Tsutomu Nihei
Biomega 1
Aus dem Japanischen von Costa Caspari
EMA, 2009, Taschenbuch, 224 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-6985-7
Von Christel Scheja
Vor gut zehn Jahren kam bei uns die Serie „Blame!“ auf den Markt. Tsutomu Nihei präsentierte damals den Blick auf eine albtraumhafte Welt inmitten eines Technikfriedhofs, in dem die letzten Menschen mehr schlecht als recht zusammen leben. Die Zivilisation ist ebenso wie die Moral quasi nicht mehr vorhanden; es zählt allein die Macht des Stärkeren, wie in jeder primitiven Gesellschaft.
„Biomega“ erzählt nun die Vorgeschichte der Saga und verrät, wie diese düstere Welt entstanden ist.
Im Jahr 3005 gelingt es den Menschen, erstmals zum Mars zu reisen, doch was sie von dort mitbringen, ist alles andere als fördernd.
Denn auf dem Planeten sind sie einer Frau begegnet, die ein einziges Rätsel darstellte, weil sie ohne Sauerstoff und Wasser überleben konnte. Die Rückkehr des Schiffs wird zu einem Desaster. Seither treibt die Leiche eines toten Besatzungsmitglieds in den äußeren Schichten der Atmosphäre und stößt ständig Sporen ab.
Schon ein halbes Jahr später hat das die Erde verändert, denn von einer abgelegenen Insel aus droht sich ein Virus über die ganze Welt zu verbreiten und die Menschen zu vernichten. Wer mit NSS infiziert wurde, verwandelt sich nach und nach in einen seelen- und geistlosen Zombie, eine so genannte ‚Drohne’. Da man nicht bedacht hat, wie ansteckend die Krankheit ist, scheint der Zeitpunkt gekommen, die Untersuchungen und Experimente zu beenden und die Insel zu säubern. Doch ist es dafür vielleicht nicht schon zu spät?
Der synthetische Humanoid Kanoe Zoichi versucht, im Auftrag von Toha-Industries mehr über den Zustand von 9JO herauszufinden und dringt deshalb dort ein. Er ist aber auch auf der Suche nach anpassungsfähigen Humanoiden, die den NSS-Virus halbwegs überstanden haben. Unterwegs ist er mit einem 400XLA-Bike, das mit einer künstlichen Intelligenz ausgestattet ist.
Wie schon die Vorgänger-Serie präsentiert sich „Biomega“ als düstere Cyberpunk-Endzeit-Vision, die in düsteren und tristen Schilderungen nur wenig Hoffnung auf eine sichere Zukunft macht. Der kaltschnäuzige Held ist noch die menschlichste Figur, die sich durch das graue und bedrohliche Szenario bewegt, denn obwohl er eigentlich nur ein künstliches Wesen ist, wirkt er viel weniger entmenschlicht als die wenigen anderen Gestalten, die sich durch die Geschichte bewegen.
Obgleich „Biomega“ sehr auf Action setzt, klingen doch aus kritische Töne an. Allerdings bleiben diese im ersten Band so kryptisch, dass sie sich einem kaum erschließen. Und man hat das Gefühl, man müsse „Blame!“ kennen, um die vagen Andeutungen überhaupt zu verstehen
Damit ist die Serie vor allem für diejenigen interessant, die bereits „Blame!“ schätzen und nun erfahren möchten, wie alles begann. Wer die alte Serie noch nicht kennt, wird allerdings nur schwer Zugang zu der kryptischen Geschichte finden.