Roberto Orci, Alex Kurtzman, Mike Johnson & Tim Jones
Star Trek: Countdown
Aus dem Amerikanischen von Christian Langenhagen
Titelillustration und Zeichnungen von David Messina, Farben von Giovanna Niro
Cross Cult, 2009, Album im US-Comicformat, 104 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-941248-06-9
Von Christel Scheja
Diejenigen, die den neuen „Star Trek“-Film bereits gesehen haben, werden sich sicherlich fragen, woher der Romulaner Nero so viel weiß, dass sein Hass auf Vulkan derart geschürt wurde und nicht zuletzt wie der alte Spock in diese Zeit gelangen konnte.
Diese Lücke in der Handlung schließt nun die Comic-Miniserie „Star Trek: Countdown“, die eine Brücke zwischen dem Universum, wie es nach dem Ende des zehnten Films ausgesehen hat, und dem Rücksprung in die Vergangenheit schlägt.
Die Geschichte wird als weitestgehend offiziell angesehen und ist vor allem an die Fans gerichtet, die das alt vertraute Universum mit den Veränderungen durch den Film in Einklang bringen möchten, denn immerhin lebt man ja nun nicht mehr in einem unveränderlichen Kosmos, sondern in einem der unendliche Möglichkeiten, der Entwicklung bietet.
Einige Jahre nach dem Putsch von Praetor Shinzon und den lange versklavten Remanern bedroht eine neue Katastrophe das Herz des Romulanischen Reiches. Eine Sonne in der Nähe von Romulus und Remus wird bald zur Supernova werden und in absehbarer Zeit das zentrale System zerstören, wenn nichts dagegen unternommen wird.
Spock, der mittlerweile nicht mehr im Untergrund sondern als offizieller Botschafter der Föderation auf Romulus lebt, beobachtet die kosmischen Entwicklungen schon eine ganze Weile mit Sorge, und er hat eine Idee, wie man das Verhängnis aufhalten kann.
Er spricht den regierenden Rat darauf an, aber bis auf eine Person scheint keiner seine Befürchtungen ernst zu nehmen, vor allem nicht, da der Vulkanier deutlich macht, dass eine Rettung nur mit der Hilfe seines Heimatplaneten möglich ist. Viele Romulaner sind zu stolz, um überhaupt in Betracht zu ziehen, die Vettern um Hilfe zu bitten. Sie sind lieber dazu bereit, dem Untergang mit offenen Augen entgegen zu sehen. Nur ein einziger Mann - der Vertreter der Bergbaugilde namens Nero, hält dir Befürchtungen nicht für Unsinn.
Aus diesem Grund entscheidet sich Spock, Nero um Hilfe zu bitten und ihn genauer in seine Pläne einzuweihen. Beide entschließen sich zu einem verzweifelten Schritt, ohne noch einmal zu versuchen, die Genehmigung des Rates zu erhalten. Sie beschaffen für den Betrieb notwenige Rohstoffe und fliegen zum Vulkan. Dort hoffen sie, ein Gerät zu bekommen, das allein die drohende Katastrophe abwenden könnte.
Doch auch wenn die Föderation alles tut, um sie zu unterstützen und sicher durch das vor ihnen liegende Gebiet zu geleiten, sieht es auf Spocks Heimatwelt ganz anders aus. Denn mit einem hat der alte Mann nicht gerechnet: dass die Logik nicht überall die erste Prämisse seines Volkes ist. Voreingenommenheit gegenüber dem Brudervolk und starre Prinzipien beherrschen auch hier die Mitglieder des Rates.
In einer recht geradlinig erzählten, aber dramatischen Geschichte erfährt man, wie der Romulaner Nero von einem bodenständigen und aufrechten Helden zu einem zerstörungswütigen und mordlüsternen Bösewicht wird. Seinen Wunsch, Vulkan zu vernichten, versteht man nun wesentlich besser.
Dabei gibt es nicht nur ein Wiedersehen mit dem alten Spock, wie man ihn in der Zeit der „Next Generation“ kennen gelernt hat, auch der zweite Data, der in die Fußstapfen seines Vorgängers getreten ist, hat einen Auftritt als neuer Captain der Enterprise. Picard hat den aktiven Dienst in der Sternenflotte quittiert und ist nun Botschafter der Föderation auf Vulkan, Worf ein aktiver General des klingonischen Reiches.
Da die Geschichte immer wieder auf „Star Trek Nemesis“ und die „Next Generation“-Serie anspielt, gibt es für den Fan viele Hinweise zu entdecken, die den Comic ohne Brüche und Unstimmigkeiten in den aktuellen „Star Trek“-Kosmos einbinden. Doch auch ohne Vorwissen kann man große Teile der Serie genießen.
Die Zeichnungen sind eher durchschnittlich. Zwar sind die Figuren zu erkennen, die Bewegungen und das Mienenspiel bleibt auf der anderen Seite recht starr und wenig abwechslungsreich. Die Farbgebung hingegen passt zum düsteren Thema der Geschichte.
Alles in allem ist „Star Trek: Countdown“ eine gelungene Ergänzung zum neuen Film, der vor allem die alt gedienten Fans ein wenig mit den Veränderungen versöhnen dürfte und vor allem dem Bösewicht Hintergrund und ein sehr plausibles Motiv gibt, das ihn viel plastischer als andere Feinde macht.