Jim Balent
Tarot - Witch of the Black Rose 7
Die Schattenhexe!
(Tarot - Witch of the Black Rose 31 - 35, 2007/08)
Aus dem Amerikanischen von Christian Heiss
Titel- und Innenillustrationen von Jim Balent, Holly Golightly (Farbe)
Panini, 2009, Paperback, 132 Seiten, 16,90 EUR, ISBN 978-3-86607-823-9
Von Irene Salzmann
Der Frühling ist die Zeit des gehörnten Gottes und der Göttin, die einander entdecken und lieben. Tarot und ihr Lover Jon wollen das heilige Ritual nachvollziehen, doch bevor es dazu kommt, stolpern sie in einen Feenkreis und werden in eine magische Welt hinein gezogen. Während Tarot eine Diebin verfolgt und es mit einer Spinne aufnimmt, vergnügen sich die anderen Feen mit Jon…
Raven Hex plant, alle Hexen durch einen Rat zu organisieren. Sogleich kommt es zu Streitigkeiten, da jede Gruppe dominieren möchte. Plötzlich werden sie von einer Drachenhexen angegriffen, die von dem Treffen erfahren hat und glaubt, man habe ihre Art böswillig ausgeschlossen. Derweil steht Jon einem neuen Feind gegenüber, der ihn vom Friedhof vertreiben will. Nachdem Crypt Chick gefangen genommen wurde, nehmen sich die Naschhexen des Bewusstlosen an.
Auch Tarot und ihre Mutter werden unverhofft attackiert. Kann das alles noch Zufall sein? Tarot erfährt einen Namen: Azure! Doch der Schattenhexe gelingt es, Tarot durch einen Fluch schwer zu verletzten. Nur eine komplizierte Operation kann den magischen Parasiten, der in ihrem Bauch zu wachsen beginnt, entfernen und Tarot retten.
Nachdem die erste in sich abgeschlossene Story noch leicht und voller Lebensfreude eine typische „Tarot“-Episode aus Fantasy und Sex-Klamauk beschreibt, ändern sich Atmosphäre und Inhalt der folgenden zusammenhängenden Kapitel grundlegend. Das Vorwort informiert darüber, dass das Ehepaar Jim Balent und Holly Golightly eine persönliche Tragödie zu verarbeiten hatte. Man verrät sicher nicht zu viel, wenn man erwähnt, dass sowohl in der Realität wie auch in der Geschichte die Erkrankte geheilt werden konnte.
Was für die Künstlerin zweifellos eine schreckliche und schmerzhafte Erfahrung war, lieferte den Stoff für eine dramatische Story und Szenen liebevoller Fürsorge - und stellt schließlich die Weichen für die nächsten Hefte, denn die Entscheidung der Titelheldin bleibt nicht ohne Konsequenzen.
Längst ist „Tarot“ nicht mehr ‚nur’ ein Dark Fantasy-Comic, in dem die Kostüme der Protagonistinnen noch etwas knapper sind als die der Superheldinnen diverser Image-Label. Die phantastischen Elemente erlauben es Jim Balent, von vorzugsweise weiblichen Fabelwesen farbenfrohe Bilder zu erschaffen, die als Gesamtkomposition wirklich schön sind und durch die vielen Details zum Betrachten einladen. Der Schwerpunkt hat sich allerdings zur Erotik hin verlagert, und es fehlt nicht mehr viel, bis die Reihe zu einem 18 Titel wird.
Lesbische und heterosexuelle Spielchen nehmen mehr Raum ein als eine ‚richtige’ Handlung. Während die entsprechenden Details bei den wenigen Männern weiterhin nicht abgebildet werden und ihre Sexualität Anlass zu humorigen Einlagen gibt, bleibt den Frauen kein Geheimnis mehr. Es wird jedoch nicht diskret angedeutet, sondern wirklich jede Einzelheit deutlich gezeigt; phallische Symbole wie Schwerter, Tentakel etc. und grelle Farben lenken den Blick des Betrachters auf jene Stellen. Diese sind so überproportioniert, dass Russ Meyer seine Freude daran hätte…
Auch immer mehr Frauen haben Spaß an erotischen Büchern und Comics, wie die Publikationen der letzten Jahre belegen (von J. R. Ward, Lara Adrian, Katie MacAlister etc.), so dass „Tarot“ gewiss nicht nur von Männern gekauft wird. Trotzdem sind die überdimensional ausgestatteten Hexen, Werfrauen und Feen und die Posen, in denen sie alles zur Schau stellen, reine Männer-Phantasien. Wem das gefällt, der fragt nicht nach einer nachvollziehbaren, spannenden Handlung mit Tiefgang und sich weiter entwickelnden Charakteren. „Tarot“ bietet freche Erotik und ansprechende Illustrationen und erfüllt allein damit die Bedürfnisse der Zielgruppe.