Daniel Way, Gregg Hurwitz
Wolverine 1
(Wolverine Origins 26 27, Wolverine Origins Annual 1, 2007/08)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von Greg Land
Illustrationen von Stephen Segovia, Marcelo Frusin, Matt Milla
Panini, 2009, Heft, 100 Seiten, 5,95 EUR
Von Irene Salzmann
Um kaum eine Comic-Figur und ihre Vergangenheit wurde so lange Stillschweigen bewahrt wie bei Wolverine – und das machte einen Teil ihres Charismas aus. In den letzten Jahren wurde immer öfter an dem Tabu, seine wahre Geschichte zu erzählen, gekratzt. Mehrmals versprachen die Autoren schockierende Enthüllungen, die dann wieder als falsche Erinnerungen und Ähnliches verworfen wurden.
Spekulieren war erlaubt, und es machte riesigen Spaß. Relativ früh schon ahnte man, dass Logan – jetzt James Howlett – sehr viel älter ist, als es den Anschein hat. Als Mutant mit extremen Selbstheilungskräften altert er langsamer als ‚normale’ Menschen. Seit seiner Geburt verfügt er über ausfahrbare Krallen. Auch dass sein Skelett bei einem Experiment mit Adamantium überzogen wurde, gab man bald preis. Alles andere fügte sich erst im Laufe der Zeit wie ein Mosaik durch immer neue Steinchen zum aktuellen Bild, das man von dieser Figur hat, zusammen.
Ob es gefällt, muss jeder allerdings für sich entscheiden. Wolverine war Soldat, Geheimagent und Killer. Was alles sein Gewissen belastet, ist erst in den letzten Jahren Stück für Stück enthüllt worden. Nun soll er gar einer geheimnisvollen Spezies angehören, die auf den mysteriösen Romulus zurückgeht, und einen Sohn namens Daken haben, dessen Agenda gleichfalls von Blut trieft.
In diesen Kapiteln ist Wolverine mit seinem Sohn vereint. Kennt man die vorherigen Hefte nicht, kann man leider keiner Zusammenfassung und auch der Story selbst nicht entnehmen, wie es zu dieser Entwicklung kam. Dakens Vergangenheit wird aufgerollt.
Der Titelheld kehrt an einen Ort zurück, an dem er einst schreckliche Verbrechen beging, und muss feststellen, dass jene, die er ermordet glaubte, am Leben sind und auf Rache sinnen. Es gelingt Wolverine, ihrer Falle zu entkommen und einen Schlusspunkt zu setzen.
Nun bleibt aber noch ein anderes Problem: Daken, der sich an nichts erinnert…
Das Heft schließt mit einer unabhängigen und in sich abgeschlossenen Story, die schildert, wie Wolverine die Spur einer Gruppe Verbrecher aufnimmt und mit jedem Einzelnen abrechnet. Die Episode wird aus der Sicht eines der Täter erzählt, der auf die schiefe Bahn geriet und immer tiefer abrutschte, bis es nun kein Verzeihen, keine Absolution mehr für ihn gibt.
Die Illustrationen sind düster und dynamisch und passen zu den dunklen Themen, die in der Serie verarbeitet werden. Der Gewaltfaktor hat zugenommen gegenüber früher, obgleich „Wolverine“ neben „Punisher“, „Deadpool“ u. a. schon immer mit zu den härteren Titeln zählte. Nun hat die Reihe mit „Spawn“, „Youngblood“, „Sam & Twitch“, die bereits in den 1990er Jahren in Richtung Splatter gingen, gleichgezogen. Wer „Wolverine“-Fan ist, weiß jedoch, worauf er sich einlässt.
Es gibt als kleines Extra eine Leseprobe aus der „Ultimate Origins“-Story, ferner Informationen und Fotos zum aktuellen „Wolverine“-Film, der ebenfalls den Ursprung des derzeit beliebtesten X-Men bzw. Marvel-Charakters enthüllen will.
„Wolverine 1“ ist kein Band, in den man als Quereinsteiger leicht hinein findet. Man sollte die vorherigen Hefte gelesen haben, um der Geschichte leichter folgen zu können – oder die nächsten Episoden ebenfalls lesen, damit man nach und nach Fuß fassen kann.
Für ältere Leser und Freunde harter Action ist „Wolverine“ sicher derzeit die reizvollste Marvel Serie.