Welcome to Phantastik-News
 
 

  Inhalt

· Home
· Archiv
· Impressum
· Kino- & DVD-Vorschau
· News melden
· Newsletter abonnieren
· Rezensionen
· Suche
· Zum Forum!
 

  Newsletter

Newsletter-Abo
 

 
 

Der letzte Countdown (DVD)

Der letzte Countdown (Collector's Edition)
USA 1980, Regie: Don Taylor, mit Kirk Douglas, Martin Sheen u.a.

Von Thomas Harbach

Mit „Der letzte Countdown“ erscheint einer der markantesten stahlgewordenen feuchten Träume eines jeden amerikanischen Militärhistorikers in einer restaurierten, digitalisierten und vor allem im 2.35:1-Format wiedergegebenen DVD-Neuauflage.
Um es gleich vorweg zu nehmen, die zweite DVD ist in erster Linie eine Dokumentation über die Geschichte der Flugzeugträger allgemein. Es ist zwar reizvoll, das Thema zu vertiefen, aber für den Genuss dieses überdurchschnittlich budgetierten B–Pictures nicht signifikant.

Der Film ist 1980 in die Kinos gekommen, als nicht nur Science Fiction dank der „Star Wars“-Welle plötzlich in allen möglichen Kombination en vogue gewesen ist, sondern in einem politisch außergewöhnlich bewegten Jahr. Nicht umsonst hat Hollywood wie nicht selten in seiner langen Geschichte die volle Unterstützung der Militärs für diesen Film erhalten. Neben dem aufflammenden Kalten Krieg mit dem Boykott der Olympischen Spiele in Moskau aufgrund des Afghanistan-Krieges dürfte die Geiselnahme im Jahre eines der markantesten Ereignisse des Jahres 1980 gewesen sein. Fast 450 Tage sind Amerikaner in der amerikanischen Botschaft in Teheran gefangengehalten worden, ein Befreiungskommando scheiterte kläglich. Als Verbindung zum vorliegenden Film sei nur angemerkt, dass ein Teil der Truppen von der U.S.S. Nimitz, dem eigentlichen Star des Films, startete. In den USA selbst kam es aufgrund des Todes von vier Farbigen wieder zu Rassenunruhen und der allererste Golfkrieg zwischen Iran und dem Irak begann. Im gleichen Jahr wurde Ronald Reagan zum amerikanischen Präsidenten gewählt. Vielleicht ist es nur Zufall, das Amerika zumindest auf der Kinoleinwand seine militärische Präsenz zeigen wollte. Vielleicht ist es nur Zufall, dass das Drehbuch kurz vor Drehbeginn anscheinend umgeschrieben worden ist. Ursprünglich sollte die Nimitz zwar auch unfreiwillig auf Zeitreise gehen, aber der Flugzeugträger sollte mitten im Zweiten Weltkrieg landen und nicht am Tage vor dem Überfall auf Pearl Harbor im Dezember 1941. Mit einer Distanz von fast dreißig Jahren und einigen militärischen Auseinandersetzungen weiter könnte „Der letzte Countdown“ ein faszinierendes Double-Feature mit Michael Bays „Pearl Harbur“ bilden. Während Michael Bay in drastischen, teilweise arg kitschigen und die eigentliche Situation teilweise verherrlichenden Bildern die schmählichste Niederlage der USA und mit dem Bombenangriff auf Tokio trotz oder gerade wegen der symbolischen Bedeutung die glorreiche Rückkehr einer Weltmacht zeigt, geht Don Taylors Streifen noch subversiver vor. Das Nichteingreifen der Nimitz – unabhängig von den katastrophalen Folgen für eine Geschichtsschreibung – unterstreicht, das die Nation über erstaunliche Selbstheilungsfähigkeiten verfügt und unter großen Opfern die eigene Ehre aus eigener Kraft und nicht zukünftiger Technik wiederherstellen kann. Auch wenn das Drehbuch zumindest impliziert, dass das in der Vergangenheit zurückgelassene Besatzungsmitglied nicht nur bei der Konstruktion der Nimitz mitgeholfen hat, sondern zu einem einflussreichen und monetär reichen Mann aufgestiegen ist. Und das sicherlich auch mit seinem zukünftigen Wissen.

