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Budinger, Linda: Die Nebelburg - Die Greifenreiter von Alnoris 1 (Buch)
Linda Budinger
Die Nebelburg
Die Greifenreiter von Alnoris 1
Titelillustration von Arndt Drechsler
Spreeside, 2009, Hardcover, 410 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-939994-24-4
Von Carsten Kuhr
Daphne, die Tochter des örtlichen Lehrers, und Rinia sind beide 15 Jahre alt, als der ihr Dorf beschützende Ritter einem vermeintlichen Jagdunfall zum Opfer fällt. Aus ist es mit Rianas Traum, beim Ritter als Knappin in die Lehre zu gehen. Wer, außer dem alten Freund ihres Vaters würde wohl eine Bürgerliche ohne finanzielle Mittel zur Lehre nehmen? All ihr hochfliegenden Träume und Wünsche lösen sich in Luft auf. Da hilft es wenig, dass sie zusammen mit ihrer Freundin den ganzen Sommer über trainiert hat, dass sie sich von einem alten Haudegen und Söldner haben in die Kunst des Schwertkampfes einweisen lassen, alles umsonst.
Zur Trauerfeier schweben auch zwei Abgesandte des Königs ein. Aus der Feste Alnorisit kommen sie auf den Rücken ihrer Greife daher, und bringen neue Hoffnung für die beiden Freundinnen. Jedes Jahr nimmt die Leibgarde des Königspaares eine Handvoll neuer Knappen auf. Abwechselnd werden ein Jahr nur Jungen, das nächste dann nur Mädchen der Prüfung unterworfen.
Und wirklich, allen Widerständen zum Trotz ergattern unsere beiden Wildfänge einen der raren Ausbildungsplätze als zukünftige Greifenreiterinnen.
Ihre Zeit als Pagen ist geprägt vom Lernen – das alte Motto „Lehrjahre sind keine Herrenjahre“ spüren sie nur allzu gut in ihren Muskeln -, und auch das Gezicke untereinander gestaltet ihr Leben nicht gerade einfacher.
Selbst als Knappen haben unsere beiden Heldinnen kein einfacheres Leben auf der Burg. Während Rinia sich unglücklich in einen Ritter verliebt, sorgt ein Fehler Daphnes dafür, dass einer der Greife getötet wird.
Damit nicht genug, kommen unsere beiden Wirrköpfe einem dunklen Geheimnis auf die Spur. Das Königreich wird von einem Magier bedroht, dem scheinbar niemand widerstehen kann. Als etwas Fürchterliches passiert, machen sich unsere Protagonistinnen auf, den Magier in seinem verwunschen Wald heimzusuchen...
Der Spreeside-Verlag hat sich in den letzten Jahren als eine Adresse für die Freunde deutscher Fantasy etabliert. Was mit den Romanen Falko Löfflers seinen Anfang nahm, nämlich äußerst preiswerte, handwerklich hochwertige Fantasy-Hardcover aus heimischen Landen, das setzt sich nun mit Linda Budingers Auftaktroman um die Greifenreiter fort.
Budinger, die bei Heyne und FanPro bereits einige Romane rund um „Das Schwarze Auge“ veröffentlicht hat, überrascht den kundigen Fantasy-Freund zunächst einmal mit der Wahl ihrer Erzähler.
Nicht etwa die gewohnten jungen Recken dienen ihr als Protagonisten, nein, zwei junge Mädels entscheiden sich, den harten Weg zum Ritter zu beschreiten. Die Gleichberechtigung hält endlich auch im Fantasy-Roman Einzug.
Auffällig dabei, dass sich die Ausgestaltung der Handlung zunächst nicht groß von entsprechenden Werken mit männlichen Helden in der Hauptrolle unterscheidet. Unsere Erzählerinnen werden nicht etwa ob ihres Geschlechts, sondern mehr aufgrund ihrer bürgerlichen Herkunft angefeindet, Besonderheiten in der Ausbildung, in Denkart und Gefühlsleben werden kaum thematisiert.
Auch die Handlung per se, die aus Sicht eines allwissenden Erzählers dargeboten wird, unterscheidet sich kaum von entsprechenden Werken. Da brechen zwei Helden auf, das ihre Welt bedrohende Böse zu bekämpfen.
Auf ihrem Weg begleiten wir diese während ihrer Ausbildung, sehen, wie sie sich vom naiven Landei zu verantwortungsvollen Kämpfern wandeln, und sich letztlich eigensinnig wie sie nun mal sind, ihrer Verantwortung stellen.
Das liest sich nett und flüssig, allerdings lässt es doch ein wenig Eigenständigkeit vermissen. Gerade mit den Greifen hätte die Autorin hier einen Ansatzpunkt gehabt, der bislang zumindest aber weitestgehend vernachlässigt wird. Während ihrer Ausbildung, das ist auch so nachvollziehbar, dürfen die angehender Ritterinnen ihren späteren Reittieren noch nicht Nahekommen, zu wild und ungezügelt sind diese. Ich denke, dass sich hier in den nächsten Romanen der Serie noch einiges tun wird.
Insgesamt hinterlässt das Buch bei mir den Eindruck, sich an ein eher jugendliches Publikum zu wenden. Sowohl sprachlich, wie auch inhaltlich ist es auf eine entsprechende Zielgruppe zugeschnitten.
Das erste Aufeinandertreffen mit dem Alchimagier, die Hilfe eines Halbelfen und ihr erster Triumph bilden nun die Bühne für den nächsten Roman, der uns vermutlich auf den Schwingen der Greife erneut gegen das Böse ausziehen lässt.
hinzugefügt: April 3rd 2009 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Spreeside Hits: 3387 Sprache:
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