Segamu & Melisssa DeJesus
Sokora Refugees 1
Aus dem Amerikanischen von Monja Reich
Tokyopop, 2006, Taschenbuch, 180 Seiten, 6,50 EUR,, 978-3-86580-391-7
Von Christina Zurek
Kana hat es in der Schule wirklich nicht leicht. Sie hinkt dem Schulstoff hinterher, verschläft ständig und vergisst ihre Hausaufgaben. Außerdem lassen bei ihr, im Gegensatz zu ihren Mitschülerinnen, die weiblichen Rundungen noch auf sich warten, weswegen sie bei den Jungen nicht gerade beliebt ist. Doch diese Probleme sind, verglichen mit den Schwierigkeiten, die noch auf das junge Mädchen warten, nicht wirklich der Rede wert.
Alles beginnt mit dem neuen Mitschüler Tien Shimisa, der für sein Alter entsetzlich klein geraten ist und Kana vom ersten Augenblick an neugierig beobachtet.
Doch hinter dem Jungen verbirgt sich mehr, als es den Anschein hat. Als ihn Kana dabei erwischt, wie er im Mädchenduschraum ein magisches Portal herauf beschwört, wird sie mit ihm in die magische Welt Sokora hineingezogen. Dort entpuppt sich Tien als Elf, der Kana als Verstärkung gegen böse Mächte mit in seine Welt gebracht hat. Doch das nur mit einem Bademantel bekleidete Mädchen ist davon alles andere als entzückt und lässt ihren Entführer einfach stehen, ohne zu ahnen, welche Gefahren an diesem fremden Ort auf sie lauern.
Schon bald läuft sie der schwer verwundeten Elfenhexe Veila in die Arme und begegnet dem bitterbösen und hässlichen Goyle, der durch bloße Berührung seine Gegner in Stein verwandeln kann und Kana sogleich zum Fressen gern hat. Zum Glück hat Tien schnell Hilfe geholt. Diese besteht aus seinem großen Bruder Tristan und der Nymphe Salome, die zu Sokoras Widerstandskämpfern gehören, dem Bösewicht aber leider nicht gewachsen sind. So bleibt der kleinen Gruppe nichts anderes übrig, als nach einem Ablenkungsmanöver von Kana ihr Heil in der Flucht zu suchen.
Als sie wieder heil in der Schule der Menschenwelt angekommen sind, bemerkt Kana, dass eine seltsame Veränderung in ihr vorgegangen ist. Die tödlich verwundete Elfe Veila konnte ihre schweren Wunden nur dadurch überleben, indem sie sich mit einem Zauberspruch in Kanas Körper teleportierte. Von nun an teilen sich die beiden einen Körper, was zu allerhand komischen und peinlichen Verwicklungen führt, wenn Kana plötzlich zur vollbusigen Sexbombe mutiert.
Doch lässt sich dieser Zauber je wieder rückgängig machen? Und wird es den Widerstandskämpfern gelingen, mit Hilfe von Kana und ihren beiden Freundinnen ihre Heimat zu retten?
Dem amerikanischen Duo Segamu (Text) und Melissa DeJesus (Illustration) gelang mit „Sokora Refugees“ ein kurzweiliger Genremix aus Fantasy.-Aenteuer und Comedy. Zwar bietet die Geschichte um die Schülerin Kana, die eine fremde Welt vor Unheil bewahren muss, nicht unbedingt etwas Neues im Fantasy-Bereich, doch ist sie unterhaltsam und witzig geschrieben und langweilt den Leser zu keiner Sekunde.
Dabei helfen die liebenswert gestalteten Hauptfiguren. Besonders die tollpatschige Heldin Kana und den Elfenjungen Tien mit seinen großen Spitzen Ohren hat man sofort ins Herz geschlossen. Doch auch die Nebencharaktere wie die Nymphe Salome, eine Amazone in Katzengestalt, und ihr Liebster Tristan sind gelungen und tragen zur turbulenten Handlung bei. Die Bösewichte sind als hässliche, nicht sonderlich intelligente Reptilienmenschen sofort zu erkennen.
Insgesamt erinnert das Charakterdesign an eine Mischung aus japanischem Manga und amerikanischem Comic, was bestimmt nicht jedem Manga-Fan sofort gefallen wird. Jedem Leser, der sich auch mal mit einem anderen Zeichenstil anfreunden kann, sei auf jeden Fall ein Blick empfohlen. Die männlichen Leser werden mit den üppigen Rundungen und knappen sexy Outfits der weiblichen Protagonisten belohnt. Und die weibliche Leserschaft wird an den heldenhaften Elfen ihre Freude haben.
Leider haben die Figuren wenig Charaktertiefe erhalten und wirken daher etwas eindimensional. Die Guten sind gut, und die Bösen sind böse. So gibt es leider nicht allzu große Überraschungen in der Handlung. Vielleicht wird sich dies im zweiten Band aber noch ändern. Dafür ist besonders der Humor sehr gelungen, und die Zeichnerin hat vor allem diese Stellen eindrucksvoll in Slapstick-Einlagen und überzogenen Gesichtsausdrücken treffen porträtiert. Auch die detaillierten Hintergründe und die Arbeit mit der Rasterfolie können sich sehen lassen.
Als nettes Extra gibt es am Ende des Bandes noch ein paar Sketchbook-Seiten. Dort kann man Entwürfe der Hauptcharaktere bewundern, und die Zeichnerin erzählt Wissenswertes und Interessantes über ihre Arbeit. Ein paar kurze Infos über die Zeichnerin und den Autor und eine Vorschau auf Band 2 runden den Manga ab.
„Sokora Refugees“ wurde ab 13 Jahren empfohlen, was absolut gerechtfertigt ist, denn trotz der großen Oberweite und einiger sexy Outfits, bleibt die Geschichte absolut jugendfrei. Besonders Leser und Leserinnen die gerne in Fantasy-Welten abtauchen und dabei auch eine gehörige Portion Comedy mögen, sind mit diesem Manga gut beraten. So kann man die Reihe ganz besonders den Fans der Anime- und Manga-Reihe „Slayers“ empfehlen.