Star Wars Sonderband 48
Legacy 5: Der verborgene Tempel
Jan Duursema & John Ostrander
(Star Wars Legacy 23 - 26, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Michael Nagula
Titelillustration von Omar Francia
Zeichnungen von Jan Duursema & Dan Parsons
Panini, 2009, Paperback, 100 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86607-792-8
Von Christel Scheja
„Legacy”, eine der aktuellen Serien, die hier in Deutschland im Sonderformat erscheint, spielt bereits 140 Jahre nach der Schlacht von Yavin und macht so einen großen Schritt nach vorne in die Zukunft.
Nachdem die Yuuzhan Yong das Antlitz der bekannten Welten grundlegend verändert haben, sind große Teile der Galaxis in Chaos gestürzt. So sind auch die Sith nicht ausgerottet und vergessen, sondern stattdessen zu neuer Macht und einem großen Orden herangereift, dem es sogar gelungen ist, die Herrschaft über das niemals ganz gefallene galaktische Empire zu ergreifen. Darth Krayt regiert mit Hilfe seiner dunklen Gefährten und abtrünniger Generalgouverneure über einen großen Teil der Galaxis.
Wieder sind die Jedi-Ritter nur Verfolgte, nachdem die Jedi-Akademie auf Ossus – ihre letzte große Bastion – zerstört wurde, und das Geschlecht der Skywalker scheint vollkommen ausgelöscht worden zu sein. Doch inzwischen weiß die halbe Galaxis, dass einer das Massaker überlebt hat.
Allerdings ist Cade Skywalker weit davon entfernt ein Held und Lichtbringer zu sein. Über viele Jahre hat er sich bei Kopfgeldjägern und Schnüfflern versteckt. Jetzt muss er seine Tarnung im Kampf für die Prinzessin Marasia Fel enthüllen und hat nun keine andere Wahl, als sich den Sith zu stellen. Sein erstes Vordringen in die Höhle des Löwen endet jedoch in einem Desaster, denn Darth Krayt nimmt ihn gefangen und versucht, den jungen Jedi zu einem seiner Sith zu machen.
Nur dem mutigen Einsatz seiner Freunde und seiner Mutter hat Cade es zu verdanken, dass dem Feind das nicht gelingt. Allerdings wird nun auch die Treibjagd auf ihn eröffnet, da ihn der Sith-Imperator ebenso suchen lässt wie das Empire.
Doch wohin kann er sich nun wenden? Vermögen ihm die Freunde, bei denen er sich versteckt, um sein Schiff wieder auf Vordermann bringen zu lassen, wirklich zu helfen und ihn zu schützen? Oder hat er keine andere Wahl, als sich zu einem Ort zu begeben, an dem sich die Jedi eine geheime Zuflucht aufgebaut haben, um dort neue Kraft zu sammeln und Hilfe zu suchen? Denn immerhin hat er in seiner Gefangenschaft bei Darth Krayt auch wertvolles Wissen über die Sith gesammelt, das die Ritter des Lichts nun für den Gegenschlag nützen könnten, wenn sie wollen.
„Der verborgene Tempel“ zeigt wieder einmal interessante neue Seiten an Cade Skywalker, gerade in seinem Zusammenspiel mit den Freunden, die teilweise mehr als das sind, sich aber wie er dazu entschlossen haben, ihr Erbe zu verleugnen. Wieder merkt man, dass er einerseits mehr Gefühle als nur Zynismus besitzt, aber auch dass er wie kein anderer Skywalker zuvor sich sehr bewusst auf dem Grad zwischen Gut und Böse bewegt.
Anders als Luke oder Anakin hasst er es, manipuliert zu werden und versucht stur, seinen eigenen Weg zu gehen, auch wenn er vielleicht all dem widerspricht, was er von seinem Vater gelernt hat. Dann wieder hat er auch jemanden, für den er leben will, auch wenn es ihm schwer fällt, das zuzugeben – und es ist überraschenderweise nicht die imperiale Prinzessin, die ebenfalls neue Seiten zeigt.
Die beiden sind längst nicht die Einzigen, die in diesem Band überraschen. Und das macht die „Legacy“-Serie so interessant, denn fast alle Figuren haben einen ambivalenten Charakter und wissen immer wieder zu verblüffen oder die anderen zu täuschen. All das ist natürlich auch in eine spannende und unterhaltsame Handlung gebettet, die einige Fragen beantwortet, aber auch wieder neue stellt, um die Geschichte voran zu treiben.
Nicht nur die Zeichnungen sind herausragend, auch der Inhalt überzeugt durch eine actionreiche, ausgefeilte Handlung und hintergründige Figuren, die erneut zu überraschen wissen. Dadurch wird „Legacy“ zu einer Serie, die weit über dem qualitativen Durchschnitt vergleichbarer Comic-Titel liegt und zeigt, was das Medium wirklich leisten kann.