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Das Einhorn 2: Ad Naturam (Comic)

Das Einhorn 2
Ad Naturam
(La Licorne: Ad Naturam)
Text:
Mathieu Gabella
Zeichnungen & Farben: Anthony Jean
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2008 Hardcover, 56 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-939823-77-3

Von Irene Salzman

In der Mitte des 16. Jahrhunderts befindet sich Europa im Umbruch: Die Renaissance hat die Ideale der Antike wieder entdeckt, Wissenschaften und die Erforschung neuer Länder verändern drastisch das Weltbild, der Mensch als Individuum rückt ins Zentrum des Lebens und des Denkens. Auch die Medizin macht gewaltige Fortschritte, aber nicht alle Ärzte wollen sich von den veralteten Traditionen lösen, und auch die Kirche lehnt jegliche Veränderung ab.
Plötzlich werden überall Ärzte, die sich den neuen Methoden verschrieben haben, ermordet. Es scheint, als hätten sie etwas entdeckt, das verborgen bleiben sollte. Der königliche Chirurg Ambrosius Paré wird wider Willen in diese Angelegenheit hinein gezogen und muss sich mit der Sekte der Asklepiaden arrangieren, denn nur ihre Mitglieder kennen einen Teil der Wahrheit und können ihm – vielleicht – Schutz vor den Häschern bieten.
Was Paré von nun an erlebt und was ihm an Geheimnissen enthüllt wird, hätte er niemals erwartet: Der menschliche Körper hat sich in kürzester Zeit gravierend verändert, und schuld daran sind die Mykrobius, winzige Tiere. Aber wozu das Ganze? Und wer steckt dahinter? Erneut werden die Kameraden von ihren Feinden aufgespürt und müssen die Flucht ergreifen. Paré stürzt in die Tiefen des Labors…


Nach einem spannenden Auftakt, in dem das Setting und ein Teil der Handlungsträger – darunter historische Persönlichkeiten wie Ambrosius Paré und Paracelsus – vorgestellt wurden, geht es in rasantem Tempo weiter. Paré und die Asklepiaden beschließen trotz gewisser Differenzen zusammenzuarbeiten, denn jeder für sich ist ein zu leichtes Opfer für die Häscher der Kirche, die verhindern will, dass ihre geheimen Machenschaften aufgedeckt werden.
Paré erfährt, dass es all die Fabelwesen, die man aus uralten Überlieferungen kennt, tatsächlich gibt. Sie und die so genannte Quintessenz haben etwas mit den mysteriösen Vorgängen zu tun, aber längst liegen noch nicht alle Puzzlestücke an den richtigen Plätzen. Wie bei einer Schnitzeljagd fliehen die Ärzte durch ganz Europa, um die verstreuten Hinweise zu finden, die alles erklären können. Dabei entdecken sie das Labor einer weiteren berühmten historischen Persönlichkeit, die zweifellos jeder sofort identifiziert, denn diese Rolle ist ihm wie auf den Leib geschneidert. Die Gruppe verliert Paré – und der Band endet mit einem Cliffhanger.
Die gelungene Mischung aus belegbarer Geschichte, sehr viel Dark Fantasy und bekannten Chimären, die hier jedoch eine völlig neue, äußerst bizarre Gestalt erhalten haben, fasziniert und weckt den Wunsch, zusammen mit den Protagonisten die weiteren Geheimnisse aufzudecken. Die Story ist spannend, die Charaktere sind interessant, und trotz der unheilvollen Atmosphäre mangelt es nicht an Wortwitz und heiteren Momenten, die angemessen dosiert sind und das Düstere sogar betonen, statt störend zu wirken.
Die detailreichen Illustrationen sind eine wahre Augenweide – insbesondere Szenarien wie das Labor mit all seinen Wundern liefern Panels, über die man nicht einfach hinweg liest oder schnell drüber schaut, denn es gibt so viel zu entdecken. Anthony Jean hat in liebevoller Kleinstarbeit, die ein großes Maß an Geduld verlangt, wahre Meisterwerke geschaffen.
Mehr über die Arbeitsweise von Autor und Zeichner, aber auch sehr interessante Anmerkungen zu den historischen Persönlichkeiten, Erfindungen u. v. a. findet man im zehnseitigen, illustrierten Anhang.

„Das Einhorn“ ist eine großartige Fantasy-Serie, die sowohl durch die Geschichte wie auch die Illustrationen überzeugt und sicher sehr schnell eine große Fan-Gemeinde finden wird. Hat man Freude an Titeln wie „Die Druiden“, „Die Legende der Drachenritter“ oder „Das verlorene Paradies“ wird man auch von dieser Serie begeistert sein.

hinzugefügt: June 12th 2009
Tester: Irene Salzmann
Punkte:
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