Die Handlung des Streifens ist allgemein bekannt. Das Drehbuch verschwendet nicht viel Zeit mit der Exposition. Während eines Seemanövers gerät die Nimitz in einen seltsamen, aus heutiger Sicht sehr auffällig computeranimierten Sturm/Zeitwirbel, welche das Schiff in der Zeit versetzt. Zuerst glaubt die Mannschaft an einen atomaren Erstschlag, da auf allen bekannten Militärfunkfrequenzen keine Signale mehr aufgefangen werden können. Nur Glenn Miller wird live übertragen. Bei einem der Aufklärungsflüge entdecken die Jäger eine alte, aber plötzlich neu wirkende Yacht, auf welcher sich ein Senator als politischer Lobbiest versucht. Das Ziel ist die Vizepräsidentschaft. Die Yacht wird von japanischen Tieffliegern angegriffen und versenkt. Kommandant der Nimitz Matthew Yelland steht vor einer schweren Entscheidung, ob er mit der überlegenen Feuerkraft der Nimitz in die Geschichte eingreift und damit den ihm gegebenen Auftrag erweitert, sein Land nicht nur überall, sondern vor allem jederzeit vor jedem Angriff zu verteidigen.

Alleine vom handwerklichen Standpunkt her ist „Der letzte Countdown“ ein ungewöhnlich geradliniger Film, der plottechnisch nur wenig Zeit zum Luftholen lässt. Alle pseudowissenschaftlichen Erklärungen werden im Grunde nachgeschoben. Erst als die Fakten keine andere Theorie mehr zulassen, akzeptieren die Soldaten inklusiv des eher ambivalenten und keine wichtige Rolle spielenden freien Beraters Warren Laskey - Martin Sheen – die Tatsache, dass die Nimitz durch die Zeit gereist ist. Alle weiteren Entscheidungen laufen zuerst nach der bekannten Theorie des in der Zeit zurückkehrenden Mannes ab, der seinen Großvater töten könnte und dadurch wahrscheinlich nie geboren worden wäre. Die vom Drehbuch während des kurzen Aufenthalts der Nimitz in der Vergangenheit präsentierten Fakten widersprechen allerdings diesen Theorien. Anscheinend lässt sich die Zeit nicht wirklich überlisten. So gilt historisch der aus dem Wasser gefischte Senator eines der ersten Opfer des Angriffs auf Pearl Harbor. Er ist verschollen. Im Film nimmt ihn die Nimitz auf und bewahrt ihn vor diesem Schicksal. Kurze Zeit später wird er unter anderem Umständen ums Leben kommen. Er bleibt auch nach der Zeitreise der Nimitz eines der ersten Opfer. Was im Kleinen funktioniert hat, traut sich das Drehbuch nicht im Großen zu diskutieren. Es steht sicherlich außer Frage, dass die Nimitz mit ihren überlegenen Waffen die japanische Flotte vernichtet hätte. Aber ob es wirklich zu diesem Angriff gekommen wäre, steht trotz der darauf hinauslaufenden Konfrontation am Ende des Streifens auf einem anderen Blatt. Siehe das Schicksal des Senators. Mit dem zweiten Auftauchen des Zeitsturms/Zeitwirbels/unerklärten Naturphänomens im letzten, aber richtigen Moment wird jede mögliche Spekulation im Keim erstickt.

Zurück bleiben die verschiedenen, teilweise sehr lebhaften geführten Diskussionen. Diese Verweigerungshaltung des Drehbuch inklusiv des etwas ironischen, aber vorhersehbaren Epilogs lässt den Zuschauer unbefriedigend. Natürlich spielt der Film seine faszinierende Prämisse nicht einmal in Ansetzen aus. Da langt es nicht, wenn die modernen Kampfjets der Nimitz auf die Jäger der japanischen Angriffsflotte zufliegen. Selbst mit den Zwischenschnitten kann Regisseur Don Taylor keine Spannung erzeugen. Hinsichtlich der geschichtsspezifischen Spekulation bietet „Der letzte Countdown“ eindeutig zu wenig an.

