Ange, Thierry Démarez (Illustrationen) & Stéphane Paitreau (Farben)
Die Legende der Drachenritter 7
Die Sonne wiedersehen
(La geste des chevaliers dragons: Revoir le soleil, 2008)
Aus dem Französischen von Tanja Krämling
Titelgestaltung von Dirk Schulz
Nach den Ideen von Ange und Alberto Varanda
Splitter, 2008, Hardcover, 48 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-93923-41-4
Von Irene Salzmann
Vergeblich versucht Ritterin Vaune, die Bewohner einer Stadt zur Flucht vor dem Übel zu bewegen. Niemand will ihr glauben, dass sich ein Drache in der Nähe aufhält und sich sein verheerender Einfluss immer weiter ausbreitet, vielleicht sogar schon angefangen hat, die Menschen zu verändern.
Unter vielen Mühen gelingt es ihr, eine Audienz beim Hohen Adel für sich und ihre drei Begleiterinnen zu bekommen. Die Einladung erweist sich jedoch als Falle. Während der Auseinandersetzung wird Vaune von ihren Kameradinnen getrennt und landet im Gefängnis. Unterdessen beschließen diese, nicht länger zu warten und den Kampf gegen den Drachen aufzunehmen…
Der siebte Band aus der Serie „Die Legende der Drachenritter“ erweist sich als überaus detailreich und vielschichtig.
Zunächst beginnt die Story kurz vor dem dramatischen Ende, und man erfährt in einer ausführlichen Rückblende, wie es zu der Situation gekommen ist. Der Kreis schließt sich auf den letzten Seiten, die verraten, wie der Kampf für alle Beteiligten ausgeht.
Es gibt mehrere Protagonisten, die an verschiedenen Schauplätzen agieren: Die Drachenritterinnen sind bestrebt, eine Stadt vor einem Drachen zu retten. Als sie getrennt werden, begeben sich drei der jungen Frauen in die Höhle des Ungeheuers, um es zu vernichten, bevor das Übel noch mehr Opfer fordert. Ihre Anführerin begegnet im Gefängnis einer mutigen Sklavin, die, aufgerüttelt von den Worten der Kämpferinnen, ihrem Schicksal zu entrinnen versuchte, jedoch kein Glück hatte. Gemeinsam versuchen sie zu entkommen und die Kinder zu retten, die in einem Versteck ihre Flucht vorbereitet hatten und nur noch auf Miyo warteten. Die Stadtbewohner, die sich als Nachfahren der ‚Alten’ verstehen und sich für eine überlegene Rasse halten, hüten ein schreckliches Geheimnis.
Während die Geschehnisse ihren Lauf nehmen, unterliegen die Hauptfiguren einem Wandel. Die 13jährige Miyo, die den Mut findet, sich zu wehren, und deshalb noch schlimmeres Leid erfährt, lässt sich nicht brechen und reißt durch ihre Entschlossenheit sogar ihre Kerker-Genossin aus der Lethargie. Die verbitterte Vaune, die sich gemäß der Statuten des Ordens nicht in die innere Angelegenheiten einer Stadt oder eines Reichs einmischen will, wird zur Hoffnungsträgerin für die verängstigten Menschen, insbesondere der Kinder. Die draufgängerische Tyra, die nur den Kampf im Kopf hat, mausert sich zur klug taktierenden Anführerin. Hannah und Enor, die das Elend der Sklaven nicht ertragen können und dem Leben nachtrauern, das ihnen genommen wurde, überwinden ihre Angst und folgen Tyra.
Obwohl sie alle an verschiedenen Orten gegen unterschiedliche Gegner kämpfen, ähneln ihre Aktionen – auch optisch – einander. Auf diese Weise wird verdeutlicht, wie viele Gesichter das Übel hat und dass sich jede der Frauen von denselben Motiven und Hoffnungen beflügeln lässt, um sich und andere zu retten. Dabei muss man nicht einmal eine jungfräuliche Drachenritterin sein, um Tapferkeit zu zeigen und etwas zu bewirken.
Die Summe daraus macht aus der in sich abgeschlossenen Geschichte – jeder Band kann für sich gelesen werden, die Reihenfolge spielt keine Rolle – einen ungewöhnlichen und zugleich spannenden Fantasy-Comic, der der Welt der Drachenritterinnen eine weitere Facette hinzufügt. Der intelligente Aufbau der packenden Story, die von grundverschiedenen Charakteren dominiert wird, kann überzeugen. Abgerundet wird durch sehr schöne, detailreiche und realistische Illustrationen in zumeist warmen, erdigen Tönen.
Für Sammler schöner Comic-Alben und für Fantasy-Fans ist die Serie einfach ein Muss!