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Der große Tote 1: Die Tränen der Bienen (Comic)

Régis Loisel (Idee, Szenario), JB Djian (Szenario), Vincent Mallié (Zeichnungen), Francois Lapierre (Farben) & Yvon Roy (Farben Cover)
Der große Tote 1
Die Tränen der Bienen
Aus dem Französischen von Uwe Löhmann
Titelillustration von Vincent Mallié
(Le Grand Mort, 2007)
Ehapa, 2007 ; Hardcover ; 60 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-7704-3168-7

Von Irene Salzmann

Eine Freundin stellt der Pariserin Pauline ein abgelegenes Haus und eine alte Ente zur Verfügung, damit die Studentin in Ruhe ihre Magisterarbeit zu Ende schreiben kann. Der Ausflug in die finsterste Provinz Frankreichs scheint jedoch unter keinem guten Stern zu stehen, denn der Wagen, der am Bahnhof auf sie wartet, springt nicht an.
Überraschend findet Pauline einen Helfer und nimmt Erwan zum Dank ein Stück mit. Dann versagt das Auto erneut, und Pauline ist gezwungen, bei dem jungen Mann das Wochenende zu verbringen, da die einzige Tankstelle der Gegend nicht vor Montag öffnet. Erwan ist nicht unfreundlich, aber irgendwie eigentümlich - und er glaubt an Magie. Pauline belächelt ihn, und auch als er sie zu Meister Christo mitnimmt, hält sie an ihren Zweifeln fest. Dieser träufelt ihr „die Tränen der Bienen“ in die Augen.
Und plötzlich kann Pauline sehen: Die Männer sind verschwunden, sie selber befindet sich in einer fremden Umgebung, ein merkwürdiges Wesen fragt sie nach ihrem Namen…
Dann ist alles wieder wie zuvor. Die vagen Erklärungen, die Pauline erhält, befriedigen sie nicht. Als Meister Christo Erwan ‚auf eine lange Reise’ schickt, folgt Pauline ihm trotz Verbots, aber er ist bereits weg. Zusammen mit dem kleinen Wesen, das sie zuvor schon traf, begibt sie sich auf die Suche nach Erwan. Mit dem, was sie unterwegs alles erwartet, hätte Pauline niemals gerechnet, denn der Pfad führt sie, Erwan und andere dahin, wo „der große Tote“ liegt…


Die Geschichte beginnt ruhig und recht konventionell. Eine Studentin aus der Großstadt will sich aufs Land zurückziehen, um in Ruhe arbeiten zu können. Durch eine Wagenpanne lernt sie zwei kauzige Einsiedler kennen, die für sie die Tür zu einer anderen Welt aufstoßen. Mit Pauline zusammen wird man mehr und mehr von der Magie gefangen genommen und erfährt Häppchen für Häppchen von Erwans Aufgabe. Schließlich ist man mitten drin in einem wundersamen Land, und die Fragen sind mehr statt weniger geworden.
Geschickt spult der Autor sein Garn ab. Man kann sich mit Pauline identifizieren, die als Städterin auf dem Land einiges durchmachen muss, sich aber langsam anzupassen beginnt – anpassen muss, um sich zurechtzufinden -, und erlebt alles aus ihrer Sicht. Der Übergang von der vertrauten in die magische Welt ist fließend; man gleitet einfach hinüber, als habe man selber „die Tränen der Bienen“ empfangen.

Action-Szenen sucht man vergeblich, und doch ist die Handlung spannend und weiß zu faszinieren. Das liegt an den sympathischen Protagonisten, zwischen denen sich eine tiefe Freundschaft entwickelt, die allmählich romantische Gefühle zulässt. Aber auch der Wechsel von ernsthaften und humorigen Momenten, die von Situationskomik geprägt sind, trägt seinen Teil dazu bei, dass man dem Comic gern bis zur letzten Seite folgt. Abgerundet wird die Erzählung durch ansprechende, klare Illustrationen, die eher realistisch als comichaft erscheinen und stimmungsvoll koloriert wurden.
Der Band hat ein offenes Ende – und die Fortsetzung ist erfreulicherweise für Juni 2009 angekündigt. Vor allem die Freunde schöner Fantasy-Comics werden gespannt sein, wie es weiter geht.

„Der große Tote“ bietet ein packendes Abenteuer, das durchaus das eine oder andere neue Motiv einbindet, und gelungene Zeichnungen, so dass das Lesevergnügen groß ist und man gern mehr davon hätte.

hinzugefügt: January 19th 2009
Tester: Irene Salzmann
Punkte:
zugehöriger Link: Ehapa
Hits: 2465
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