Storm 2
Der letzte Kämpfer
Martin Lodewijk & Don Lawrence
(Storm: De laatste vechter, Niederlande, 1987)
Aus dem Niederländischen von James ter Beek und Nikolaus Danner
Extra: herausnehmbarer Farbdruck
Splitter, 2008, Hardcover, 64 Seiten, 15,80 EUR, ISBN 978-3-940864-48-2
Von Frank Drehmel
Martin Lodewijk stand beim Schreiben dieser zweiten Geschichte vor dem Problem, dass Philip Dunn, der Autor des ersten Bandes, die „tiefe Welt“ in einer Art Sintflut untergehen ließ und das letzte Panel die beiden Helden – Storm und Rothaar - auf einem Floß einer unsicheren Zukunft entgegen treibend zeigte. Dieses Szenario stellte keinen wirklich fruchtbaren Anknüpfungspunkt für diese und zukünftige Storys dar, so dass Lodewijk sich kurzerhand entschloß, die Geschehnisse des ersten Bandes weitgehend zu ignorieren.
Storm und Rothaar fallen einem Sklavenhändler in die Hände, welcher die beiden schon bald an einen Zirkus verkauft. Während der Wert der jungen Frau sich darin erschöpft, als Faustpfand gegenüber Storm zu dienen, komplettiert der Ex-Raumpilot eine Riege von Gladiatoren, deren Aufgabe es ist, in jenen Städten, in denen die bunte Truppe gastiert, gegen die örtlichen Champions anzutreten. Doch schon beim ersten „Gastspiel“ in Soamandrakisal stellt sich heraus, welch betrügerischen Geistes diese ungleichen Kämpfe sind. Daraufhin widersetzt sich Storm den Anweisungen seinen „Besitzers“ und landet zusammen mit Rothaar zunächst in der Gefangenschaft der städtischen Herrscher. Diese stellen den beiden die Freiheit in Aussicht, sollte es Storm gelingen, die Aufgaben zu bewältigen, welche ihm im sagenumwobenen „Palais des Todes“, das weit abgelegen in der Wüste seiner Erkundung harrt, erwarten.
Während Roothaar als potenzielle Opfergabe für „Der-gefüttert-werden-muss“ in der Stadt verbleibt, machen sich Storm mit Unterstützung eines Führers auf den Weg in die Wüste.
Am Ziel angekommen erkennt Storm, was da auf ihn wartet: ein riesiges technisches Relikt einer längst vergessenen Zeit, vollgestopft mit tödlichen Waffen und Verteidigungsmechanismen, die es zu überwinden gilt.
Doch glücklicherweise ist Storm nicht allein, denn auch andere „Gladiatoren“ wurden gezwungen, sich der Herausforderung zu stellen. Und so macht sich die kleine Schar, geführt von einem religiösen Fanatiker, auf eine Quest, die schon bald die ersten Todesopfer fordert.
Bot die Geschichte des ersten Bandes noch wenig überraschende Wendungen, sondern bediente sich auf eine uninspirierte Art im Wesentlichen hinlänglich bekannter SF- und Phantastik-Stereotype, so kommt „Der letzte Kämpfer“ deutlich innovativer daher. Auch wenn größere Handlungsbögen – Storms Gladiatorenkarriere oder seine bizarren Quests im Palais des Todes – auf eine vage Art bekannt vorkommen, so sorgen zahlreiche skurrile, originelle Einzelheiten auch noch nach 30 Jahren für eine unwiderstehliche, frische und phantastische Atmosphäre.
Und nicht nur die Story gewinnt an Kraft; auch im Artwork ist im Vergleich zum Vorgängercomic eine Steigerung erkennbar. Don Lawrence belegt, dass er das umfangreiche Repertoire eines Comic-Künstlers voll und ganz beherrscht, dass er sowohl seinen Charakteren Einzigartigkeit verleiht, als auch in der Lage ist, beeindruckende, lebendige Landschaften, bizarre, phantastische Wesen sowie kühle, technische Umgebungen zu entwerfen.
Nach wie vor zeichnen sich seine Bilder neben dem realistischen Grundansatz durch lebendige Texturen und – vor allem – dem Mut zur Farbe sowie zu zahlreichen Komplementärkontrasten aus, welche nicht nur eine exotische Atmosphäre vermitteln, sondern das Auge gleichsam zu immer neuen Entdeckungsreisen animieren.
Ein 14-seitiger redaktioneller Teil, der neben Informationen zur Entstehungsgeschichte Storms zahlreiche Bilder und Skizzen bietet, sowie eine exzellente Druckqualität runden das durch und durch positive Bild dieses phantastischen Comics ab.
Fazit: Lawrence mitreißendes Artwork und die temporeiche, leichte, originelle Geschichte machen auch den zweiten Band der „Storm“-Saga zu einem Must-have für Phantastik-Fans.