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Galenorn, Yasmine: Die Vampirin - Schwestern des Mondes 3 (Buch)
Yasmine Galenorn
Die Vampirin
Schwestern des Mondes 3
(Darkling)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Katharina Volk
Titelillustration von Tony Mauro
Knaur, 2009, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 426 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-426-50157-3
Von Carsten Kuhr
Zum nunmehr dritten Mal machen sich unsere drei Feen-Schwestern auf, im Dienst des Anderwelt-Nachrichtendienstes den Dämonen zu zeigen, was eine Harke ist. Nach der Hexe Carmille und der Werkatze Delilah übernimmt dieses Mal die Vampirin Menolly die Rolle der Ich-Erzählerin.
Wie inzwischen schon gewohnt und bekannt, geht es einmal mehr darum, einen der fiesen Pläne des Dämonenlords Schattenschwinge. unsere Erde zu infiltrieren und als Sprungbrett für seine Invasion der Anderwelt zu nutzen, zu verhindern.
Dieses Mal aber hat der Dämonenfürst einen wahrlich perfiden Plan ausgeheckt. Er lässt ausgerechnet Dredge, den sadistischen Vampirmeister, der Menolly grausam gefoltert, verstümmelt und gewandelt hat, auf Seattle, der neuen Heimat unserer Halbfeen, los. Und Dredge ist als Zögling des Halbgottes Loki absolut skrupellos, wenn er nur Grauen und Leid verbreiten kann. Sein Ziel ist es, Angst und Zwietracht auf den Straßen Seattles zu verbreiten. So macht er sich daran, eine ihm hörige Vampirarmee zu schaffen, die den schon schwelenden Konflikt zwischen Menschen und UW, den übernatürlichen Wesen, explodieren lassen soll. Doch da hat Menolly noch ein gehöriges Wörtchen mitzureden, auch wenn dies für sie bedeutet, nochmals die Hölle, die ihre Verwandlung durch Dredge für sie bedeutet hat, zu durchleben....
In den Staaten sind zwischenzeitlich bereits sechs Romane der „Otherworld“-Serie erschienen, der siebte Teil ist für Januar 2010 angekündigt.
Neben dem Hype, der die Urban-Fantasy und Romance-Fantasy gegenwärtig umgibt und die Kassen in den Buchhandlungen klingeln lässt, ist es insbesondere der Schachzug, in jedem Roman eine andere Erzählerin in den Mittelpunkt zu stellen, der diese Bücher aus dem Allerlei der allmonatlichen Produktion an Novitäten hervorhebt.
Durch die alternierenden Erzähler bleibt die Sichtweise frisch, der Leser begegnet bekannten und liebgewonnenen Gestalten, bekommt diese aber aus unterschiedlichen Blickrichtungen beschrieben.
Hinzu kommt, dass Galenorn in ihre Weltenschöpfung alte Überlieferungen vom Feenreich, die nordische Götterwelt und indianische Mythen einfließen lässt. Das sorgt in seiner Ausgestaltung für ein gehöriges Maß an Abwechslung, das liest sich temporeich und spannend, bietet jede Menge Action gemixt mit ein wenig Romantik und Sex.
Von allen drei bislang bei uns erschienen Titeln hatte ich dieses Mal die meisten Schwierigkeiten, mit der Handlung warm zu werden.
Woran nur lag es, dass ich mich bis zur Mitte des Buches nicht richtig im Plot wohlfühlte?
Es mag damit zusammenhängen, dass von den drei Schwestern Menolly diejenige ist, die am unmenschlichsten gezeichnet wird.
Als Vampir, noch dazu als gefolterte, zutiefst traumatisierte Frau ,reagiert sie äußerlich gefühlskalt, zeigt kaum Emotionen. Man wird nicht so richtig warm mit der Erzählerin, kann sich, zumindest in der ersten Hälfte, kaum mit ihr als Heldin anfreunden. Statt an ihren Sorgen oder an ihren Gefühlswirrungen teilzunehmen, suchen wir zusammen mit ihr - zunächst eher widerwillig - nach den Ursachen für die Wandlungen, die Seattle heimsuchen, und letztlich nach ihrem Peiniger. Dass sie sich davor scheut, die verdrängte, aber nie richtig aufgearbeitete Vergewaltigung und Folterung ihres Körpers, aber auch ihrer Seele anzugehen, kann man nachvollziehen. Zu schwer wiegt das Trauma der eigenen Hilflosigkeit, als dass sie sich willentlich mit ihrer bislang schwersten Stunde auseinandersetzen würde.
Und dies macht auch die Lektüre nicht einfach. Wir können uns nicht einfach in die vermeintliche Sicherheit unseres Sessels zurückziehen, und ganz auf Mitleid machen, dazu lädt uns Menolly schlicht nicht ein. Wir können aber, zunächst zumindest, noch nicht dem Bösen den Kampf ansagen und Rache nehmen. Insoweit sitzen wir als Leser relativ passiv daneben, während unsere Erzählerin versucht, aus den Geschehnissen schlau zu werden, um sich dann zu überlegen, was sie unternehmen kann.
Das soll nicht heißen, dass nichts passieren würde, doch der Drive der ersten beiden Titel, die Intensität mit der die Geschichte abläuft, fehlt. Stattdessen bekommen wir viel Hintergrundwissen, das zweifelsohne in den weiteren Romanen von Bedeutung sein wird.
Letztlich ein zwar interessanter, aber kein mitreißender Roman, der den Weg für die Fortsetzung ebnet.
hinzugefügt: May 14th 2009 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Knaur Hits: 2901 Sprache: german
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