Der Engel & der Drache 1
Und der Tod wird nur ein Versprechen sein
Lalie: Bildsynthese, Visualisierung, Modellierung der Dekors und Farben, Licht & digitale Ergänzungen
Téhy: Szenario, Storyboard, Panel-Layout & digitale Endfassung
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2008, Hardcover, 48 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-939823-26-1
Von Irene Salzmann
Vor vielen Generationen herrschten die Drachen über die Erde, angeführt von der Geisterkönigin. Dann setzte sich die Wissenschaft gegen die Magie durch, die Drachen verschwanden, und die Menschen verheerten die Welt durch Kriege.
Die schöne Hana-Rose ist überglücklich, als ihr Mann Licomte unversehrt aus dem Krieg zurückkehrt. Allerdings wärt die Freude nicht lang. Licomte hat sich der Erforschung der See verschrieben, in deren Tiefen er immer wieder Knochen findet, die zum Skelett eines gigantischen Tieres gehören. Eines Tages verunglückt er bei einem Tauchgang.
Hana-Rose will sterben, aber das verhindern ihre Nachbarn und der Arzt. Schließlich sucht sie eine unheimliche Alte auf, die als Hexe gilt. Weiß Hortensia Iguanabella einen Weg, um die Liebenden wieder zu vereinen?
„Der Engel & der Drache“ ist eine spannende Fantasy-Erzählung, die mit einigen Steampunk- und Horror-Elementen einhergeht. Dreh- und Angelpunkt ist die Magie, insbesondere die der Drachen, die angeblich verloren ging, aber offensichtlich noch sehr präsent ist. Hana-Rose, die sich keinen anderen Rat weiß, um den geliebten Mann zurück zu bekommen, lässt sich auf ein gefährliches Spiel ein. Ihr Wunsch wird zwar erfüllt, aber welchen Preis muss sie dafür zahlen?
Die Antwort wird erst der zweite Band geben. Teil 1 endet ohne Cliffhanger, hinterlässt jedoch eine Ahnung drohenden Unheils. Dafür sorgt auch die düstere, stimmungsvolle Farbgebung. Dunkle Nuancen und Rot dominieren meist, wenn Kampf und Tod dargestellt werden; helle, eisig-blaue Töne symbolisieren die Welt der Geister und die Geisterkönigin; warme, erdige Farben versinnbildlichen das irdische Dasein und die kurze Zeit des Glücks von Hana-Rose und Licomte, jedoch überschattet von dem, was die Gewölbe ihres Hauses bergen.
Die sehr hübsche Titelillustration ist leider nicht repräsentativ für den Innenteil, der statt auf gemalte Bilder auf einen Mischstil setzt, der durch die am PC erstellten und digital aufbereiteten Motive sehr realistisch wirkt und mehr Ähnlichkeit mit den Screenshots eines Animationsfilms oder PC-Games als mit einem ‚konventionellen’ Comic hat. Die Hintergründe sind besonders gelungen, während man bei den Figuren, insbesondere ihren Gesichtern, bemerkt, wo die aktuellen Grafik-Programme ihre Grenzen haben.
Ob die Illustrationen gefallen, ist reine Geschmackssache: Es gibt Comic-Freunde, die gemalte und allenfalls leicht am PC bearbeitete Bilder vorziehen und den mitunter seelenlos wirkenden, PC generierten Motiven wenig abgewinnen können, und wieder andere, die fasziniert sind von den Möglichkeiten, die die heutige Technik bietet, und die bereits mit digitalen Bildern aufwuchsen, so dass ihnen diese Optik vertraut ist.
„Der Drache & der Engel“ bietet eine interessante Story, deren weiterer Verlauf nicht vorhersehbar ist. Man sollte ein wenig in dem Band blättern, ob man sich auch mit dem Stil der Illustrationen anfreunden kann, die sehr aufwändig und atmosphärisch sind, aber leider auch einige Kinderkrankheiten der Grafik-Programme aufweisen.