Viel interessanter sind die menschlichen Stars beziehungsweise natürlich der stählerne Koloss, der im Mittelpunkt fast jeder Szene steht. Zusammen mit dem Zivilisten Laskey lernt der Zuschauer erst einmal die militärische Disziplin an Bord des Flugzeugträgers kennen. So hat ein Flugzeug Probleme und wird mittels eines Fangnetzes zum Stehen gebracht. Verschiedene kleinere Probleme werden innerhalb der Führungsgruppen diskutiert, Laskey ist als Beobachter dabei. Und die Vorbereitung der Nimitz auf den militärischen Einsatz nach dem Zeitsturm verfolgt Laskey ebenfalls für den Zuschauer. In vielen Perspektiven setzt Don Taylor effektiv markante Fähigkeiten des Flugzeugträgers ins Bild. So wird ein Rettungshubschauer zu etwas theatralischer Musik aufs Landedeck mittels des Außenfahrstuhls transportiert. So finden sich sehr viele Sequenzen, in denen militärische Maschinen kurz hintereinander starten und Aufnahmen von Soldaten, die sich mittels Bordfunk und überdimensionalen Telefonapparaten verständigen. Alle diese Bilder sollen den Eindruck einer schwimmenden Festung vermitteln, Unbesiegbarkeit suggerieren. Eine fatale Missinterpretation der Fakten, wie die Dokumentation belegt. Natürlich kann sich der Zuschauer dem Eindruck dieser gigantischen schwimmenden Stadt nicht verschließen. Die Nimitz ist der Star des Films. Sie ist omnipräsent, wenn auch nicht omnipotent.

Bis auf die tricktechnisch enttäuschenden Szenen im Zeitwirbel unterstreicht die bildtechnisch gestochen scharfe DVD-Neuauflage im richtigen Format Don Taylors routiniertes Auge für den Stolz der amerikanischen Marine. Der Zuschauer mag kaum glauben, dass eine derartige Angriffs/Verteidigungsmaschinerie in der kargen Wüste des Irans nur wenige Monate vorher gescheitert sein könnte. Hinsichtlich der Heroisierung des Militärs kommt „Der letzte Countdown“ Filmen wie Howard Hughes „Jet Pilot“ ideologisch sehr nahe.

Es sind aber auch die Schauspieler, die im Schatten des stummen Giganten das Drehbuch und die teilweise insbesondere in der deutschen Synchronisation etwas starren Dialoge zufriedenstellend bis sehr gut umsetzen. Kirk Douglas ist eine interessante Mischung aus Macho-Kapitän und Übervater, der sich trotz einer etwas stoischen Mimik Gedanken über mögliche Szenarien macht. Zum Wohle des Films fehlt ihm der Patriotismus, der manche Geschichte aus dem Zweiten Weltkrieg auf Leinwand gebrannt heute so unerträglich altbacken und pathetisch macht. Sein Gegenüber ist der kaum entwickelte, zivile Beobachter, dargestellt von Martin Sheen. Er agiert im Grunde nur als Stichwortgeber, darf in einigen wenigen Szenen mögliche Theorien erläutert und dient dem Publikum als Touristenführer durch die schwimmende Stadt. Katharine Ross als ambitionierte, aber in der falsche Zeit geborene politische Assistentin, von der jeder glaubt, das sie mit dem Senator schläft, kann nur wenig aus ihrer Rolle machen. Nur zu Beginn hält sie das Interesse der Zuschauer mit etwas spöttisch schnippischen Erwiderungen aufrecht. Später darf sie in den wenigen brenzligen Szenen innerhalb der Nimitz verängstigt und trotzdem schön aussehen. Charles Durning als aufgeblasener, aber nicht dummer Senator des Jahres 1940 hat eine erstaunliche Leinwandpräsenz und bildet im Grunde das Gegengewicht zum gesetzten und sehr ruhigen Kirk Douglas. Unabhängig von den teilweise gestelzten Dialogen finden sich einige verbale Auseinandersetzungen, die dank ihres subtilen Humors die zu ernste Atmosphäre und gekünstelte Schwermut durchbrechen und hinsichtlich des erdrückend militärischen Hintergrunds geradezu frech zu nennen sind.

