link: Arena
Hits: 3301
Sprache:

  

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