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Star Trek: Countdown (Comic)

Roberto Orci, Alex Kurtzman, Mike Johnson & Tim Jones
Star Trek: Countdown
Aus dem Amerikanischen von Christian Langenhagen
Titelillustration und Zeichnungen von David Messina, Farben von Giovanna Niro
Cross Cult, 2009, Album im US-Comicformat, 104 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-941248-06-9

Von Frank Drehmel

Gut sieben Jahre sind vergangen, seit „Star Trek X: Nemesis“, über die Kinoleinwand flimmerte und das filmische Franchise mit einer grenzdebilen Action-Story zum Straucheln brachte. Drei weitere Jahre dauerte es bis, die TV-Show „Enterprise“ das alte „Star Trek“ mit einem Coup de Grâce, „These Are the Voyages...“, vor einem (noch) längeren Dahinsiechen bewahrte.
Der cineastischen Auferstehung des Dahingeschiedenen haben sich einige Männer verschrieben, die gleichermaßen umstritten – vorderst unter jenen Trekkies, denen beim Anblick einer Prä-“Enterprise“-Episode orgiastisches Stöhnen entfleucht - wie erfolgreich und zeitgemäß sind: J. J. Abrams, Alex Kurtzman und Roberto Orci. Während Abrams als Regisseur (und Produzent) im Wesentlichen für die Visualisierung verantwortlich zeichnete, waren Film- und Comic-Story eine Angelegenheit Orcis und Kurtzmans.
Nimmt der elfte Kino-Film in seiner Ausrichtung Wohlwollen oder Ablehnung der Altfans lediglich billigend in Kauf, so soll der Comic explizit trek'sche Traditionalisten mit der Neudefinition alter Charaktere und des Canons versöhnen, indem er eine Brücke zwischen dem toten Gestern und dem lebendigen Heute dadurch zu schlagen versucht, dass er eine Reihe alter „Next Generation“-Haudegen in vorderster Front aufmarschieren lässt.

Die Handlung des Comics beginnt acht Jahre nach dem gleichermaßen anmaßenden wie erfolglosen Versuch des Picard-Klons Shinzon, sich auf Romulus an die Macht zu putschen, und liegt damit zeitlich auch nach Rikers „Titan“-Roman-Eskapaden.


Botschafter Spock durfte den romulanischen Untergrund verlassen und kann als Botschafter des Friedens im Senat Romulus' solch salbungsvollen Worte wie, „Freunde, Romulaner, meine Landsleute ... wir teilen dieselben Ohren,“ [S.12] vortragen.
Die Toleranz der spitzohrigen Vettern hat jedoch ihre Grenzen. Als Spock von einer Gefahr berichtet, die nicht nur das Imperium, sondern auch das ganze Universum zu vernichten droht, schenkt man ihm keinen Glauben, erst recht nicht, da die Rettung Romulus' eine enge technologische Zusammenarbeit mit den Vulkaniern erforderte.
Lediglich Nero, der Kommandant eines Bergbauschiffes und Sprecher der Bergbaugilde erkennt die Gefahr, welche von der wachsenden Supernova im Hobus-System ausgeht, und stellt sich aus Angst um seine Familie gegen das Imperium, indem er Spock und das für die Vernichtung der Hobus-Sonne notwendige Element Decalithium mit Unterstützung der Enterprise unter Befehl Captain Datas nach Vulkan bringt. Doch während noch der vulkanische Rat die Ablehnung des Hilfegesuchs Neros und Spocks debattiert, explodiert das Hobus-Gestirn und vernichtet Romulus.

Die Trauer um seine Lieben lässt daraufhin Nero Vulkan, dessen Rat er für die Zerstörung Romulus' verantwortlich macht, blutige Rasch schwören. Auf einer geheimen Militärbasis, der letzten Zuflucht des ehemaligen Senats seines Volkes, findet er das Instrument seiner Rache: ein ultramodernes Waffensystem, konzipiert nach romulanischen Entwürfen, geschmiedet aus Borg-Technologie, welches sein Bergbauschiff, die Narada, in ein Schwert der Zerstörung verwandelt.
Doch nicht nur durch Nero droht Vulkan Gefahr; sondern die Hobus-Sonne wird auch Spocks Heimatwelt verschlingen, wenn es den Vulkaniern nicht gelingt, das Wachstum der Nova zu stoppen. Aber selbst die Enterprise sowie eine klingonische Flotte unter Leitung Admiral Worfs vermögen es nicht, den rasenden Nero davon abzuhalten, die Vulkanier an der Rettung ihrer eigenen Welt zu hindern.


