Carrie Vaughn
Die Stunde der Jäger
Midnight Hour 3
(Kitty Takes a Holiday)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Ute Brammertz
Titelillustration von Dirk Schulz
Heyne, 2009, Paperback, 400 Seiten, 12,00 EUR, ISBN 978-3-453-53313-4
Von Carsten Kuhr
Noch ist Sendepause bei der Midnight Hour, der einzig wahren Radio-Show, in der Werwölfe, Vampire, Hexen und Co mir ihr Herz ausschütten. Nach alle der Aufregung, die ich in den letzten Monaten erleben durfte, nicht zu vergessen die Anhörung vor dem Kongress und meine Gefangennahme und Zurschaustellung meiner Verwandlung im TV, ist jetzt erst einmal relaxen angesagt. Doch nicht etwa Acapulco oder Cancún habe ich mir als Urlaubsziel ausgesucht, oh nein, ich habe mich in die tiefen Wälder Südcolorados zurückgezogen um meine Wunden zu lecken und meine Biographie zu schreiben. Dumm dabei nur, dass irgendjemand versucht, mich mittels eines Blutzaubers zu vertreiben. Doch dann taucht Cormac, mein alter Freund und Werwolfsjäger auf, und im Jeep bringt er Ben, meinen Rechtsanwalt, mit. Blutig, bewusstlos und mit dem Werwolfkeim infiziert. Damit nicht genug macht sich ein Skinwalker auf die Jagd nach mir - und Cormac wird wegen Mordes vor Gericht gestellt...
Carrie Vuaghns Reihe um die Werwölfin Kitty Norville geht in eine weitere Runde. Nicht länger suhlt sich unsere junge Radiomoderatorin im Rampenlicht, spielt sie kokett mit ihrer Popularität, dieses Mal geht es deutlich düsterer zu.
Nicht nur die Umgebung, das ländliche Südcolorado wo sich Fuchs und Hase gute Nacht sagen, spiegelt dies wider, auch der Tonfall des Buches passt sich der Stimmung unserer Erzählerin an.
Sie ist mit sich selbst im Unreinen, ist innerlich, aufgrund der ungewollten Dokumentation ihrer Verwandlung im TV, verletzt, fühlt sich missbraucht, ja in gewisser Weise vergewaltigt. Dies führt zu einem Rückzug in sich selbst, zu Zweifeln und Depressionen.
Diese Stimmung hat die Autorin dieses Mal sehr gut eingefangen. Mit viel Verständnis hat sie ihre Protagonistin gezeichnet, hat aber auch, durch die Verantwortung, die ihr mit der Begleitung Bens anheimfällt die Chance genutzt, deutlicher als bisher auf die Verhaltensweisen des Rudeltiers Wolf einzugehen.
Hinzu kommt, dass sie ihren Personen, insbesondere den beiden Männern an der Seite unserer Heldin weit mehr Charakter und Tiefe verleiht, als bislang. Geschickt erweitert sie dabei ihr Repertoire an übernatürlichen Gestalten um indianische Schamanen, Hexer und Skinwalker, und überrascht mit einem so nicht erwarteten Finale.
Insgesamt sowohl atmosphärisch wie inhaltlich der beste Roman der Serie, gelingt es der Autorin doch deutlicher und überzeugender als bislang, den Wolf im Gestaltwandler zu portraitieren.