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Wilson, F. Paul: Erweckung (Buch)
F. Paul Wilson
Erweckung
(Reborn, 1990)
Aus dem Amerikanischen von Michael Plogmann
Titelbild: Duncan Walker
Festa, 2009, Taschenbuch, 398 Seiten, 13,95 EUR, ISBN 9789-3-86552-082-1
Von Gunther Barnewald
F. Paul Wilson wurde durch seine wunderbaren Romane um Handyman Jack (im Original Repairman Jack) bekannt und zu Recht werden diese Werke bei den Fans sehr geschätzt. Bereits vor der Ausarbeitung dieser Serienfigur beschrieb der Autor andere Abenteuer, die im gleichen Kosmos spielen, den sogenannten „Adversary“-Zyklus, dessen vierter Band hier nun erstmals auf Deutsch vorliegt (und während die ersten drei in sich abgeschlossen Bände unter den Titeln „Das Kastell“, „Die Gruft“ und „Die Gabe“ bereits in den 90ern bei Goldmann erschienen sind und nun neu übersetzt und ungekürzt auch bei Festa vorliegen, ist das vorliegende Buch eine Erstveröffentlichung im deutschen Sprachraum).
Um es vorwegzunehmen: Leider kann sich „Erweckung“ in keinster Weise mit den hervorragenden Romanen um Handyman Jack messen!
Ganz im Gegenteil ist der vorliegende Roman ein furchtbar verquast religiös wirkendes Werk, welches wohl einerseits eine Hommage an „Rosemarys Baby“ darstellen soll, andererseits vor dem Hintergrund des Kampfes zweier gewaltiger Mächte spielt, deren eine zwar als vernichtend, deren andere aber mitnichten als positiv oder dem Menschen freundlich gesinnt dargestellt wir, sondern eher als neutral und die Menschheit ignorierend, weshalb diese weiterhin ihren Geschäften nachgehen kann.
Leider kommt dieser Hintergrund, den Wilson wohl erst später so differenziert dargestellt hat, im vorliegenden Buch gar nicht wirklich heraus. Stattdessen scheint es um die Wiederkunft der vernichtenden Macht zu gehen und um die verheerende Wirkung, welche davon erwartet wird. Leider unterscheidet sich deren Beschreibung in nichts vom „gewöhnlichen Antichristen“, den religiöse Wirrköpfe immer wieder gerne bemühen.
Alles beginnt mit einem Flugzeugabsturz, in dem ein berühmter Wissenschaftler und sein Kollege gleichzeitig getötet werden. In seinem Testament bedenkt der Wissenschaftler einen jungen, verheirateten Mann namens Jim Stevens mit viel Geld und seinem Grundbesitz, einer alten, prächtigen Villa. Stevens ist verblüfft, erhofft sich jedoch von dem Erbe endlich Aufklärung über seine Herkunft, wurde er als Baby doch vor die Schwelle eines Waisenhauses gelegt (Klischee, ick hör dir trapsen!).
Was der junge Mann dann erfährt, lässt seine bis dato recht heile Welt wanken, denn der Wissenschaftler war während des 2. Weltkriegs an einem Geheimprojekt der US-Armee beteiligt mit dem Ziel, den perfekten Soldaten zu klonen. Tatsächlich ist Jim der erste Klon weltweit, hergestellt aus dem Zellkern des Wissenschaftlers.
Durch einen dummen Zufall erfährt jedoch ein Sensationsreporter von dieser Tatsache, da er die Tagebücher des Wissenschaftlers in die Hände bekommt, und macht die abstruse Geschichte öffentlich (so sind sie halt, die bösen Journaillen!).
Prompt taucht eine Gruppe religiöser Fanatiker bei Stevens auf, die ihn für den Antichristen halten. Als Jim diese beschwichtigen will, steigt er auf den hohen Zaun der Villa, rutscht ab und spießt sich selbst, wie dereinst der Sohn von Romy Schneider, an den Spitzen des Zauns auf, mit tödlichen Folgen.
Alle sind geschockt, die Fanatiker genauso wie Jims Ehefrau.
Doch die Wiederkehr des Bösen steht noch immer an, aber wer verbirgt sich dahinter? Während die Fanatiker erst noch rätseln, hat des Böse Zeit, im Verborgenen zu wirken...
Geradezu unerträglich sind die ständigen religiösen Bezüge, die der Autor verwendet und die an das abstruse Werk eines Bibelfanatikers erinnern. Dass die dämlichen religiösen Wirrköpfe in der vorliegenden Geschichte schlussendlich auf der Seite der „Guten“ stehen, setzt dem Ganzen die Krone auf.
Dialoge wie folgender, die leider nicht als Satire interpretiert werden können, da der Autor viel zu ernsthaft seine Schauermär erzählt, machen das Niveau der Erzählung leider nur zu deutlich:
„Das klingt wie Rosemarys Baby“, sagte Grace.
Martin sagte: „Gott wirkt auf verschlungene und unergründliche Weise. Vielleicht hat er den Autor dazu gebracht, ein solches Buch zu schreiben; vielleicht hat er daraus einen Bestseller gemacht, damit wir alle das Zeichen sehen.“
Grace hielt das nicht für glaubwürdig: „Gott wirkt durch die Bestsellerliste der „Times“?“
Martin sprang auf. „Seine Hand ist überall! Und selbst jetzt wächst der Antichrist im Weib dieses Klons heran. Das erklärt, warum wir kein Verschwinden des Bösen gespürt haben, als der Klon starb.“ (Seite 304)
Wäre dies ironisch gemeint und würde sich „Erweckung“ an irgend einer Stelle durch fehlende „Ernsthaftigkeit“ auszeichnen, so könnte der über alle Maßen hohle Dialog oder die dämliche Geschichte, die sich der Autor hier abringt, witzig sein und eine Parodie auf übliche Klischees darstellen, aber dazu benehmen sich der Autor und alle Protagonisten viel zu ernsthaft vom Anfang der kruden Geschichte bis zum vorläufigen bitteren Ende.
Dazu kommt die Tatsache, dass Wilson seine mit Abstand sympathischste und glaubhafteste Figur abrupt nach knapp 260 Seiten versterben lässt. Was bleibt sind flache Charaktere, die vor dem Auge des Lesers kaum lebendig werden.
Wäre nicht die gute Übersetzung von Michael Plogmann und der spannende Stil des Autors, würde man als Leser allerdings gar nicht so weit kommen. Sie sind, neben dem sympathischen Jim Stevens, das einzige Plus des Romans.
Auch die gelegentlichen Rechtschreibfehler der vorliegenden Ausgabe sind kein wirkliches Vergnügen, nimmt man vielleicht den köstlichen Fehler der „Ideen des März“ (Seite 306) aus, ist dies doch der einzig wahre Schenkelklopfer von „Erweckung“ (wohl nicht auf dem Mist des Übersetzers gewachsen, kann man diesen Lapsus aber wohl nicht wirklich als „beabsichtigten Humorpunkt verbuchen).
Schlussendlich ist das vorliegende Buch eine herbe Enttäuschung und wird sich wohl nur deshalb gut verkaufen, weil alle Fans von Handyman Jack natürlich wissen wollen, wie und vor allem warum es mit dessen Universum zu Ende geht. Denn genau hiervon handelt die abschließende, inhaltlich aufeinander folgende Trilogie der Bände 4-6 innerhalb des „Adversary“-Zyklus.
hinzugefügt: July 13th 2009 Tester: Gunther Barnewald Punkte: zugehöriger Link: Festa Hits: 2686 Sprache:
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