Beginnen wir mit der Frage, die den Kinogänger angstvoll umtreiben könnte. Muss man den Comic gelesen haben, um den Film zu verstehen?
Klare Antwort: Nein!
Hat man denn wenigsten einen Vorteil gegenüber seinem legasthenischen Sitznachbarn?
Not really, wie wir Spanier sagen.

Der Comic erklärt plausibel und nachvollziehbar, warum Nero von der Idee der Vernichtung Vulkans geradezu besessen ist: die spitzohrigen Logiker haben ihm ihre Unterstützung bei der Rettung Romulus explizit, kategorisch und unmissverständlich verweigert. Glaubwürdig wird Nero allerdings erst dadurch, dass er nicht zögert, auch seine romulanischen Brüder, welche durch ihre Ignoranz das Desaster ursächlich mit zu verantworten haben, von der Last ihrer Schuld stante pede durch Exekution zu erlösen.
Dass Rache in „Star Trek“-Filmen kein gänzlich neues Handlungsmoment ist, belegt der hochgelobte zweite Film, „Star Trek II: Der Zorn des Khan“. Der zentrale Unterschied zwischen früher und heute liegt in der Inszenierung. Wo 1982 noch ein paar Worte Khan Noonien Singhs ausreichten, um Motive zu erklären, müssen 27 Jahre später ganze Planeten und Sonnensysteme leibhaftig dran glauben. Allerdings ist dieses nur ein quantitativer Unterschied, woraus folgt, dass jemand, der Khans Motive und damit auch Khan als Figur anerkennt, Nero nicht für unglaubwürdig erklären sollte.

Was bietet der Comic inhaltlich außer der Motiv-Evaluation sonst noch Wichtiges oder gar Originelles?
Nichts!
Abstruse Science (Rote Materie, Zeitreisen durch schwarzer Löcher, Super-Waffen, etc.), die – metaphorisch gesprochen - vom Himmel fällt sowie „Next Generation“-Figuren, die nicht nur deutlich in die Jahre gekommen sind und „vom System“ gefressen wurden, sondern denen man auch ihre vordergründige Fan-Boy-Lock-Funktion, ihre Statistenrolle alleine auf Grund der Art und Weise, wie sie überstürzt und gleichsam zufällig eingeführt werden, von Weitem ansieht.
Die Rache-Geschichte, deren absurder Ausgangspunkt – ein alter Vulkanier, der bis vor kurzem noch im Untergrund lebte, entdeckt ohne nennenswerte oder nicht erwähnte technologische Infrastruktur ein Himmelsphänomen, das den Blicken zahlloser romulanischer Forscher entgangen sein soll – nicht nur die Kopfhaare zum Sträuben bringt, verlässt zu keinem Zeitpunkt den ausgelatschten Pfad, stereotyper, vorhersehbarer und aufgeblähter Mainstream-Schreibe. Das, worauf es ankommt – Neros Motive - hätte ein Comic-Autor mit Gewissen auf 24 oder höchstens 32 Seiten erschöpfend abhandeln können.

Schließen wir mit dem Artwork: nach ersten Previews schwante mir Böses; umso erfreulicher, dass die „Hardcopy“ nicht hält, was die Previews versprechen. Wider Erwarten gelingt es Messina im Großen und Ganzen, eine deutliche Ähnlichkeit zwischen TV-Show-Figuren und Comic-Charakteren herzustellen, die weit über das hinausgeht, was man beispielsweise aus den „Buffy“-Comics gewöhnt ist.
Allerdings wirken Figuren und sonstige Bildelemente insgesamt viel zu statisch, um wirklich begeistern zu können. Dieser statischen Eindruck wäre weniger stark gewesen, hätte man die Panels durch weiße statt durch schwarze Stege getrennt, da so die visuelle Spannung zwischen Hintergrund und den ebenfalls in dunklen, eher trüben Farben kolorierten Bildern von vorne herein größer gewesen wäre.

Fazit: Das unterm Strich mittelmäßige Artwork und die dünne, stereotype Rachegeschichte machen „Countdown“ eher für leidgewöhnte „Star Trek“-Fans als für solche Leser interessant, die Wert auf eine gehaltvolle Story legen.

hinzugefügt: May 11th 2009
Tester: Frank Drehmel
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