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Weber, David: Die Flotte von Charis - Nimue Alban 4 (Buch)
David Weber
Die Flotte von Charis
Nimue Alban 4
(By Schism Ausunder, Teil 2)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Ulf Ritgen
Titelillustration von Arndt Drechsler
Bastei-Lübbe, 2009, Taschenbuch, 510 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-404-23332-8
Von Carsten Kuhr
Das menschliche Sternenreich existiert nicht mehr. Alle Kolonien, auch der blaue Planet selbst, wurden von Außerirdischen vernichtet. Ein letztes Verzweiflungsunternehmen aber hatte Erfolg. Unter Aufopferung einer ganzen Flotte gelang es, einige wenige Menschen zu einem entlegenen Planeten zu evakuieren.
Hier errichten die Überlebenden eine Kultur die geprägt davon ist, sich zu verstecken - um jeden Preis. Mit Hilfe eines allmächtigen Klerus wird durch göttliche Gebote dafür gesorgt, dass es einen technischen Fortschritt, der zu einer Entdeckung führen könnte, erst gar nicht kommt. Alles was über Vorderladertechnologie hinausgeht ist verboten und wird durch die Inquisition geahndet.
Nimue Alban gehörte zu den Offizieren, die die Evakuierung begleitet haben. Sie überlebte die Aktion Arche nicht - und doch wacht sie gut achthundert Jahre nach ihrem Tod wieder auf. Ihr Geist, ihre Erinnerungen, wurden in einen künstlichen Körper transferiert - einem männlichen Körper.
Nur zu bald entdeckt sie, dass die Menschen auf Safehold vom Klerus gegängelt, unterdrückt und bevormundet werden - und sie macht sich auf, das zu ändern. Entgegen der Meinung der damals Herrschenden will sie sich nicht damit abfinden zu hoffen, dass die letzten Menschen nicht entdeckt werden. Sie will, in ihrer Gestalt als Merlin, Grundlagen schaffen, um den verlorenen Kampf - so denn notwendig - wieder aufzunehmen, und dieses Mal zu gewinnen. Dafür aber muss sie zunächst das starre System der Kirche brechen.
In den aufmüpfigen Bewohnern des Königreichs Charis findet sie willige Helfer für ihr beabsichtigtes Schisma.
Einige ersten Schlachten sind geschlagen. Was aussah, als ob es den Untergang für das rebellische Königreich bedeuten würde, das wandelte sich, dank der eingeführten Neuerungen Merlins, zu einem Triumph. Die vereinigten Flotten der Kirche wurden vernichtend geschlagen, nun gilt es, den Erfolg zu konsolidieren und die eigene Machtbasis auszubauen. Bündnisse werden geschlossen, logistische Planungen getroffen, aber auch die Gegner schlafen nicht. Da kommt es recht, dass König Cayleb eine Braut freit. Ausgerechnet in der selbständigen Königin Sharleyan findet er nicht nur die dringend benötigte militärisch-politische Unterstützung, sondern auch die Liebe seines Lebens. Als es dann noch gelingt, den alten Widersacher Prinz Nahrmahn als neuen Geheimdienstchef zu verpflichten verbessern sich die Chancen der Rebellen gegen Mutter Kirche – auch wenn der Rat der Vier kurz davor steht, einen Heiligen Krieg gegen Charis und seine Verbündeten auszurufen...
Auch im vierten, für die Übersetzung wiederum gesplitteten, Roman sind die Fronten klar - hier die bösen Aggressoren im Dienst der Inquisition, die voller Habgier, Selbstsucht und Machtwahn die natürlich unschuldigen Bürger Charis’ überfallen, dort die aufrechten Verteidiger. Das ist vom Aufzug her zunächst abgedroschen, stereotyp und vorhersehbar.
Nachdem ich den ersten Teil des für seine Übersetzung in zwei Bände aufgesplitteten Roman gelesen hatte, habe ich mich ob der relativen Actionarmut noch auf den Abschlussteil vertröstet. Ich dachte, dass Weber, den wir alle ja als seinen Autor kennen, der seine Stärken unzweifelhaft in der packenden Schilderung von Kampfszenen hat, hier in „der Flotte von Charis“ nachlegen würde.
Nach Abschluss der Lektüre sah ich mich getäuscht und enttäuscht. Weber politisiert viel, er erklärt und beschreibt wirtschaftliche wie politische Zusammenhänge, und er vergisst dabei, seine Leser zu unterhalten.
Was den Rezipienten vorliegend erwartet, das ist - deutlich ausgedrückt - gähnende Langeweile. Viel zu ausführlich versucht er uns das Bild seiner Welt aufzubereiten, laufend wechseln die Sichtweisen und Erzähler, Spannung und Lesefluss wollen da nicht aufkommen. Wir erfahren nichts wirklich bedeutend Neues, es werden keine neuen Konflikte eingeführt.
Selbst wenn man die stereotypen Figuren und die vorhersehbare Handlung einmal außen vor lässt, so baut er seine Handlung einfach viel zu kompliziert auf, verzettelt sich durch die Beschreibung eigentlich unwichtiger Vorgänge, und selbst die wenigen Kampfszenen geraten Weber-untypisch nicht unbedingt überzeugend.
Wo sind sie nur, die schillernden, übermenschlichen Persönlichkeiten, die allen Wahrscheinlichkeiten zum Trotz mit ihrem Charisma und ihrem Tatendrang das Ruder herumzureißen vermögen, die den Leser einladen in ihre Haut zu schlüpfen, um mit ihm oder ihr zu triumphieren?
Schlicht nicht vorhanden – das war wohl nichts, Mr. Weber.
hinzugefügt: April 15th 2009 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Bastei-Lübbe Hits: 2572 Sprache:
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