Supernatural 3
Jeff Mariotte
Die Rückkehr der Toten
(Witch’s Canyon, 2007)
Aus dem Amerikanischen von Bettina Oder
vgs, 2008, Taschenbuch, 382 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-8025-3646-5
Von Alexandra Balzer
Nachdem das zweite Buch, das auf der Serie „Supernatural“ beruht, eher enttäuscht hat, galt es abzuwarten, was beim dritten Streich angeboten werden würde. Wieder eine Zusammenfassung mehrerer Folgen? Oder ein weiterer eigenständiger, noch nicht verfilmter Roman?
„Die Rückkehr der Toten“ gehört zur letzteren Kategorie, ist also ein Roman, der zwar die Winchester-Brüder und ihren Kampf gegen das Übernatürliche thematisiert und sich dabei auch auf Ereignisse aus der Serie bezieht, aber ansonsten unabhängig dasteht.
Dean und Sam Winchester verschlägt es nach Cedar Wells, ein unbedeutendes Städtchen am Rande des Grand Canyon. Alle vierzig Jahre wiederholt sich hier eine furchtbare Mordserie, und es müsste jetzt wieder soweit sein. Aber noch bevor sie ihr Motelzimmer beziehen können, geht es bereits los. Menschen sterben wie die sprichwörtlichen Fliegen. Indianer tauchen auf, Soldaten in altmodischen Uniformen, dazu werden auch sonst eher scheue Tiere zu grausigen Killern. Die beiden Brüder sind diesmal völlig machtlos. Wenn sie nicht einmal wissen, gegen welchen Feind sie kämpfen, warum diese Morde geschehen, wie sollen sie dann den Menschen helfen? Und wer ist der alte Mann, der an vielen Tatorten auftaucht?
Während die ersten beiden Bücher eher mystisch/kriminalistisch angehaucht waren, handelt es sich diesmal eindeutig um Horror. An einigen Stellen splattert der Autor heftig. Wer ein allzu lebhaftes Kopfkino beim Lesen pflegt und schlechte Nerven hat, sollte auf die Lektüre eher verzichten – das Blut tropft nicht, es kübelt, und die Körperteile fliegen tief. Wer mit solchen Grausamkeiten kein Problem hat, darf sich auf eine spannende Geschichte mit zahlreichen Wendungen und einem gut durchdachten Plot freuen. Gut, die Auflösung ist nicht wirklich originell, passt aber ins Gesamtgeschehen hinein.
Die Charaktere sind allesamt gut angelegt. Dean und Sam entsprechen zu jedem Zeitpunkt der Fernsehvorlage, wurden dabei vom Autor authentisch weiterentwickelt. Alle Haupt- und Nebenfiguren sind überzeugen, trotz - vielleicht auch gerade: weil sie manchmal sehr überraschend handeln. Der engstirnige Bürgermeister, der trotz dieser Mordserie, bei der „sich Leichen wie Klafterholz in den Straßen stapeln“ (Zitat), ein Einkaufszentrum eröffnen will, komme, was wolle. Im ersten Moment meint man, unmöglich, kein logisch denkender Mensch würde so etwas tun! Dann aber werden seine Motive klar, und ja, dann wird alles nachvollziehbar.
Handwerklich – Übersetzung, Lektorat, Buchqualität – gibt es nichts zu beanstanden.
Der dritte „Supernatural“-Band ist ein stellenweise brutaler, ansonsten spannender Tie-in Roman, für alle Fans der Serie und Freunde der (very) Dark Fantasy.