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World of Warcraft 5: Die Nacht des Drachen, Richard A. Knaak (Buch)
World of Warcraft 5
Richard A. Knaak
Die Nacht des Drachen
(World of Warcraft: Night of the Dragon)
Übersetzung: Mick Schnelle
Panini, 2009, Taschenbuch, 410 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-83332-1792-0
Von Frank Drehmel
In Grim Batol steppt der Bär. An jenem unheimlichen Ort im Sumpfland, der als düsteres Mahnmal des Missbrauchs der roten Drachen durch die Orks traurigen Ruf unter den Völkern Azeroths genießt, erstarkt nach Jahrhunderten wieder das Böse. Die schwarze Drachenmagierin Sintharia und ihr blutelfischer Handlanger Zentarin versuchen mittels dunkelster Zauberei, eine neue Drachen-Rasse – die Zwielichtdrachen – zu erschaffen.
Doch ihre Pläne bleiben nicht unbemerkt. Eine junge Draenei-Priesterin hat, dem Ruf ihrer Meister folgend, den weiten Weg aus der Scherbenwelt auf sich genommen, um dem Bösen Einhalt zu gebieten. Auch der rote Drache Korialstrasz – in menschlicher Gestalt als Krasus bekannt – versucht, Grim Batols Geheimnis zu erkunden, obgleich er auf Grund einer perfiden Intrige Sintharias nicht auf der Höhe seiner Macht ist. Die Reihen der „Grim Batol-Pilger“ werden komplettiert durch eine Schar Zwerge, den blauen Drachen Kalecgos, die Hochelfin Vereesa und ihren Gatten Rhonin sowie ein erklägliche Anzahl von Raptoren. Obgleich sie sich alle den Plänen Sintharias und Zentarins entgegenstellen, ist es fraglich, ob ihre gebündelten Kräfte denen der uralten schwarzen Drachin und ihrer neuen Brut gewachsen sind.
Mit aktuell zehn auf Deutsch veröffentlichten War- und StarCraft-Romanen gehört Knaak neben Christie Golden zu den Haus-und-Hof-Schreibern Blizzards. Sicherlich nicht ohne Grund, denn Knaaks Schreibstil ist plastisch, gefällig und locker, so dass auch jüngere Fans durchaus nicht überfordert werden, wenn sie das Buch dem heimischen PC wenigstens für ein paar Momente vorziehen.
Bedauerlicherweise macht ein netter Stil noch keinen guten Roman; Knaak ist einer dieser Autoren, bei dem jedes Buch einer Wundertüte gleicht: entweder enthält sie ein Spielzeugauto oder aber eine pinkfarbene Haarspange, mit der man allenfalls die kleine Schwester glücklich machen kann. Und „Die Nacht des Drachen“ gehört eher in die Kategorie „kaputte Haarspange“.
Dabei fängt die Geschichte vielversprechend an: eine geheimnisumwaberte Draenei-Priesterin, Iridi, die mehr als nur die übliche Warcraft-Heil-Hure darstellt, auf einer mystischen Suche sowie eine Handvoll Zwerge, denen der Arsch auf Grundeis geht. Doch das Vergnügen ist von kurzer Dauer, da rasch so viele übliche und unübliche Verdächtige mitmischen, dass den Leser zeitweise das Gefühl beschleicht, in den Tunneln von Grim Batol gehe es zu wie in der tokioter U-Bahn zur Rush-Hour. Doch nicht nur die bloße Anzahl der Protagonisten geht auf des Lesers Zeiger; auch die aus der Masse resultierende ungenügende Charakterentwicklung bzw. -differenzierung der einzelnen Handlungsträger stellt ein einziges Trauerspiel dar: pechschwarze oder reinweiße, hölzerne, eindimensionalen Figuren, wohin man schaut.
In atmosphärischer Hinsicht gleicht Knaaks Geschichte ebenfalls eher einem diätetischen Ultralight-Produkt denn einer sättigenden Mahlzeit. Grim Batol kommt so bedrückend unheimlich rüber wie der Kölner Rosenmontagszug kommentiert von einem thailändischen Reisbauern und das Sumpfland ist ein sumpfiger Ort.
Was unterm Strich bleiben, sind vordergründige und pathetisch vorgetragene Action sowie ein paar Namen – diesmal ist nur ein englischer Name (Stoneguider) den Argusaugen (nicht zu verwechseln mit der Arguswacht) des Übersetzers entgangen, sodass die Lokalisation tatsächlich kohärent wirkt -, die dem WoW-Fan das Höschen feucht werden lassen ... oder auch nicht.
Fazit: Ein routiniert und gefällig geschriebener Roman, dessen hauchdünne Story und hölzerne, eindimensionale Charaktere die anfängliche Spannung letztlich im Sumpfland irgendwo zwischen Grim Batol und Menethil versickern lassen. Öde, dröge, langweilig!
hinzugefügt: May 6th 2009 Tester: Frank Drehmel Punkte: zugehöriger Link: Panini Hits: 2768 Sprache:
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