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Landsdale, Joe R.: Der Teufelskeiler (Buch)

Joe R. Lansdale
Der Teufelskeiler
(The Boar, 1998)
Aus dem Amerikanischen von Richard Betzenbichler
Titelbild und Innenillustrationen von Henning Ahlers
Shayol, 2008, Paperback mit Klappenbroschur, 142 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-926126-84-9

Von Christel Scheja

Den deutschen Lesern ist Joe R. Lansdale vor allem als Autor von Horror-Romanen, Western und Krimis vor düsterer Kulisse bekannt. In den USA sind von ihm bereits über ein Dutzend Romane und zweihundert Storys erschienen.
Wie sicher er sich in der Atmosphäre amerikanischer Epochen bewegt, beweist aber auch durch seine Novelle „Der Teufelskeiler“, die neben einer bedrohlichen und spannenden Handlung auch noch ein interessantes Bild des Lebens im Texas der frühen 1930er Jahre zeichnet. Die Novelle spielt übrigens in derselben Region wie sein preisgekrönter Roman „Die Wälder am Fluss“.


Richard Dale lebt mehr schlecht als recht in den Auwäldern des Sabine Rivers in Osttexas. Die Depression hat nun auch den eher ländlichen Landstrich erwischt, in dem es kaum Arbeit gibt und die Menschen sich gerade eben mit Gelegenheitsjobs, ein wenig Landwirtschaft und Viehzucht über Wasser halten.
Da bekommt Richards Vater bei einem Preiskampf in der nahen Stadt die Chance, als Profiboxer durch die Vereinigten Staaten zu reisen, weil er den amtierenden Champion schlug. In Anbetracht dessen, dass seine Frau das zweite Kind erwartet, nimmt Leonard Dale das Angebot an, kann er doch dafür sorgen, dass es seiner Familie besser geht. Er überträgt Richard die Verantwortung für seine Mutter und das Land.
Zur gleichen Zeit verwüstet ein heimtückischer alter Eber, genannt ‚Old Satan’ die Felder in der Umgebung, tötet Hunde und anderes Vieh und versetzt die Menschen durch seine unbändige Wut in Angst und Schrecken. Als das tollwütige Tier seine Mutter bedroht, beschließt der fünfzehnjährige Junge, der für sein Leben gerne liest und an wahres Heldentum glaubt, das Tier, vor dem bisher sogar erfahrene Jäger kapitulieren mussten, zu erlegen. Unterstützt wird er nur von seinem farbigen Freund Abraham und seinen Urgroßvater Old Pharaoh, der die wahren Geheimnisse der Jagd kennt.


Joe R. Lansdales Erzählung ist von einer unglaublichen Dichte. Ohne viele Worte zu machen oder gar kitschige Stimmungsbilder zu bemühen, beschwört er die frühen 1930er Jahre in einem Landstrich herauf, in dem die Leute einerseits pragmatisch und nüchtern sind, andererseits manchmal aber auch noch Phantasie besitzen, so wie der fünfzehnjährige Held und sein Freund, die sich den Rat von einem weisen alten Mann suchen.
Die Geschichte wirkt auf den ersten Blick unspektakulär, aber gerade das macht sie so besonders. Ohne dass man es erzwingen muss, hat man die Szenerie vor Augen, versteht die Gefühlswelt der Figuren und hält den Atem an, wenn die Situation plötzlich gefährlich wird. Obwohl der Keiler nur ein normales Tier ist, entsteht schon bald ein sehr düsteres und bedrohliches Horror-Szenario.
Alles in allem bleibt nach der Lektüre mehr von diesen 140 Seiten im Gedächtnis haften als von manch einem drei oder viermal so langen Roman. Dafür sorgen auch die passenden Illustrationen von Henning Ahlers, die die Atmosphäre gelungen einfangen und den Figuren Gesichter geben.

Wer stimmungsvolle und düstere Dramen mag kann unbesorgt bei „Der Teufelskeiler“ zugreifen, da die Geschichte trotz ihrer Kürze all das besitzt, was einen guten Roman ausmacht.

hinzugefügt: May 18th 2009
Tester: Christel Scheja
Punkte:
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