Tricktechnisch überzeugen wie schon angesprochen die Szenen im Zeittunnel sehr wenig. Das Bild wird verzerrt, die Soldaten zu Silhouetten und das Leuchten des Tunnels sehr billig auf das Geschehen auf der Leinwand gelegt. Diese offensichtliche Schwäche - verstärkt beim Rücksturz in die Gegenwart des Jahres 1980 durch Zwischenschnitte auf den Angriff auf Pearl Harbor, offensichtlich aus anderen Filmen herausgeschnitten und in „Der letzte Countdown“ eher krude eingesetzt - wird durch die Entscheidung Don Taylors ausgeglichen, beim einzigen Luftkampf zwischen den japanischen Jägern und den modernen Fightern der amerikanischen Luftwaffe auf Modelle zu verzichten und die Auseinandersetzung soweit möglich in Realtime zu filmen.

Wer den martialischen Hintergrundton genauso verschmerzen kann wie die leider unzureichende und wenig befriedigend abgeschlossene Story, wird in „Der letzte Countdown“ eine zumindest auch heute sehenswerte Synthese aus Militär-Film und Science-Fiction-Idee finden. Im Gegensatz zu einer Reihe anderer Science-Fiction-Streifen der 80er Jahre ist diese semiintellektuelle Denksportaufgabe nach dem Wunschtraum „Was wäre wenn“ deutlich besser gealtert.

Hervorzuheben ist besonders die Qualität der DVD. Im richtigen Format 2.35:1 - auch wenn selbst dieses Breitwandformat nicht immer für die Nimitz ausreicht - wiedergegeben ist das Bild digital gründlich überarbeitet worden. Wahrscheinlich ist die Adaption von William Lustigs „Blue Underground“-Label übernommen worden. Die Farben sind ausgesprochen kräftig und überwiegend sehr realistisch, die Konturen scharf. Als Tonspuren werden Englisch mit gut lesbaren Untertiteln und Deutsch - beide in Dolby Digital 5.1 - angeboten. Die Mischung aus Dialogen, John Scotts sehr guten, hörenswerten Soundtrack und Hintergrundgeräuschen ist ausgesprochen gut. Es empfiehlt sich zwar wegen der Authentizität auf die englische Tonspur auszuweichen, aber beide Spuren sind exzellent abgemischt.

Zusammengefasst macht „Der letzte Countdown“ den Eindruck, als hätte Hollywood bis auf die „billigen“ Trickeffekte den Film erst gestern abgedreht. Zu den Extras auf der ersten DVD gehören verschiedene Kinotrailer sowohl der US Kinotrailer als auch der Alternativtrailer inklusiv der TV-Spots. Neben einigen Darstellerinformationen findet sich noch eine Bildergalerie auf der DVD.
Die zweite DVD besteht ausschließlich aus der Dokumentation „Aircraft Carrier“ über die Flugzeugträger im Zweiten Weltkrieg. Natürlich muss eine solche Dokumentation mit dem ersten gezielten Einsatz dieser neuen Waffe durch die Japaner auf Pearl Harbor beginnen. Die Dokumentation wird erstmalig in deutscher Sprache präsentiert. Sie ist informativ und gibt einen guten Überblick über das Schicksal sowie die wenigen Triumphe einer Reihe von Schiffen. Es wäre sicherlich interessant gewesen, den Bogen bis in die Gegenwart der 80er Jahre zu spannen. Wer sich gerne nur im fiktiven Bereich bewegt, wird von dieser historischen Information allerdings wenig haben.

DVD-Facts:
Bild: 2,35:1 (anamorph / 16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 5.1, englisch Dolby Digital 5.1
Untertitel: deutsch, deutsch für Hörgeschädigte

DVD-Extra:
Dokumentation

hinzugefügt: March 7th 2009
Tester: Thomas Harbach
Punkte:
zugehöriger Link: ems
Hits: 3406
Sprache: german

  

[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ]