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Nuyen, Jenny-Mai: Rabenmond – Der magische Bund (Buch)

Jenny-Mai Nuyen
Rabenmond – Der magische Bund
cbt, 2008, Hardcover, 512 Seiten, 18,95 EUR, ISBN 978-3-570-16000-9

Von Christel Scheja

Die inzwischen zwanzigjährige Jenny-Mai Nuyen ruht sich nach ihrem überraschend erfolgreichen Debütroman „Nijura – Das Erbe der Elfenkrone“ nicht auf ihren Lorbeeren aus, sondern verfasst neben ihrem Studium ein Buch nach dem anderen. Sie beweist dabei immer wieder ungewöhnlichen Einfallsreichtum. So auch in ihrem neusten Werk: „Rabenmond – Der magische Bund“.


So lange Mion denken kann, herrschen die ‚Drachen’ über die Menschen. Sie sind mächtige Gestaltwandler, die als unsterblich und unverwundbar gelten und verschiedene Tiergestalten annehmen können, die sie sich in einem geheimnisvollen Ritus aneignen. Sie behaupten, die einfachen Bewohner des Landes vor der Macht und Willkür der Adligen zu beschützen; in Wirklichkeit sind sie aber nicht weniger despotisch und tyrannisch als ihre Amtsbrüder und –schwestern aus den Ländern rundherum, gegen die sie immer wieder in den Krieg ziehen.
Mion kann nur staunend zu dieser privilegierten Kaste aufsehen. So spielt sie auch mit ihren Freunden Saffa und Kajan den ‚Ritus’ nach, für den man ein Tier töten muss. Als sie einen Fuchs mit Pfeil und Bogen anschießt, findet sie statt seiner einen bewusstlosen Jungen mit bernsteinfarbenen Augen. Nach und nach entwickelt sich eine Freundschaft zwischen den beiden, die auch nicht zerbricht, als Mion erkennt, wer der Knabe eigentlich ist: Lyrian, der Prinz von Wynter und Sohn des Kaiserpaares der Drachen.
Um der Strafe für den Angriff auf den Prinzen zu entgehen, die von den Erwachsenen vollstreckt werden könnte, geht sie in die Stadt und wird die Schülerin des Malers Jagu, der schon bald erkennt, dass sie neben ihrem Talent auch durch ihre Freundschaft zu Lyrian einen besonderen Wert besitzt. Durch sie könnte er, der schon lange eine Rebellion gegen die Drachen plant, Zugang in die Burg der Drachen erhalten.
So ermutigt er Mion, die Freundschaft zu erhalten und zu vertiefen. Nur Baltibb, eine Tierpflegerin, die den jungen Prinzen sehr gerne mag und in der Festung der Drachen lebt und arbeitet, bekommt schon bald eine Ahnung, was eigentlich hinter den Kulissen abläuft. Aber wird sie dazu bereit sein, das drohende Verhängnis aufzuhalten?


Wie schon in ihren anderen Büchern wählt Jenny-Mai Nuyen bewusst junge Protagonisten, die bereits mit zwölf Jahren unzufrieden mit ihrem Leben sind und etwas zu verändern suchen, ohne zu wissen, ob ihre Entscheidungen Gutes oder Schlechtes bringen. Vor allem der gestaltwandelnde Prinz ist oft unzufrieden, sieht er doch, dass ihm seine Gaben und Fähigkeiten nicht unbedingt Freunde einbringen.
Er ist wesentlich feinfühliger und sanfter als seine Eltern oder andere Kinder seines Volkes, die sich bereits in jungen Jahren von der Macht haben korrumpieren lassen. Wie Mion ist er jedoch unfähig zu erkennen, welche Intrigen um ihn und das Mädchen gesponnen werden. Dementsprechend geheimnisvoll bleibt auch Jagu, der bis zuletzt den Grund für sein Handeln und seine Motive bewahrt. Gefühle und Leidenschaften kommen ohnehin immer wieder im Buch zum Tragen, selbst wenn sie nicht unbedingt ausgewalzt werden.
Die Autorin konzentriert sich in ihrem Buch sehr auf die Figuren und ihr immer komplexer werdendes Beziehungsgeflecht. Dabei kommen die Handlung und vor allem der Hintergrund etwas zu kurz.
Man erfährt weder viel über die zu Grunde liegende Magie des Gestaltwandelns noch über die Kulturen der Völker, die gestreift werden. Alles bleibt nebelhaft und wenig vorstellbar; man kann sich allenfalls mit Stereotypen behelfen. Allein der ‚Ritus’ wird ein wenig mehr erklärt, aber nur so weit, dass man dass Gefühl hat, er berausche die ehemaligen Menschen und jetzigen Drachen wie die Einnahme von Drogen.
Die Geschichte selbst ist zwar immer wieder mit überraschenden Ideen gespickt, folgt aber ansonsten ausgetretenen Pfaden. Das ist insgesamt nicht so schlimm, würde aber besser wirken, wenn das Setting etwas plastischer dargestellt wäre und wichtige Handlungselemente eine solidere Basis hätten.

„Rabenmond – Der magische Bund“ beeindruckt mit seinem Ideenreichtum und den vielfältigen Themen, verzichtet aber weiterhin darauf, die Charaktere der Figuren zu vertiefen und vor allem den Hintergrund etwas weiter und logischer heraus zu arbeiten.
So entsteht ein spannender und unterhaltsamer Abenteuerroman, der durch die Ausarbeitung an einigen Stellen noch mehr an Faszination gewonnen hätte.

hinzugefügt: January 22nd 2009
Tester: Christel Scheja
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