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The Umbrella Academy 1: Weltuntergangs-Suite (Comic)

The Umbrella Academy 1
Weltuntergangs-Suite
(The Umbrella Academy: The Apocalypse Suite)
Story: Gerard Way
Zeichnungen: Gabriel Bá
Farben: Dave Stewart
Übersetzung: Matthias Wieland
Lettering: Dirk Lenz / Amigo Grafik
Cross Cult. 2009, Hardcover, 160 Seiten, 19,80 EUR, ISBN 978-3-941248-16-8

Von Frank Drehmel

Sir Reginald Hargreeves, seines Zeichens Wissenschaftler, Unternehmer, Sportler und Außerirdischer, adoptiert sieben unter seltsamen Umständen geborene Babys, um ihre mutmaßlichen besonderen Begabungen zu fördern und sie zu zukünftigen Rettern der Welt auszubilden.
Viele Jahre später treffen sich vier der sechs überlebenden, mittlerweile in alle Winde verstreuten Mitglieder der Umbrella Academy – Spaceboy, Kraken, Rumor und Seance - am Grab ihres frisch verstorbenen Ziehvaters, um dem Toten die letzte Ehre zu erweisen.
Es dauert nicht lange, bis der erste Streit zwischen den Kindern die Zusammenkunft überschattet. Als jedoch aus heiterem Himmel der seit mehr als 20 Jahren in die Zukunft verschwundene 00.05 auftaucht, um seinen Geschwistern zu eröffnen, dass die Welt drei Tage nach dem Tod Hargreeves untergehen wird, sind die Kinder gezwungen, sich erneut zusammen zu raufen, auch wenn sie noch nicht genau wissen, von welcher Seite die Bedrohung kommen wird.
Ein große Bedeutung in diesem Szenario scheint 00.07, Vanya, der „verstoßenen“ Schwester, der Außenseiterin ohne besondere Fähigkeiten zuzukommen, die sich kurz nach der Beerdigung massive, unfaire Vorwürfe ihres Bruders 00.02 – Kraken – anhören muss und die daraufhin voller Wut das Angebot einer obskuren Sekte von psychopathischen Musikliebhabern, dem Orchestre Condamné, annimmt, sie in ein zerstörerisches Instrument, die Weiße Violine, zu verwandeln.
Kurz darauf ist Vanya zurück: tödlich und wahnsinnig. Und sie sucht die Abrechnung nicht nur mit ihren Geschwistern.


Autor Gerard Way dürfte einigen Lesern als Sänger der „Alternative Rock“-Band „My Chemical Romance“ ein Begriff sein. Diese Tatsache wäre in Zeiten, in denen zunehmend Schauspieler, Musiker oder Porno Stars dem Lockruf von Verlagen wie Virgin Comics folgen, an sich nicht erwähnenswert, würde das Ergebnis dieses „Back to the Roots“-Trips – Way war vor seiner Musiker-Karriere in der Comic-Branche tätig, wenn auch nicht sonderlich erfolgreich – nicht so überraschend gut sein und belegen, dass Talent auch heute noch dort Erfolg zeitigen kann, wo hochgediente Autoren-Arbeiter regelmäßig scheitern: vor der Jury des Eisner Awards, den Way 2008 zusammen mit Bá für „The Umbrella Academy“ erhielt.
Das Interessante an Ways Geschichte ist nicht der Grundplot, denn dessen Komplexität und Originalität halten sich trotz kleiner Exkurse und Umwege in überschaubarem Rahmen; es sind die zahlreichen kulturellen und subkulturellen Anspielungen und Reminiszenzen, der Wortwitz, die Situationskomik, die Leichtigkeit der Dialoge, die überraschenden kleinen Wendungen sowie die Intensität bzw. Dichte der Geschichte, die dieses Hardcover zu einem erzählerischen Comic-Kunstwerk machen.

Im Gegensatz zu Way ist der 1976 in Sao Paulo geborene Brasilianer Gabriel Bá abseits des Mainstreams seit langem eine feste Größe in der Comic-Industrie. Stilistisch erinnert seine Arbeit an der „Umbrella Academy“ mit ihrem eckigen Duktus und den Mut zu harten Verschattungen an Mike Mignola, was auch ein Grund dafür sein mag, dass der Künstler zusammen mit seinem Bruder ein im B.U.A.P-/Hellboy-Universum angesiedeltes Projekt in Planung hat. Allerdings ist Bás Stil deutlich weicher, diffiziler, leichter und eleganter als Mignolas kompromisslose Schroffheit.
Für die klare wie stimmungsvolle Farbgebung zeichnet mit Dave Stewart einer der aktuell renommiertesten Koloristen – vier Eisner Awards (2003, 2005, 2007, 2008) sprechen für sich – der Comic-Szene verantwortlich.

Der redaktionelle Teil des Hardcovers umfasst neben einen informativen Vor- und Nachwort zahlreiche kommentierte Skizzen aus Gerards Sketchbook, anhand derer der Leser die zum Teil extremen Entwicklungen der Figuren von der ersten Idee bis zum fertigen Charakter nachvollziehen kann.
Zur Ausstattung gehört sicherlich auch das Cover-Bild Gabriel Bás, das in seiner Eleganz, der expressiven Leichtigkeit und dem hohen Wiedererkennungswert für mich eines der besten Comic-Cover ist, die mir jemals unter die Augen gekommen sind.

Fazit: Eine unterhaltsam beschwingte, dennoch äußerst dichte Geschichte voller Zitate und Reminiszenzen, mit leichter Hand visualisiert von Gabriel Bá.

hinzugefügt: April 2nd 2009
Tester: Frank Drehmel
Punkte:
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Hits: 2690
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