Bill Willingham
Fables 8
Arabische Nächte (und Tage)
(Fables # 42-47, 2005/2006)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Titelillustration von James Jean
Zeichnungen von Mark Buckingham, Jim Fern, Jimmy Palmiotti & Andrew Pepoy
Farbe von Daniel Vozzo
Panini, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 148 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-769-0
Von Christel Scheja
Bill Willingham erweckt in seiner Reihe „Fables” die Figuren aus Märchen, Fabeln und Sagen zum Leben. Weil sie von einem geheimnisvollen aber übermächtigen Feind aus ihren Reichen vertrieben wurden, leben sie in einer Enklave am Rande von New York und einer abgeschiedenen Farm in der nahegelegenen eher ländlichen Region.
Prince Charming bekommt langsam aber sicher zu spüren, dass das Amt des Bürgermeisters von Fabletown nicht nur Macht und Reichtum bedeutet, sondern auch eine Menge ärger und Stress. Langsam beginnt er zu verfluchen, dass er damals die Wahl mit unlauteren Mitteln gewonnen hat und würde die Aufgaben gerne wieder an den früheren Amtsinhaber King Cole abgeben. Doch der hat Freude am Ruhestand gefunden und ist allenfalls dazu bereit, Ratschläge zu geben.
Das ist auch bitter nötig, denn nun, wo sie die Natur und die Geheimnisse des Feindes kennen, die Blue Boy neben Red Riding Hood unter Einsatz seines Lebens besorgt hat und dafür vordergründig zum Verräter werden musste, gilt es Pläne zu schmieden und Verbündete zu suchen, die der Feind noch nicht überrannt hat.
Prince Charming hat so gar keine Erfahrung damit, als eines Tages eine Delegation aus den arabischen Märchenländern in Fabletown auftaucht. Neben Sprachproblemen gibt es auch noch kulturelle Differenzen, denn Sklaverei ist in den westlichen Ländern ja verboten. Und die Besucher neigen leider auch dazu, jedes Wort auf die Goldwaage zu legen.
Hier kommen die Sprachkenntnisse und Erfahrung von King Cole den Fables sehr zu gute. Nach und nach gelingt es ihm, die Verhandlungen aufzunehmen und vor allem den Leiter der Delegation – Sinbad, von dem Bündnis zu überzeugen.
Doch dann entfesselt dessen düsterer und leicht zu reizender Begleiter, der Zauberer und Wesir Yusuf eine magische Waffe von zerstörerischer Macht, die die ganze Welt zerstören könnte, wenn er nicht aufpasst. Doch glücklicherweise ist Frau Totenkinder im weiten Feld der Magie erfahrener als jeder denkt...
Derweil ist der Feind bereits näher als gedacht, denn nur zwei Straßenzüge von Fabletown entfernt wohl ein scheinbar ganz normales junges Ehepaar, das ein düsteres Geheimnis hat, und bis vor kurzem nicht einmal menschlich war...
Auch dieser Band von „Fables“ setzt die Entwicklungen fort. Geschildert werden nicht nur die Entwicklungen in Fabletown, das immer mehr im Chaos zu versinken scheint, weil seine derzeitigen Anführer der Aufgabe nicht gewachsen sind, es wird auch immer wieder auf die Farm umgeblendet, wo Snow White ihre Kinder groß zieht und besorgt das Treiben in der Stadt beobachtet.
Nicht zuletzt zeigen die beiden letzten Geschichten, dass es auch unter dem Feind ganz normale Wesen gibt und selbst Holz-Soldaten der Macht der Liebe erliegen können. Das Kapitel der Geschichte erscheint eher ruhig, da die Probleme mit der arabischen Delegation schnell geklärt sind, aber man merkt auch, dass einige Andeutungen bereits auf die Zukunft hinweisen.
Wieder einmal lebt die Graphic Novel von den Geschichten in der großen Geschichte. Zudem bleibt der Comic inhaltlich wie zeichnerisch auf dem hohen Niveau seiner Vorgänger.
Alles in allen gönnt „Arabische Nächte (und Tage)“ den Fables erst einmal eine kurze Ruhepause, ehe sie sich wieder mit dem Feind beschäftigen müssen, Damit das nicht all zu langweilig wird, sorgen ihre Besucher für Action, die es in sich hat. Für Fans ist der Band ein Muss, nur ein Einstieg ist jetzt nicht mehr so gut möglich, weil bereits zu viele Kenntnisse vorausgesetzt werden.