|
Schmidt, Michael (Hrsg.): Zwielicht (Buch)
Michael Schmidt (Hrsg.)
Zwielicht
Titelillustration von Susanna Jaja
Inneniustrationen von Lothar Bauer
Eloy Edictions, 2009, Paperback, 234 Seiten, 13,00 EUR
Von Carsten Kuhr
Die Kurzgeschichte ist tot – so kann, nein muss man es beschreiben, nimmt man sich die Programme der großen Publikumsverlage zur Hand. Die Anthologien lassen sich bequem an einer Hand abzählen, und selbst hier gehen die Verlage vermeintlich auf Nummer sicher. Charlaine Harris´ Urban-Fantasy-Anthologien bei dtv, vielleicht noch die eine oder andere Fantasy-Collection mit bekannten Namen aus Übersee, aber das war es dann im Wesentlichen auch schon. In „Phase X“ (Atlantis Verlag), „phantastisch!“ (Verlag A. Havemann) und der „c´t“ werden vereinzelte Stories veröffentlicht, aber selbst da ist der Platz rar.
Selbst die mit so viel Eifer und Sachkenntnis zusammengestellte „Visionen“-Reihe von Helmuth W. Mommers und Shayol wurde eingestellt – ein Verlust, der nicht tief genug bedauert werden kann.
In die Bresche springen die Kleinverlage. Ernst Wurdack ist hier ebenso zu nennen wie „Nova“. Hier und bei anderen Kleinverlegern können deutschsprachige Autoren veröffentlichen, finden sie einen höchst notwenigen Platz, um ihr Talent zu erproben, um zu üben und sich einer breiteren Leserschicht vorzustellen.
Eloy Ediction hat sich zwischenzeitlich einen Namen im Bereich der gehobenen Phantastik gemacht. In sorgfältig redigierten, zumeist mit Illustrationen versehenen Originalausgaben und Übersetzungen wird hier die unheimliche Literatur gepflegt.
Nun wagt man sich an eine neue Herausforderung. Eine Anthologiereihe für unheimliche Literatur soll „Zwielicht“, dessen ersten Band vor mir liegt, werden. Ein- bis zweimal pro Jahr soll in dieser Form den Autoren eine Möglichkeit gegeben werden, ihre kurzen Werke dem Leser vorzustellen. Mit Originalillustrationen versehen, soll so ein fester Platz geschaffen werden, an dem sich Autoren und Leser, die derartige Kost goutieren, begegnen können. In jedem Band wird darüber hinaus ein sekundärliterarischer Teil enthalten sein – dieses Mal beschäftigt sich dieser mit M. R. James sowie dem Vincert Preis. Beigegeben wird jeweils eine umfassende Auflistung der im vorletzten Jahr erschienen Kurzgeschichten deutscher Autoren nebst der Nennung der entsprechenden Publikation.
Inhaltlich bieten die enthaltenen fünfzehn Geschichten für jeden Geschmack etwas. Manchmal geht es eher hintergründig zu, dann wieder böse oder blutig – die gesamte Bandbreite wird abgedeckt, dies aber durchweg sprachlich ansprechend.
So erleben wir die Rache eines langsameren Autofahrers mit, der den Drängler böse erpresst, begegnen in Louisiana Voodoo-Zauber, begleiten zwei Werhunde auf ihre Streifzüge, werden Zeuge, wie eine Katze für die Ermordung ihres Wurfs grausame Rache übt, verfolgen, wie die Wölfe mittels Menschenopfer nach Nebraska zurückgeholt werden sollen, begegnen dem Heiland, gehen mit einem Therapeuten und seinem Patienten in ein Feld, warten mit der ermordeten Ehefrau auf das Ableben ihres Gatten, besuchen ein etwas anderes Fundbüro, beobachten die Wirkung zweier Bildpostkarten auf einen einsamen Menschen, erleben das Ende einer ehedem liebevollen Beziehung, begleiten einen Zug, der in einen Kopfbahnhof rast, begegnen einem Verdächtigen, der durch einen Psychiater an die Ereignisse, die er mittels einer Amnesie verdrängt hat zurückgeführt wird, und erleben mit, dass selbst Ragnarök, das Ende der Welt, eine Mutter nicht davon abhalten kann, ihren entführten Sohn zu suchen.
Als Fazit bleibt, dass hier ein Buch vorgelegt wird, das nicht nur für die Autoren und den Verlag, sondern insbesondere für die am Übernatürlichen Grauen Interessierten wichtig ist. Mögen viele Käufer ihr Portemonnaie öffnen, auf dass wohlige, manches Mal auch angstvolle Schauer ihren Rücken herunterlaufen.
hinzugefügt: May 26th 2009 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Eloy Hits: 3669 Sprache: catala
[ Zurück zur Übersicht der Testberichte | Kommentar schreiben ] |
|