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Huston, Charlie: Das Blut von Brooklyn - Joe Pitt 3 (Buch)
Charlie Huston
Das Blut von Brooklyn
Joe Pitt 3
(Half the Blood of Brooklyn)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Kristof Kurz
Heyne, 2009, Taschenbuch, 320 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-453-43418-9
Von Carsten Kuhr
Joe Pitt hat eigentlich genügend um die Ohren. Seine Freundin liegt von Aids gezeichnet im Krankenhaus, er selbst ist als Sicherheitschef, na nennen wir es beim Namen, als Mann fürs Grobe bei der Society untergeschlüpft, einem Clan, der ihn im Gegenzug mit Schutz und Blut versorgt.
Blut – ja Joe ist ein Vampyr. Wie alle, die sich mit dem Virus infiziert haben, ist er vom roten Lebenssaft der Menschen abhängig und muss gleichzeitig aufpassen, dass er und seine Artgenossen sich nicht verraten.
Eine vorgeschobene Sonnenallergie sorgt dafür, dass sein Nachtleben rational erklärbar bleibt, doch jetzt scheint es das Schicksal wirklich mies mit ihm zu meinen. Während er eigentlich abchecken will, ob seine Freundin zum Vampyr transformiert werden könnte, um auf diese Weise die tödliche Krankheit zu besiegen, entsendet ihn der Chef nach Brooklyn, in das Gebiet, in dem sich ein jüdischer Clan breit gemacht hat. Und mit den Rabbi und seiner untoten Familie ist wahrlich nicht gut Kirschen essen...
Im großen Kanon der Urban-Fantasy-Serien nehmen die „Joe Pitt“-Romane eine Sonderstellung ein.
Hier geht es einmal nicht um tolle Klamotten, sexy Outfit oder das neueste Make-up, auch Jahrhunderte alte Vampire mit edler Gesinnung wird man bei Huston nicht finden. Hier schlägt das Herz New Yorks, und dieses Herz ist verdorben, ist roh und wild.
Und genauso sind seine Romane. Vulgär geht es zu, brutal, noir und aufrüttelnd lesen sich seine Beschreibungen. Blutig, voller ungezügelter Gewalt ist diese Welt, aber selbst in dieser Atmosphäre des modernen Molochs von New York gedeiht eine kleine Pflanze der Liebe und Zuneigung. Gerade aus diesem Kontrast zwischen der zynischen Schale, die Pitt seiner Umwelt bietet; und der ehrlichen Zuneigung zu seiner kranken Freundin zieht der Plot und der Charakter viel seiner inneren Faszination.
Stilistisch liest sich auch der dritte von insgesamt fünf Bänden durch die gewollt kurzen, stakkatoartigen Sätze und die durch Bindestriche herausgehobenen Dialoge wie das Feuer aus einer MP – die an Deutlichkeit nichts zu wünschen übrig lassenden Beschreibungen versetzen den Leser förmlich in einen Rausch, in dem er die Seiten kaum schnell genug umblättern kann, um der rasanten Handlung zu folgen. Das ist nichts für schwache Nerven, da schaut jeder erst einmal, wenn nicht überhaupt nur; nach sich, da wird die Trostlosigkeit des Alltags der nicht so Glücklichen und Begüterten thematisiert, das atmet förmlich Authentizität.
Erneut erwartet den Leser keine große Charakterentwicklung, sondern eine blitzlichtartig beleuchtete Darstellung des Lebens und Leidens in der urbanen Metropole. Not, Krankheit, Elend sind allgegenwärtig, das packt den Leser, das rüttelt ihn auf. Hier muss man, ob man will oder nicht, Stellung beziehen, hier triumphiert keiner, hier geht es nur darum zu überleben, besser, brutaler oder auch schlicht schneller zu sein, als der Gegner.
hinzugefügt: April 9th 2009 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Heyne Hits: 2352 Sprache:
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