Welcome to Phantastik-News
 
 

  Inhalt

· Home
· Archiv
· Impressum
· Kino- & DVD-Vorschau
· News melden
· Newsletter abonnieren
· Rezensionen
· Suche
· Zum Forum!
 

  Newsletter

Newsletter-Abo
 

 
 

Ward, Peter: Der Rubindrache (Buch)

Peter Ward
Der Rubindrache
(Dragon Horse)
Aus dem Englischen übersetzt von Gerold Anrich
cbj, 2009, Hardcover, 494 Seiten, 18,95 EUR, ISBN 978-3-570-13654-6

Von Carsten Kuhr

Vor Äonen verbreiteten die Drachen Angst und Terror über die Welt. Der Schöpfer selbst musste eingreifen und die geflügelten Wesen aufhalten. Ihr Anführer verlor seinen Namen und fristet als Schatten sein vergessenes Dasein, die Drachen wurden zur Strafe auf den Erdboden verbannt und als wilde, prächtige Drachenpferde wiedergeboren. Abseits der Herrschaftszentren, weit im Nordosten des Chinesischen Reiches, werden sie seitdem gezüchtet, der Kaiser erhält jedes Jahr zwei der Pferde als Tribut.
Inzwischen aber scheint dem Gottkaiser der Tribut seiner fernen, unwilligen Untertanen nicht mehr zu genügen. Während Gerüchte über einen bevorstehenden Aufstand die Runde machen, fordert er, eine ganze Truppe mit den wundersamen Rössern auszustatten.

Fern der kaiserlichen Hauptstadt, in der Stadt der Träume, wächst Rokshan als zweiter Sohn eines der mächtigsten Händler des Reiches heran. Sein Weg scheint vorgezeichnet. Während sein älterer Bruder das Handelshaus übernehmen soll, durchläuft er eine Ausbildung zum Spitzendiplomaten. Doch dann macht die Neuigkeit die Runde, dass sein Onkel gegen den Kaiser rebelliert. Sein Vater wird inhaftiert, er selbst von einem Märchenerzähler angesprochen und als Mitglied des verbotenen Ordens der 3 Hasen rekrutiert.
Um seinen Vater, ja die Menschheit selbst, zu retten, muss Rokshan seinen Onkel im Tal der Pferdezüchter suchen, eine Aufgabe, die in interessanten Zeiten nicht eben einfach ist, zumal Mächtige suchen, ihn aufzuhalten. Ein uraltes Übel reckt sein Haupt, ein Übel, das die Kräfte der lang verloren geglaubten bösen Drachen wieder weckt ...


Fantasy aus Fernost, das ist ungewohnte Kost. Einige wenige Beispiele gibt es, ich erinnere nur an die herausragenden „Meister Li“-Romane aus der Feder eines Barry Hughart oder Da Chens Drachenromane (alle erschienen im Piper Verlag), dennoch kommen uns Westlern mit unseren austauschbaren Questen in der Nachfolge des „Herrn der Ringe“ entsprechende Texte eher ungewohnt.

Vorliegendes Werk, der Debütroman des Autors, besticht zum einen durch glaubhaft sich entwickelte Charaktere und eben jenen so oft beschworenen und so selten gelesenen frischen Ansatz.
Und Peter Ward weiß, von was er schreibt. Seit Jahren beschäftigt er sich mit fernöstlicher Folklore, zudem hat er für seinen Romanerstling minutiös recherchiert. So kann er im Verlauf der Handlung viel Wissenswertes über das Leben und Denken der Menschen in seinem klassischen China einfließen lassen.
Auch seine Personen, allen voran Rokshan und dessen verräterischer Bruder, wissen zu überzeugen. Ihre jeweilige Motivation wurde klar herausgearbeitet, der Leser kann ihre Entwicklung gut nachvollziehen. Insbesondere die Darstellung der schleichenden Verführung des Bruders scheint mir hier besonders gut gelungen.

Dennoch hatte ich meine Probleme mit dem Buch. Woran nur lag es, dass lange Zeit, fast bis zur Mitte des Romans, kein rechter Lesefluss aufkommen wollte?
Vielleicht daran, dass der Autor uns seine detailliert und überzeugend ausgestaltete Welt kaum erläutert. In Feenreichen, bei den Zwergen und Vampiren kennen wir uns zwischenzeitlich aus, wie in unserer Hosentasche. Hier, im antiken China mit der ganz unterschiedlichen Mentalität der Menschen, mit uns unbekannten Mythen und Verhaltensweisen, hätte ich mir ein wenig mehr Führung gewünscht. Das liest sich insbesondere zu Beginn verwirrend, man weiß nicht so recht, wie man Situationen und Gestalten einschätzen soll, wie sich die Handlung in den chinesischen Kontext einfügt.

Dabei sind die Gefühle, die unsere Gestalten bewegen, dieselben wie überall – Neid, Ehrgeiz, Raffgier ebenso wie Liebe, Treue und Opferbereitschaft.
Stilistisch ohne Besonderheiten hält der Roman für seinen Leser ein etwas anderes Lesefutter bereit, entführt in eine uns sehr fremde, aber auch interessante Welt, ohne mich allerdings restlos überzeugen zu können.

hinzugefügt: January 28th 2009
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: cbj
Hits: 2490
Sprache:

  

[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ]