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Meyer, Kai: Die Fließende Königin - Merle-Trilogie 1 (Hörbuch)

Kai Meyer
Die Fließende Königin – Merle-Trilogie 1
Gelesen von Katharina Thalbach und Nina Petri
Hörcompany, 2007, 3 CD, ca. 19,90 EUR, ISBN 9783935036443

Von Carsten Kuhr

Die Hauptdarstellerin: Merle, eine 14jährige Waise. Zeit der Geschehnisse: So um 1900. Ort der Handlung: Venedig. Doch was für ein phantastisches Venedig der Autor vor unseren Augen Gestalt annehmen lässt.
Seit mehr als 13 Jahren wird Venedig von den scheinbar allmächtigen Truppen des wiederauferstandenen Pharaos des Ägyptischen Großreiches belagert. Als einziger Ort widersteht es der scheinbaren Allmacht des Nilherrschers und dessen Zauberer. Zu verdanken hat die Lagunenstadt die Rettung vor der Invasion der Fließenden Königin, einer rätselhaften Macht in den Kanälen der Stadt.
Verrat liegt in der Luft. Drei der die Stadt verwaltenden Räte haben die Essenz der Fließenden Königin mittel ägyptischer Magie gebannt, wollen ihre Heimat aus Machtstreben verraten und sie den untoten Truppen ausliefern.
Dies ist auch die Geschichte ihres Verrats. Dies ist aber auch die Erzählung von der Versuchung durch die Abgesandten der tatsächlich existierenden Hölle, die einen Pakt gegen den Nilherrscher anbieten.
Dies ist gleichzeitig eine Geschichte vom Widerstand, von Mut und Opferbereitschaft und dies ist der Bericht einer Flucht.

Das Schicksal will, dass Merle dazu auserkoren ist, die Essenz der Fließenden Königin in sich aufzunehmen, und sich dem Verrat entgegenzustellen. Übermächtig scheinen ihre Gegner, die verräterischen Ratsherren, deren auf fliegenden steinernen Löwen reitenden Gardisten, ägyptischen Galeeren, Sonnenbarken und Mumienarmeen verfolgen sie. Ihre wenigen Helfer; versklavte, dem Tode geweihte Meerjungfrauen, ein junger, pensionierter Meisterdieb (eine Romanze liegt in der Luft) und ein uralter, singender Obsidian-Löwe. Ihr Auftrag: den Einkesselungsring zu sprengen, der Belagerung zu entfliehen und Hilfe zu suchen, auch wenn diese Hilfe aus der tiefsten Hölle kommen sollte, denn nichts ist so, wie es auf den ersten Blick zu sein scheint ...


Kai Meyers Ideenreichtum sprudelt einmal mehr wie eine nie versiegende Fontäne. In kurzen, eingeschobenen Geschichten in der Geschichte berichtet er uns von Schicksalen, die uns bewegen, uns tief berühren, die uns Furcht und Mitleid mit den Geschundenen empfinden lassen. Dabei präsentiert er uns eine zwar örtlich begrenzte Welt, die aber trotz äußerer Ähnlichkeit mit unserem Venedig eine so ganz andere, faszinierend fremde Umgebung darstellt, dass wir uns am liebsten tagelang in ihren Gassen und Kanälen, in den Zisternen und Palazzos mit dem Autor auf Entdeckungsreise begeben würden.

Naturgemäß bleibt der Leser am Ende des Auftaktbandes ein wenig in der Luft hängend zurück. Dies liegt in der Natur der Sache, einer Trilogie begründet. Wäre die Handlung abgeschlossen, alle Rätsel aufgelöst, man bräuchte je die beiden Folgebände nicht mehr. Insofern ist dies auch mehr der erste Teil eines großen Romans, der wegen dem Umfang in mehrere Teile aufgesplittet wurde.

Was nun unterscheidet diesen, unter dem Signet Jugendroman publizierten Titel von Meyers für eine erwachsene Leserschaft verfassten Werke?
Die Protagonistin ist etwas jünger als gewohnt, ansonsten aber fällt mir inhaltlich kein großer Unterschied offenkundig ins Auge. Die bemerkenswerteste Differenz gibt sich meines Erachtens wohl eher in der Art und Weise, wie, mit welchen sprachlichen Mitteln der Autor seine Geschichte erzählt. Kai Meyer ist dafür bekannt, dass er seine Romane nicht nur minutiös recherchiert, sondern auch stilistisch äußerst sorgfältig ausfeilt. Am deutlichsten wurde dies bei seinen, in der Vergangenheit angesiedelten Romanen wie „Die Geisterseher“ und „Die Winterprinzessen“. Dort benutzte er seine Sprache sehr differenziert, um gesellschaftliche Unterschiede deutlich zu machen, und auch, um den jeweiligen Roman in der Handlungszeit zu verankern. Solche Feinheiten sind für ein junges, heranwachsendes Publikum, das ja neben den Erwachsenen zu der Zielgruppe der Trilogie zählt, nicht geeignet. Hier gilt in erster Linie, die Leser mit einer spannenden, kurzweiligen und flüssigen Handlung zu fesseln - und hier hat der Verlag mit Kai Meyer einen guten Griff getan.

In dem sehr gefühlvollen Hörbuch von Nina Petri und Katharina Thalbach wird das Märchenhafte des Buches betont. In ihrer ruhigen, und damit meine ich ausdrücklich nicht langweiligen Art des Vortrags, lässt das Vorgetragene den Hörer die Realität vergessen, entführt ihn in die Lagunenstadt und lässt ihn mit der Protagonisten mitzittern.

hinzugefügt: March 7th 2009
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Hörcompany
Hits: 2382
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