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Handeland, Lori: Wolfsglut (Buch)

Lori Handeland
Wolfsglut
(Dark Moon, 2005)
Aus dem Amerikanischen von Patricia Woitynek
Titelgestaltung von hilden_design, München, unter Verwendung von Motiven von shutterstock
Autorenfoto von Richard Bublitz
Lyx, 2008, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 352 Seiten 8 Seiten Leseprobe aus Ilona Andrews’ „Die Nacht der Magie“, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-8207-3

Von Irene Salzmann

Dr. Elise Hanover arbeitet für eine geheime Organisation, die Werwölfe jagt. Unvermittelt taucht in ihrem Labor der FBI-Agent Nic Franklin auf – der Mann, den sie als Studentin liebte und den sie ohne Erklärung urplötzlich verließ. Elise ist verwirrt: Wie hatte er sie finden können? Und woher hat er eine Liste von Personen, die von ihr getötet wurden? Tatsächlich hütet Elise ein noch größeres Geheimnis, als er ahnt, denn sie verwandelt sich bei Vollmond in einen Werwolf, kann ihre animalischen Triebe jedoch beherrschen.
Elise glaubt bereits, dass sie Nic, für den sie immer noch tiefe Gefühle hegt, abwimmeln konnte, doch dann fliegt ihr Labor in die Luft, und jemand feuert Silberkugeln ab, was bedeutet, dass ihr Geheimnis keines mehr ist. Nic ist zur Stelle, kann den Schützen aber nicht finden. Gemeinsam fliehen sie nach Fairhaven. Dort müssen sie Elises Chef Edward Mandenauer Rede und Antwort stehen – und er ist überhaupt nicht begeistert darüber, dass ein Außenstehender etwas von ihren Operationen erfahren könnte, vor allem da sich etwas in dem kleinen Ort zusammenbraut.
Als Elise ihr Geheimnis aufdecken muss, wird sie von allen wie ein Paria behandelt. Jessie und Leigh, die wie Mandenauer Werwölfe jagen, haben zu viel Leid erlebt, um der Wissenschaftlerin Vertrauen entgegen bringen zu können. Ihre Lebensgefährten Will und Damien – auch er ist ein Werwolf – reagieren versöhnlicher, vor allem da Damien darauf hofft, dass ihn Elises Forschungen zu einem normalen Menschen machen werden. Aber am schlimmsten ist Nics Verhalten: Er verabscheut und begehrt sie zugleich.
Während die Werwolfjäger einander misstrauen, formieren sich die Gegner. Jemanden will sich an Elise rächen und dient dadurch einer anderen Person, die nach Macht hungert…


„Wolfsglut“ ist der dritte in sich abgeschlossene Band der „Nightkreature“-Serie, die in den USA bereits acht Romane umfasst. Die Originalität, die Band 1 („Wolfskuss“) - im Vergleich zu anderen Romantic-Mystery-Titeln – auszeichnete, konnte allerdings weder von „Wolfsgesang“ (Babd 2) noch von „Wolfsglut“ (Band 3) erhalten werden. Vielmehr betritt Lori Handeland die ausgetretenen Pfade, denen schon andere Autorinnen und Autoren folgten, indem sie die Protagonisten des ersten beziehungsweise zweiten Bandes zu Nebenfiguren reduziert und sich im jeweils nächsten Roman jenen widmet, die zuvor nur namentlich erwähnt wurden oder in kleinen Szene auftraten.
Auf diese Weise erspart man es sich, den Background neu zu erfinden, Stichworte können leicht aufgegriffen werden, und der Aha-Effekt, den vertraute Namen auslösen, erfreut die Leser. Auf der anderen Seite geht jedoch, wie schon erwähnt, die Originalität verloren, Handlung und Charaktere folgen schnell einem bestimmten Schema, das man sogleich wiedererkennt, und richtige Überraschungen gibt es leider keine mehr.
Allein Mandenauer ist immer wieder für unerwartete Wendungen gut, und so erfährt man diesmal mehr über seine Vergangenheit und seine Beziehung zu Elise, die im Mittelpunkt der Ereignisse steht. Die Werwölfe haben sein und das Leben der anderen Jäger nachhaltig beeinflusst und bestimmen unaufhörlich ihr Denken und Handeln. In Konsequenz fällt es ihnen schwer, jemanden zu akzeptieren, der infiziert ist, aber nicht den üblichen Kriterien entspricht – wie Elise und Damien. Die Frage, ob beide tickende Zeitbomben sind, lässt niemanden los, und die beiden müssen ihre Integrität ständig aufs Neue beweisen.
Darüber hinaus bietet die Geschichte bekannte Themen und Abläufe. Ein Werwolf will sich an Elise rächen, und ein neuer Feind benutzt Magie und die Werwölfe, um seine Ziele zu realisieren. Elise, die bisher nur in Telefonaten und Gesprächen erwähnt wurde, muss diesmal um ihre Menschlichkeit kämpfen und sich weiter entwickeln, um zu überleben. Das wird ihr durch das Misstrauen der anderen Jäger erschwert, doch besonders hart trifft sie Nics Verhalten. Der FBI-Agent ist gezwungen, alles, woran er geglaubt hat, zu vergessen und sich in einer neuen, gefährlichen Welt zurechtzufinden, in der es vor gefährlicher Wesen und Magie nur so wimmelt. Hin und her gerissen zwischen Entsetzen und Zuneigung muss er sich für oder gegen Elise entscheiden.
Das alles gab es in ähnlicher Form schon in den anderen Büchern, in denen erst Jessie Will für einen Werwolf hielt bzw. Leigh sich in einen durch Magie bekehrten Werwolf verliebte. Auch andere Autorinnen, die sich der Paranormal Romance verschrieben haben, warten mit vergleichbaren Konflikten auf, die sich um eine komplizierte und gefährliche Beziehung ranken, welche zwischen Ablehnung, Angst und Begehren pendelt, das Paar schnell ins Bett bringt, das Happy End jedoch bis zum Schluss hinauszögert – und im nächsten Buch passiert den Freunden der beiden genau dasselbe. Garniert wird mit viel Erotik und teilweise recht expliziten Beschreibungen.
Vor allem Leserinnen ab 15 Jahren haben Spaß an Lektüren dieser Art, doch mit der Zeit ermüden die immer gleichen Motive und vorhersehbaren Handlungsabläufe. Man wünscht sich, die Autorinnen und Autoren würden aus den eigenen Schemata ausbrechen und durch mehr Ideenreichtum, unerwartete Wendungen und ungewöhnliche Charaktere frischen Wind in ein Genre bringen, das zu erstarren droht.

„Wolfsglut“ ist ein spannender Roman, der durchaus eine interessante Handlung bietet und flüssig geschrieben ist, doch Dreh- und Angelpunkt ist eine komplizierte Romanze, die den Protagonisten mitunter unlogisches Verhalten vorschreibt. Die erotischen Szenen und die frechen verbalen Auseinandersetzungen gefallen vor allem dem weiblichen Publikum, während männliche Leser dem Liebesgesäusel und den Zickenkriegen (weibliche und männliche Zicken!) eher wenig abgewinnen können.
Mag man Liebesromane, bei denen der Arzt oder Almhirt durch einen Werwolf ersetzt wurde, wird man von der „Nightkreature“-Serie bestens unterhalten. Zieht man hingegen Hardcore-Horror oder die Gothic Novel vor, wird man mit dem Titel nicht wirklich glücklich.

hinzugefügt: June 17th 2009
Tester: Irene Salzmann
Punkte:
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