Black Orchid
(Black Orchid 1 - 3)
Aus dem Amerikanischen von Gerlinde Althoff
Autor: Neil Gaiman
Titelillustration und Zeichnungen von Dave McKean
Panini, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 164 Seiten, 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-788-1
Von Christel Scheja
Bereits in seinen Frühwerken machte sich bemerkbar, dass Neil Gaiman schon immer für eine Überraschung gut war und vieles nicht so interpretierte, wie die Masse es von ihm erwartete. Selbst bei „Black Orchid“, einer Geschichte die im DC-Superhelden-Universum angesiedelt ist, irritierte er die Leser. Denn so hatten sie ihre heroischen Figuren noch nie erlebt, auch wenn man anderenorts bereits die dunklen Seiten von Helden wie Batman erforschte. Zusammen mit dem Künstler Dave McKean präsentierte Neil Gaiman in den drei 1988/89 erschienenen Heften eine Heldin, die ganz anders ist, als man es von einer Person mit besonderen Kräften vermutet hätte.
In einem heruntergekommen Geschäftshaus werden Verträge geschlossen, eine Sitzung beendet, aber schnell ist klar, das hier keine ehrlichen Leute versammelt sind, denn unter ihnen sitzt eine gefesselte Frau. Hinter der Maske einer recht biederen Geschäftsfrau steckt die Superheldin Black Orchid. Doch anstatt sich befreien und die bösen Buben mit ihren besonderen Kräften dingfest machen zu können, bleibt sie ihnen hilflos ausgeliefert und wird niedergeschossen. Um die Spuren zu verwischen, legt man Feuer und verschwindet. Die Frau stirbt in den Flammen. Später sorgt ein Mann dafür, dass sich die Feuerwehr beim Löschen Zeit lässt. Ist er einer der Mörder?
Dann blendet die Szenerie um.
Eine unbekleidete lilafarbene Frau irrt durch ein Haus, dass ihr fremd und zugleich vertraut erscheint. Sie spricht einen Mann an, der nur auf sie gewartet zu haben scheint. Hat Black Orchid auf außergewöhnliche Weise überlebt, so wie es einer Superheldin zukommt, und muss sie nur noch ihre Erinnerung wieder finden? Die Geschichte begleitet sie auf ihrer Suche nach der Vergangenheit.
Es ist durchaus schon vorgekommen, dass Superhelden das Zeitliche segneten und auf seltsame Art weiterlebten. Um Rache zu üben, begaben sie sich auf das Niveau der Mörder. Mit Gewalt nahmen sie Vergeltung unter dem Deckmäntelchen der Gerechtigkeit. „The Crow“ ist nur ein Beispiel dafür.
„Black Orchid“ ist da ganz anders, denn auf der Suche nach der Vergangenheit enthüllt sich die wahre Natur der wiedergeborenen Superheldin, die gar nicht daran denkt, den klassisch vorgezeichneten Weg zu gehen. Zwar ist auch ihr die Vergangenheit wichtig – aber sie blickt in die Zukunft, die in der Geschichte ein sehr versöhnliches Ende findet.
Lesen sich die ersten Seiten wie ein Thriller, so ändert sich auch dieser Eindruck Schritt um Schritt, denn die dunkle und nüchterne Wirklichkeit macht nach und nach einer magischen Traumwelt Platz, die wie viele andere von Gaimans Welten nicht ohne Widersprüche und Schattenseiten ist. Das DC-Universum muss man nicht kennen, um den Comic zu genießen, auch wenn man dann natürlich etwas mehr mit Personen und Orten wie Lex Luthor und dem Arkham Asylum anfangen kann.
„Black Orchid“ ist jedenfalls ein ungewöhnlicher Superhelden-Comic, der gut zwanzig Jahre nach seinem Erscheinen noch nichts von seiner Tiefe und Brillanz verloren hat. )