Brooks, Terry: DIE HEXE VON SHANNARA (Buch)

Terry Brooks
Die Hexe von Shannara
Ilse Witch
aus dem Amerikanischen UEbersetzt von Andreas Helweg
Blanvalet Paperback 24966, 467 Seiten, 22,00 DM

von Carsten Kuhr

Terry Brooks war einer der Ersten, die mit einer nur rudimentaer abgewandelten Nacherzaehlung von Tolkien's HERR DER RINGE Millionen scheffelten.

Zwischenzeitlich sind die Nachahmer Tolkien's Legion, andere Abschreiber bereits wieder aus den Buchregalen der Novitaeten in die Versenkung verschwunden, da legt der SHANNARA Autor noch eine Schaufel drauf.
Ein neuer Zyklus erwartet die Fans - wohl auch, weil sein meines Erachtens unterbewerteter Landover Zyklus nicht so recht einschlug.

Terry Brooks wendet sich wieder der Thematik zu, die ihn bekannt gemacht hat. Der Autor berichtet uns von einer Suche. Am Ende der Welt inmitten unerforschter, lebensfeindlicher Wildnis beherbergt eine Ruine die Quelle einer vergessenen Magie. Vor mehr als 30 Jahren sandten die Elfen eine Expedition aus, nun schaffte es ein einziger UEberlebender, grausam verstuemmelt zurueck. Ein Wettlauf nimmt seinen Anfang Die Ilse-Hexe will sich den sagenhaften Schatz ebenso sichern, wie die Expedition unter Leitung Walker's, des letzten der Druiden. Fuer Walker gilt es zunaechst die passenden Gefaehrten auszuwaehlen, immer unter der Gefahr von den Schergen der Hexe angegriffen zu werden. Mit einem Luftschiff soll das waghalsige Unternehmen durchgefuehrt werden Der Autor laesst es langsam, fast gemuetlich angehen. Wir erleben mit, wie der Druide sorgsam seine Gefaehrten auswaehlt, darunter natuerlich als Sympathietraeger wieder zwei unerfahrene Heranwachsende, durch deren neugierige Augen der Leser tiefere Einblicke in die Vorkommnisse erhaelt. Nicht fehlen darf natuerlich auch das magische Schwert von Shannara.
Als Novum fuegt Brooks diesmal die zeppelinaehnlichen, durch Licht angetriebenen Luftschiffe der Handlung bei. Geschickt vermengt er hierbei die Romantik die die Segelschiffahrt immer noch auf uns alle ausuebt mit der Faszination, die der Mensch mit den Fliegen verbindet. Die restliche Besatzung rekrutiert sich aus Angehoerigen des Volkes der Fahrenden, einer an die Zigeuner Kultur angelehnte Gruppierung deren Freiheitsdrang und Unstetigkeit fuer weiteren sorgt. Nicht fehlen duerfen natuerlich die Krieger der Elfen sowie eine Seherin, ein Zwerg und ein mysterioeser Gestaltwandler. Wir begleiten unsere wackere Gruppe auf ihrem gefahrvollen Weg hin zur Schatzinsel. Auf dem Hinflug gilt es drei magische Schluessel zu erobern, den Anschlaegen des Ilse Hexe auszuweichen und die Ausbildung der unerfahrenen Mitglieder der Truppe zu vervollstaendigen. Natuerlich werden einige Raetsel gelueftet, nur um weitere Fragen und Geheimnisse aufzuwerfen. Kaum am Ziel angekommen greift die Ilse Hexe an, und auch unsere magisch begabten Helden werden gefangen gesetzt - Fortsetzung folgt.

Terry Brooks bleibt bei seine Leisten, wie man so schoen sagt. Die Zusammensetzung einer bunten Schar von Abenteurern entspricht dem erfolgsgewohnten Bild - ein weiser Zauberer / Druide, der natuerlich aus den ehrbarsten Motiven heraus seine Geheimnisse und sein Wissen um die Faehrnisse die vor ihnen liegen nur stueckweise preisgibt, die wackere Schar der faehigen Helfer und Kaempfer, der jugendliche unbedarfte Protagonist, der im Verlauf der Queste sein Potential entdecken muss und die ihm unbekannten Kraefte zum UEberleben aller zu meistern lernen sollte und nicht zu vergessen der grosse, scheinbar uebermaechtige boese Gegenspieler. Hier weicht Brooks vom Gewohnten ein wenig ab, schildert er doch die Hexe Ilse selbst als getaeuschtes Opfer - doch ist Ilse ueberhaupt schlussendlich der boese Widerpart, oder wartet hier, hinter den Toren der uralten Festung noch das eigentlich Boese ?
Von dem Handlungsaufbau und den Personen also nichts umwerfend Neues, dafuer aber, wie bereits erwaehnt beim Reisemittel. Den Luftschiffen und deren Besatzungen haftet ein frischer, neuer und unverbrauchter Duft an der mich durchaus positiv ueberraschte.
Der Cliffhanger laesst den Leser, wie dies so ueblich ist an der spannendsten Stelle zurueck. Wir erlebten die Aufloesung der Raetsel um die verwobene Vergangenheit des Gestaltwandlers und unseres Protagonisten mit der Hexe Ilse, gelangen mit unserer Expedition an einen Ort uralter, aber noch funktionierender Technik, nur um uns ohne inhaltliche Abgeschlossenheit bis zum naechsten Band gedulden zu muessen, um zu erfahren, wie es nun weitergeht.
Alles in Allem liegt ein gelungener Auftaktband einer neuen Trilogie (?) vor, der zwar inhaltlich dem Althergebrachten verhaftet bleibt, jedoch vereinzelt auch neue Akzente zu setzen vermag.

hinzugefügt: August 5th 2004
Tester: Carsten Kuhr
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