Margaret Weis, Tracy Hickman & Andrew Dabb
Dragonlance
Die Legenden der Drachenlanze 1
Die Brüder
(Dragonlance Legends, Vol. 1: Time of the Twins, 2008)
Titelbild und Zeichnungen von David Cole, Farben von Adam Chong
Aus dem Amerikanischen von Oliver Hofmann und Astrid Mosler
Panini, 2009, Paperback mit Klappenbroschur, 144 Seiten 16,95 EUR, ISBN 978-3-86607-739-3
Von Christel Scheja
Die amerikanischen Autoren begründeten in den frühen 1980er Jahren mit der „Drachenlanze“-Saga ein neues Genre in der Fantasy, das es in dieser Form noch nicht gegeben hatte: den Rollenspiel-Roman. Sie erzählten die Abenteuer ihrer Rollenspielgruppe nach und machten aus der reinen Zusammenfassung eine spannende Geschichte.
Das begeisterte viele Leser, die selbst in die Rollen von magischen oder kriegerischen Helden schlüpften, und so erschienen schon bald Fortsetzungen, welche die Abenteuer, der Helden weiterzuspinnen versuchten, wenn auch diesmal in mehr literarischer Form. In den „Legenden der Drachenlanze“ widmeten sich Weiß und Hickman ihren Lieblingsfiguren, den Zwillingsbrüdern Raistlin und Caramon Majere.
Gut zwanzig Jahre nach den Romanen gibt es nun erstmals auch eine Comic-Umsetzung der Saga, für die der erfahrene Szenarist Andrew Dabb wieder einmal das Skript verfasste.
Zwei Jahre sind nach der schweren Niederlage von Takhisis vergangen, das Vordringen der dunklen Göttin konnte aufgehalten werden. Doch ihre Vasallen, die Drachenfürsten, sind noch immer nicht besiegt und haben sich mittlerweile ihre eigenen kleinen Reiche geschaffen und beginnen, diese auszuweiten. Einige von ihnen hoffen auch auf einen zweiten Versuch, ihrer Herrin den Weg nach Krynn zu ebnen.
Die überlebenden Helden der Drachenlanze haben sich mittlerweile in alle Winde zerstreut. Tanis und Laurana haben wichtige Aufgaben übernommen, während sich Caramon und Tika nach Solace zurückgezogen und das ‚Wirtshaus zur letzten Bleibe’ übernommen haben und dort versuchen, eine Familie zu sein.
Raistlin hingegen macht auf andere Weise von sich reden. Auch wenn er nun die Schwarzen Roben trägt, so bleibt er weiterhin ein Renegat und geht seinen eigenen Weg, ohne sich um die Regeln und Einschränkungen seines Ordens zu scheren. Er erweitert seine Macht, und der Dunkelelf Dalamar, der ihn eigentlich überwachen sollte, ist mehr und mehr von ihm fasziniert. Die Magiergilde beobachtet das mit Sorge, denn es ist nicht zu übersehen, dass er selbst dabei Grenzen überschreitet, die Krynn aufs Neue gefährden könnten.
Derweil ist Crysania, eine Klerikerin des Gottes Paladin, voller Sorgen und Ängsten, denn sie hat immer wieder Träume und Visionen, in denen ihr Schicksal mit dem von Raistlin verknüpfen zu sein scheint. Als sie den Magier persönlich kennen lernt, ist sie auch von ihm als Mann fasziniert und kann ihn nicht mehr vergessen. Doch darf sie sich die Liebe zu ihm überhaupt erlauben?
Eines Tages ist Raistlin verschwunden. Auf der Suche nach ihm stößt sie in Solace auf Caramon, den die Untätigkeit nach den Kriegen und die Zurückweisung seines Bruders gebrochen und zum Trinker gemacht haben. Dass er sie auf Geheiß seiner Frau Tika zum Turm der Magier in Wayreth begleitet, ist ihr zunächst eher unangenehm, doch dann erweist sich, dass es genau das Richtige war. Wie sie nun erfahren müssen, ist Raistlin in die Vergangenheit zurück gereist, um auf den mächtigen Erzmagier Fistandantilus zu treffen. Wenn das geschieht, kann sich vielleicht die Geschichte verändern. Es gibt nur noch einen Weg, ihn aufzuhalten.
Der Comic folgt sehr genau den dramatischen Ereignissen des Romans, und es kommt auch der Graphic-Novel sehr zugute, dass die Anzahl der Helden und Schauplätze etwas reduziert wurden und ein genauer Blick auf das Verhalten und die Entscheidungen der Brüder geworfen wird. Auch ohne in die Tiefe zu gehen, setzt die Geschichte nicht mehr auf epische Schlachten sondern das Schicksal einzelner. Denn so bewusst und zielstrebig, wie Raistlin seine Entscheidungen trifft, versuchen die anderen – die noch an das Gute in ihm glauben -, ihn genau davon abzuhalten. Dazu kommen die üblichen Ingredienzien klassischen Fantasy-Abenteuers, inklusive einer magischen Zeitreise.
Die zeichnerische Qualität ist dagegen nicht sonderlich herausragend und eher Mittelmaß. David Cole prägt den seit Jahren auch durch Abbildungen vertrauten Figuren seinen eigenen Stempel auf, so dass sie teilweise nur noch durch Haar und Augenfarbe oder typische Kleidung zu erkennen sind und nicht mehr viel mit den Gestalten auf den Buchcovern von Larry Elmore zu tun haben. Raistlin sieht aus wie ein alter Mann, obwohl er gerade erst auf die Dreißig zugehen dürfte. Caramon bekommt, als er sich zusammenreißt und trainiert, geradezu cartoonhaft hervor gehobene Muskelpakete. Auch Crysania hat mehr von einer Superheldin als einer zarten und zerbrechlichen Priesterin. Zudem scheint der Künstler nur begrenzt die Mimik von Menschen zu beherrschen, denn die Unterschiede sind recht gering, passen nicht immer zu den Geschehnissen und verkommen oft genug zu seltsamen Grimassen.
„Die Brüder“, der erste Teil der „Legenden der Drachenlanze“, ist inhaltlich solide umgesetzt, nur zeichnerisch bleibt die Geschichte auf einem schwachen Mittelmaß, da dem Künstler noch einiges an Ausdruckskraft fehlt.