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Reichard, Marcus: Das Siegel der Finsternis - Algarad 1 (Buch)
Marcus Reichard
Das Siegel der Finsternis
Algarad 1
Titelbild von Jürgen Stein
Karte von Durruti Wloka
Hoffmann und Campe, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 528 Seiten, 14,95 EUR, ISBN 978-3-455-40087-8
Von Christel Scheja
„Das Siegel der Finsternis“ ist der Debütroman des 1968 in München geborenen und heute in der Schweiz lebenden Marcus Reichard und gleichzeitig auch der Auftakt zu einer mehrbändigen Fantasy-Saga für einen Verlag, der sonst eher für seine Kriminalromane bekannt ist.
Lord Iru aus dem Orden von Dan versucht den ‚Meledon’, den mächtigsten der Zauberkristalle von On, in Sicherheit zu bringen. Denn wenn er in die Hände der Diener der Finsternis fällt, können diese nicht nur das Siegel brechen, das den Bash-Arak, den mächtigsten Gefolgsmann des finsteren Gottes Achest, aus seinem Gefängnis befreit, sondern auch das Heer vergrößern, das diesem später dienen soll. Die ‚Acheron’, das Flagschiff des Todesfürsten unter dem Kommando von Drynn Dur, ist ihm dicht auf den Fersen. Doch dann sorgen ein Sturm und Schiffbruch dafür, dass der Kristall verloren geht.
Tage später findet der junge Zauberlehrling Tenan am Strand ein Schiffswrack und in ihm in den Händen eines Skeletts einen wie lebendig schimmernden roten Stein. Er nimmt ihn an sich, nicht ahnend, dass er dadurch die Abenteuer und Herausforderungen bekommen wird, die er während seiner Ausbildung bei dem weisen Osyn so vermisst hat.
Denn der Fürst der Finsternis sendet seine Schergen aus, um das Inselreich Algarad nach dem Kristall von ‚Meledon’ zu durchsuchen. Als sie auch Tenans Inseldorf erreichen, gelingt es dem jungen Wasserzauberer, im letzten Augenblick zu fliehen. Da er durch seinen Lehrmeister erfahren hat, wie mächtig das Artefakt ist, beschließt er, es irgendwie zum Hochkönig des Inselreichs und dem Orden von Dan zu bringen. Das ist einfacher gesagt als getan, denn schon in der ersten Hafenstadt droht er, Halsabschneidern zum Opfer zu fallen. Doch da ist glücklicherweise Chast, der Kesselflicker, zur Stelle, der mehr ist, als er vorgibt zu sein. Er verhilft dem jungen Magier zu einer Passage auf dem Schiff eines befreundeten Kapitäns.
Und so beginnt eine Irrfahrt durch das Inselreich, die Tenan nicht nur in die Hände von Piraten und tief unter die Erde sondern auch zu lange verborgenen Geheimnissen führt, die für die Zukunft wichtig sein werden. An seine Seite gesellen sich nicht nur Chast und Harrid, der Kapitän des Schiffes, sondern auch die selbstbewusste und kluge Eilenna und der Waldgeist Urisk. Schon werden sie nicht nur von den Schergen der Finsternis verfolgt; auch ein stolzer Südländer, der um seinen Gewinn geprellt wurde, und ein wütender Piratenanführer heften sich an ihre Fersen.
Normalerweise sind Erstlingswerke immer von kleinen Fehlern und Schwächen in der Handlung geprägt; das ist bei Marcus Reichards „Das Siegel der Finsternis“ überraschenderweise nicht der Fall. Die Geschichte liest sich flüssig und stimmig, die Figuren sind ausgereift und interessant, der Konflikt komplexer, als man denkt. Das Einzige, was man dem Buch wirklich vorwerfen kann, ist, dass es abrupt und sehr offen endet. Sonst stimmt alles.
Der Autor bietet immer wieder Überraschungen und Abwechslung im Verlauf der Geschichte. Auch wenn er sich in einigen Details ein wenig an die „Erdsee“-Saga von Ursula K. LeGuin und die nicht ganz so gelungene Verfilmung derselben anlehnt – so erinnert Tenan sehr stark an den jungen Sperber, der von seinem ersten Lehrmeister ebenso wenig zu bändigen war, die Krieger der Finsternis an die Karg-Soldaten –, macht er doch eine eigenständige Geschichte daraus, die in ihrer Zusammenstellung gut zu unterhalten weiß.
Überraschenderweise gibt es einiges an Action, auch wenn er Gewalt selbst verhalten einsetzt und niemals sinnlos. Das Abenteuer wechselt sich mit ruhigeren Szenen, Erzählungen am Lagerfeuer und Visionen ab, die ein wenig mehr von Hintergrund enthüllen, ohne jedoch gleich alles zu verraten. Alles in allem werden mit der Geschichte viele Fantasy-Fans zufrieden sein, vor allem auch diejenigen, die von einer Geschichte mehr erwarten als nur eine Aneinanderreihung von Action und markigen Sprüchen.
Es bleibt zu hoffen, dass auch die folgenden Bände der noch unbenannten Saga so gut sein werden wie „Das Siegel der Finsternis“. Das Debüt lässt zumindest schon einmal darauf hoffen und ist auf jeden Fall mehr als nur einen kurzen Blick wert. Der Autor beweist, dass man auch aus einem altbekannten Motiv eine spannende, neue Geschichte machen kann.
hinzugefügt: March 17th 2009 Tester: Christel Scheja Punkte: zugehöriger Link: Hoffmann und Campe Hits: 4002 Sprache: german
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