Jan Gardemann
Der Remburg-Report
Titelillustration von Timo Kümmel
Atlantis, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 250 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-941258-03-7
Auch als Hardcover (laminierter Pappband mit Lesebändchen) erhältlich, 14,90 EUR (nur direkt beim Verlag)
Von Carsten Kuhr
Michael Neustädter ist Journalist. Um der Wahrheit die Ehre zu geben, er wäre gerne Journalist. Zwar hat er sein entsprechendes Studium abgeschlossen, doch eine Anstellung hat er bislang nicht finden können. Wer will schon einen Journalisten, der jedes Mal, wenn es spannend wird, prompt einschläft.
Nicht etwa, dass ihm langweilig würde, doch er leidet unter einer Krankheit. Kaum steigt sein Adrenalinspiegel, dämmert er unweigerlich weg - und hat seltsame Träume. Träume, an die er sich nicht erinnern kann, die aber, wenn er sein Schnarchen aufnimmt und später abspielt, wieder aus den Tiefen seines Unterbewusstseins auftauchen. Träume, in denen er in die Haut fremder Menschen schlüpft, die wie er in Remburg, der Stadt, in der ein mysteriöses Strahlenfeld jegliche drahtlose Übertragung verhindert, leben.
Und so nach und nach kommt er einer Verschwörung auf die Spur, in der das organisierte Verbrechen ebenso wie eine geheime Sondereinheit der Polizei verwickelt ist, und die mit dem neu gebauten Einkaufszentrum zu tun hat.
In immer neuen Träumen treten neben dem Paten Remburgs auch der Stadtrat, der erfolgreichste Unternehmer der Stadt, ein Terrorist und diverse Aliens auf - und er selbst ist zusammen mit anderen Begabten mittendrin...
Jan Gardemann legt einen Roman vor, der ein wenig, nein: eigentlich ganz anders, daherkommt, als seine sonstigen Werke. Verdient er sein Geld als Heftromanautor unter den Pseudonymen Ira Korona, Joan Garner oder Geoffrey Marks vornehmlich mit Gruseltiteln, so legt er dieses Mal einen Plot vor, der sich weit ab von jenen ausgetretenen Pfaden bewegt.
Das wirkt in seiner Ausgestaltung mittels der Träume, in denen unser Erzähler in die Rolle anderer Stadtbewohner schlüpft, ein wenig wie ein Episodenroman, das zeigt uns eine ganz eigene Handlung aus den unterschiedlichsten Blickwinkeln. Gerade die Art und Weise, immer wieder aus einem neuen Blickwinkel die Geschehnisse zu beleuchten und Geheimnisse zu offenbaren, macht der Reiz des Romans aus. Hier gelingt es dem Autor, ein sehr detailreiches Bild zu zeichnen, immer wieder neue, interessante Gestalten vorzustellen und so dem Leser ein facettenreiches Bild Remburgs zu zeigen. Und es ermöglicht dem Autor seine Leser miträtseln zu lassen, was wohl hinter den Geheimnissen steckt, die so sorgfältig gehütet werden.
Immer wieder überraschen unerwartete Wendungen, begegnet man skurrilen Gestalten und fragt sich, wie dies alles zusammenpassen könnte. Der Aha-Effekt am Schluss des Bandes lässt dann alle Puzzleteile an ihren Platz rutschen und den Leser atemlos und gut unterhalten zurück.