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Wassiljew, Wladimir: Bewahrer des Chaos (Buch)

Wladimir Wassiljew
Bewahrer des Chaos
(Lik Cermoj Pal´miry)
Aus dem Russischen übersetzt von Christiane Pöhlmann
Titelillustration von Shutterstock
Piper, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 410 Seiten, 13,00 EUR, ISBN 978-3-492-70177-8

Von Carsten Kuhr

Willkommen zurück in der Welt der Wächter. Sebulon, alias Artur, der Anführer der Wache von Moskau, hat seinen alten ukrainischen Freund und Kollegen Arik um einen Gefallen gebeten. Während überall auf der Welt der Große Vertrag zwischen den Lichten und den Dunklen Magiern Bestand hat und geachtet wird, ist dies in einer Stadt nicht der Fall. In St. Petersburg, Piter, wie man die alte Zarenstadt liebevoll nennt, geht Undenkbares vor. Dunkle Magier werden gefoltert und grausam getötet. Hinter den Verbrechen stecken sogenannte Wilde, Dunkle Magier, die von keinem Mentor initiiert wurden. Sie bedrohen das fragile Gleichgewicht zwischen Lichten und Dunklen, selbst die Inquisition ist besorgt.

So macht sich eine bunte Truppe Dunkler Magier auf, um nach dem Rechten zu sehen. Kaum in Piter angekommen, stellen sie aber fest, dass ihre Gegner so ohne nicht sind. Statt auf wilde Magier der siebten oder sechsten Ebene zu treffen, entpuppen sich die Wilden als Magier der ersten Ordnung oder noch höhere Wesen. Können wirklich nur die Menschenopfer hinter diesem enormen Machtzuwachs stecken? Hinweise deuten auf verschollene Artefakte der Macht – doch diese Spuren erweisen sich als falsch. Viel phantastischer ist die Lösung – nicht nur Menschen können erweckt werden, und zu Anderen werden, auch ganze Städte können ins Zwielicht gehen ....


Sergej Lukianenko eroberte auch bei uns die Bestsellerlisten mit seinen Romanen um die Moskauwiter Tag- und Nachtwachen. An seinem Roman „Wächter des Tages“ schrieb damals ein gewisser Wladimir Wassiljew mit, eben jener Autor, der nun, mit Billigung Lukianenkos, ein neues Kapital in der Wächter-Chronik aufschlägt.

Wie schon in seinem Beitrag zum „Wächter des Tages“-Roman lässt er zwar bekannte Gesichter aus der Moskauer Truppe auftauchen, legt den Schwerpunkt seiner Handlung aber abseits der russischen Hauptstadt. So verbindet er seine Handlung mit dem Serienkosmos, hat aber auch den notwendigen Freiraum, um eigenständig zu fabulieren. Dabei zehrt er natürlich von dem Flair des Zyklus, baut auf den eingeführten Handlungsrahmen, und setzt diesen fort.
Das liest sich auch, zumindest in der ersten Hälfte des Buches, durchaus interessant und flüssig.
In einem schnoddrigen Stil verfasst, schildert er uns seine Handlung. Allerdings, und das ist ein großes Manko, gelingt es Wassiljew nicht, mich wirklich mit seinen Beschreibungen zu packen.

Während Lukianenko, und dieser Vergleich muss hier angesichts der direkten Verknüpfung der Bücher erlaubt, ja geboten sein, ausgehend von der überzeugenden Schilderung des Lebens im modernen Russlands seine phantastische Handlung präsentiert, reduziert sein Kollege das Leben der Ukraine auf die exzessive Zuwendung zu Alkoholika. Hier hat er mich, gerade weil die Schwarzmeerküste und ihre prächtigen, kulturhistorisch bedeutsamen Städte eigentlich eine viel faszinierender Kulisse geboten hätten, enttäuscht. Dasselbe gilt für die Darstellung von St. Petersburg, dessen Zeichnung schlichtweg nicht existent ist. Einige graue Gebäude, einen Sumpf, das war aber auch schon, was wir hier von der einstigen Zaren-Hochburg erfahren.

Das ist letztlich viel zu wenig, um den Leser bei der Stange zu halten. Nicht, dass die Auseinandersetzung nicht Konflikte genug für den Rezipienten bereithalten würde, doch selbst diese lesen sich, als seien sie mit angezogener Handbremse verfasst worden. Der immer währende Kampf der Lichten gegen die Dunklen wird kaum thematisiert, stattdessen bemüht der Autor eine absonderliche Gestalt als Drahtzieher, präsentiert uns aus dem Nichts heraus Erklärungen, die einfach nicht befriedigen.
Die innere Logik bleibt dabei auf der Strecke, die Faszination und die Lesefreude, zumindest was das letzte Drittel des Buches anbelangt, leider auch.

hinzugefügt: April 30th 2009
Tester: Carsten Kuhr
Punkte:
zugehöriger Link: Piper
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