Thomas Brezina
Katie Cat
Katie Cat 1 (wird fortgesetzt in „Leonie Lion“)
Schneider, 2006, Hardcover, 352 Seiten, 14,90 EUR, ISBN 978-3-505-12288-0
Von Alexandra Balzer
Katie ist ein etwas ungewöhnliches Mädchen: Sie lebt auf einer verschlafenen Insel im Süden Englands, wo eigentlich nie etwas geschieht, was ja erst einmal nicht weiter aufregend ist. Aber nach dem tragischen Tod ihrer Eltern wächst sie bei ihrem Onkel auf, ein alternder Hippie, der sein Geld mit Tätowierungen verdient, und ihrer Großmutter, die an schwerer Demenz leidet.
Manchmal spricht Katie wochenlang kein Wort auch nicht zu ihren einzigen Freunden Laura und Ming, die ebenso wie sie gemiedene Außenseiter sind. An ihrem fünfzehnten Geburtstag erhält Katie ein Geschenk, das ihr ganzes Leben auf den Kopf stellt, und nun überschlagen sich die Ereignisse:
Ein grässlicher Mord erschüttert die Insel, merkwürdige Fremde schleichen umher, und Katie muss schnell lernen, ihre ungewöhnlichen Fähigkeiten zu akzeptieren, damit Unrecht verhindert werden kann.
Thomas Brezinas Leben ist dem Schreiben gewidmet. Er produziert spannende Kinder- und Jugendromane wie am Fließband. Dabei besticht er mit starken Charakteren, rasanter Erzählweise und spannenden Wendungen, packt mutig schwierige, wichtige Themen an.
In diesem Roman vereint er neben erster Liebe, Freundschaft, Armut, ‚Andersartigkeit’ in jedem möglichen Wortsinn, Mord, Gier, Krankheiten, Gentechnik, Trauer und Verlust, auch internationale Verschwörungen zu einem harmonischen Ganzen.
Noch interessanter als Katies Entwicklung, die durch den Buchtitel leider überhaupt kein Geheimnis und damit wenig Spannung bietet, sind hier die zwischenmenschlichen Töne. Mings Andersartigkeit und die Reaktionen seiner Umwelt, Roys Weigerung, sich mit dem Leben auseinanderzusetzen, all dies wird zwar nicht unbedingt subtil, aber bewegend dargestellt und gibt der Geschichte sehr viel Tiefgang. Katie bleibt trotz ihrer Veränderungen immer ein Teenager, geplagt von Angst, Zweifel und Wut, ihre Handlungen sind nachvollziehbar.
Gut gelungen sind auch die mystischen Elemente, wenn Katie mit ihrem Kater Mortimer kommuniziert. Das Ende ist in vielerlei Hinsicht schmerzlich. Die Hoffnung, dass es irgendwann eine Fortsetzung geben wird, wurde inzwischen mit dem Titel „Leonie Lion“ erfüllt.
Äußerlich gibt es nichts zu bemängeln: ein stabiler Hardcover, starkes Papier, angenehme Schriftgröße - wie nicht anders von einem Schneiderbuch zu erwarten. Inhaltlich lässt sich kritisieren, dass der viel schreibende Meister sich mehr Zeit für Überarbeitungen nehmen sollte. Manche Satzkonstruktionen lesen sich sehr merkwürdig. Es gibt unnötige Längen, die nicht mit dem Inhalt sondern mit umständlichen Beschreibungen zusammenhängen, so wenn auf gefühlten fünfundzwanzig Seiten das Einlegen einer DVD inszeniert wird. Zum Glück nehmen diese Schwächen nicht überhand.
Fazit: Ein spannendes Buch für Jugendliche ab 12 Jahren, eher für Mädchen geeignet.