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Star Trek Titan 3: Die Hunde des Orion, Christopher L. Bennett (Buch)

Star Trek Titan 3
Christopher L. Bennett
Die Hunde des Orion
(Star Trek – Titan: Orion's Hounds)
Übersetzung: Stephanie Pannen
Cross Cult, 2009, Taschenbuch, 328 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-941248-03-8

Von Frank Drehmel

Ahhhh ohh ahhhhh uuuaaajaa! Weit entfernt von randalierenden Rommulanern, kleingeistigen Klingonen und faktisch faden Födi-Fuzzis können sich Riker und seine Crew endlich dem widmen, für das die Titan ursprünglich in den Dienst gestellt wurde: dem freudvollen, forschen Forschen.


Das Kartographieren des Gum-Nebels im Arm des Orions führt die U.S.S. Titan in bis dahin weitgehend unbekanntes Gebiet.
Aus heiterem Himmel zerreißt ein Todesschrei die Gedankenwelten der an Bord befindlichen Empathen und Telepathen. Riker und seine Crew beschließen, der Sache auf den Grund zu gehen und werden Zeugen, wie eine unbekannte Spezies – die Pa'haquel – Sternenquallen, jene empfindsamen Wesen, denen Riker und Troi auf ihrer ersten Farpoint-Mission begegneten, jagt und tötet, um sie in eine Art Zombie-Raumschiffe zu verwandeln.
Entgegen der Ersten Direktive und die Tatsache ignorierend, dass es sich bei den Pa'haquel zwar um mürrische, aber dennoch höfliche und hilfsbereite Wesen zu handeln scheint, beschließt Riker, Partei für die Sternenquallen zu ergreifen. Jedoch erst Tuvok, der dunkelhäutige Vulkanier an Bord der Titan, begeht, als er die Gedankenschreie und Qualen der sterbenden Himmelsriesen psychisch nicht länger erträgt, einen verhängnisvollen Fehler, indem er den Quallen Informationen übermittelt, mit denen sie für ihre Jäger undurchdringliche Schilde generieren können.
Dadurch wird ein Gleichgewicht gestört, dass seit Jahrtausenden das Überleben sämtlicher Spezies – nicht nur der Pa'haquel – in diesem Teil des Raumes zwar nicht gänzlich sicher stellte, aber zumindest wahrscheinlicher machte, denn hier, nahe der Wiege neuer Sterne, treiben gigantische Lebensformen unterschiedlichster Natur – sogenannte Kosmozoane - durch das All, die ganze Planeten verschlingen und denen nur die Waffen in den Leibern der toten Sternenquallen etwas anhaben können.


Nachdem in den ersten beiden Bänden die Nachwehen von Shinzons schrägem Putschversuch in schwerer, anstrengender und ganz und gar freudloser trek'scher Trauerarbeit verarbeitet und hoffentlich endgültig in einer kleinen imaginären Urne hinter dem Mond links zur ewigen Ruhe gebettet wurden, entführt „Die Hunde des Orion“ den Leser in eine neue, frische, aufregende und phantastische Science-Fiction-Welt.
Nicht nur, dass das Schiff und das Universum mit lebendigen Wesen bevölkert werden, die sich – endlich - durch weitaus mehr als nur unaussprechliche Namen auszeichnen – nämlich durch Humor, Exzentrik, spezielle körperliche Bedürfnisse und kulturelle Hintergründe -, auch zahlreiche Probleme des Zusammenlebens unterschiedlichster Spezies werden ohne belehrenden Unterton thematisiert. Behutsam lenkt der Autor das Augenmerk des Lesers immer wieder auf Details bzw. Konsequenzen einer bestimmten Lebensweise, die selbst dem abgebrühtesten Science-Fiction-Fan das eine oder andere Licht aufgehen lassen.
Zugleich rückt eine Diskussion um die Erste Direktive der Föderation, welche den Umgang mit fremden Zivilisationen regelt, in den Vordergrund, in deren Verlauf eine verantwortungsethisch basierte Interpretation und eine deutliche pragmatischere Herangehensweise gefordert wird als sie in „Star Trek“ bisher üblich war.
Die Hundert Millionen Toten, die das Eingreifen Rikers in das Gleichgewicht zwischen Jägern und Gejagten nach sich zieht, werden bemerkenswerterweise nicht als Anlass genommen, die Forderung des Verbotes einer Einmischung in die inneren Angelegenheiten einer fremden Gemeinschaft erneut zu erheben, sondern implizit zu fordern, Irrtümer in der Beurteilung der Auswirkungen des eigenen Handelns durch sorgsam(er)e Situationsanalysen zu vermeiden.

Höchstwahrscheinlich wäre ein Traktat zur Soziologie von fiktiven Alien-Rassen, eine Abhandlung über den kant'schen Imperativ im Lichte neuer Sonnen oder ein Wörterbuch „Technobabbel für Loser“ eine wenig erbauliche Lektüre, würde nicht nebenbei auch noch eine Geschichte erzählt werden.
In dieser Hinsicht beweist Christopher L. Bennett - wie schon in seinem gelungenen Franchise-Roman „X-Men: Feind meines Feindes“ (erschienen bei Panini) - nicht nur ein erstaunliches Gespür für die leise Töne, für Komik und Atmosphäre, für das Wesentliche, das uns von denen da draußen unterscheidet, sondern bringt das Ganze auch noch in einem so lockeren, gefälligen Stil an den Leser, dass selbst Moral spannend wird.
Auf sinnloses, plakatives Technobabbel wird so radikal verzichtet, dass der eingefleischte „Star Trek“-Fan dieses geradezu als Affront auffassen muss. Ebenso sind vordergründige, ausufernde Action-Sequenzen – das Kauf-Argument eines jeden Padawans –, nervtötend eindimensionale Charaktere oder die gutmenschliche Moralkeule nicht Bennetts Sache. Seine Figuren, die immer auch bereit zum Dialog sind, wollen durchweg nur das Beste, glauben dem richtigen Weg zu folgen und haben für ihre Entscheidungen regelmäßig nachvollziehbare, plausible und – vor allem – moralisch akzeptierbare Argumente.


Fazit: Ein großartiger Science-Fiction-Roman, voller Exotik, Humor, Emotionalität und Tiefgründigkeit. So gut wie hier, war „Star Trek“ nie zuvor.
Action-Boys und Freunde von Achsen des Bösen sollten lieber mit ihren „G.I.Joe“-Püppchen spielen.

hinzugefügt: May 24th 2009
Tester: Frank Drehmel
Punkte:
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