Linda Budinger
Die Nebelburg
Die Greifenreiter von Alnoris 1
Titelillustration von Arndt Drechsler
Spreeside, 2009, Hardcover, 410 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-939994-24-4
Von Alexandra Balzer
Für Daphne und Rinia, zwei fünfzehnjährige Mädchen aus einem winzigen Dorf, geht ein Traum in Erfüllung: Ihnen gelingt die schwere Aufnahmeprüfung am Königshof, und sie dürfen die Ausbildung zu Greifenrittern beginnen!
Doch Daphne ist nur aufgrund einer Lüge hierher gekommen, worunter sie schwer leidet. Zudem ist die Ausbildung hart und eintönig, die Anforderungen sind hoch. Von Anfang an sind beide Mädchen Außenseiterinnen in der Schar, und nach einem Unglück werden sie von allen gemieden.
Ein finsteres Geheimnis wird in Alnoris gehütet, dem sie durch Neugier auf die Spur kommen: Der Zauberer Scalmac errichtet ein Reich voll dunkler Magie, das alles Leben bedroht. Die Greifenritter sind der letzte Schutzwall; der Preis, den sie zahlen, ist grausam.
Rinia opfert sich, in der Hoffnung, damit dem Wahnsinn ein Ende zu machen. Nun muss sich Daphne entscheiden: Gibt sie alles auf, was sie liebt, wofür sie so hart gekämpft hat, um ihrer Freundin beizustehen, und beendet damit ihre mögliche Zukunft mit einer weiteren Lüge? Oder gehorcht sie ihrem König? Hoffnung auf ein gutes Ende gibt es nicht...
Die Geschichte entwickelt sich langsam, aber ohne Längen. In ruhigem, undramatischem Erzählstil führt die Autorin ihre Leser durch ihre Welt, lässt sie teilhaben an der harten Lehrzeit der Ritteranwärter, an Waffentraining und den ersten Flugstunden auf den magischen Greifen.
Obwohl Linda Budinger keine neuen Völker oder Kreaturen entwickelt, besitzt ihre Mythologie und Interpretation von Elfen und Greifen einen ganz eigenen Stil, der frisch und abwechslungsreich ist. Mit jedem Kapitel kriecht die Bedrohung näher, es bleibt immer spannend und interessant, getragen von der gekonnt fließenden Sprache. Die Entwicklung aller Charaktere überzeugt, es sind vor allem diese starken, lebendigen Protagonisten, ihr greifbares Leiden, ihre berührenden Emotionen, die den Roman aus dem Einerlei der Fantasy-Bücher hervorheben, die im Augenblick den Markt überschwemmen.
Das Buch endet erst einmal in sich geschlossen, auch wenn es noch weitergehen wird. Ein guter Auftakt, der Lust auf mehr macht!
Das Cover setzt sich ebenfalls von dem augenblicklichen Trend ab: keine knalligen Töne, sondern stille Farben, die Inhalt und Stil angemessen sind und durchaus zu der Geschichte in Beziehung stehen. An Schrift und Aufmachung gibt es nichts zu meckern, lediglich das Papier ist etwas dünn, man überblättert leicht eine Seite. Insgesamt aber ein handwerklich gut gelungenes Buch, das nicht nur jugendlichen Lesern Freude bereitet.
„Die Greifenritter von Alnoris“ 1 ist ein spannender All-Age-Roman, geeignet ab etwa 12 Jahren, für all jene, die gute Charaktere und wohl durchdachte Plots mehr schätzen als endlose Stellungskriege und blutige Metzeleien.