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Rice, Anne: BLUT UND GOLD (Buch)
Anne Rice: Blut und Gold (Blood and Gold) aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Barbara Kesper, Hoffmann & Campe Hardcover 2004, Originalverlag Knopf, Umschlagsillustration Boticelli, ISBN 3-455-06266-0, 592 Seiten, Euro 23.90
Von Carsten Kuhr
Pünktlich jedes Jahr im Frühjahr erscheint nun schon seit Jahren in ihrem deutschen Hausverlag Hoffmann und Campe der neue Roman von Anne Rice.
Mit fast 600 Seiten hat „Blut und Gold“ wieder einmal Ziegelsteinumfang erreicht. Erneut legt die Autorin ihren Lesern einen Bericht eines der alten Vampire über dessen bewegtes Leben vor. Marius, der Römer steht diesmal im Mittelpunkt der Erzählung. Fast zwei Jahrtausende umfasst die Schilderung, einen Zeitraum, in dem Marius die Metropolen seiner Welt besucht, und sich an Kunst und Kultur ergötzt hat. Zwei Jahrtausende aber auch, die er damit verbracht hat den Vater und die Mutter der Bluttrinker, jene, „die bewahrt werden müssen“ zu hüten. Unter grossen persönlichen Verzicht zieht er mit den beiden mumienhaften Körpern der Urahnen durch die Welt, immer auf der Suche nach einem sicheren Refugium. Dabei sehnt er sich nach dem Kontakt, die Liebe der Lebenden, wünscht sich Partner ohne sich selbst die Nähe zu anderen Artgenossen aber zu gestatten. Das Buch spiegelt diese innere Zerrissenheit, die Einsamkeit und Verzweiflung sehr gefühlvoll wieder. Er ist fasziniert von der Kunst, insbesondere die bildenden Künste haben es ihm angetan, sucht persönliches Glück ohne dies letztlich zu finden.
Mit ein paar wenigen Ausnahmen war ich in der Vergangenheit von den Büchern aus der Feder Anne Rice´ immer begeistert. Ein ums andere Mal schaffte sie es scheinbar mühelos mich mit ihren meist umfangreichen Romanen zu faszinieren, die Lektüre verging wie im Fluge. Nun, vorliegender Text vermochte es leider nicht, mich an die Seiten zu bannen. Ich lese viel, und auch relativ schnell. So hat mich die Lektüre der knapp 600 Seiten fast 4 Tage beschäftigt, vier vergeudete Tage.
Nach einer Einleitung, die alleine rund 70 Seiten eingenommen hat, schwafelt Anne Rice 600 Seiten lang darüber, wie sehr Marius von den Kunstwerken die ihm auf seinem Lebensweg begegnen verzaubert ist, doch was nun genau ihn zum Beispiel an der Hagia Sophia oder dem Sultanspalast anspricht, das erfahren wir ebenso wenig, wie den Grund für seine Vergötterung der Werke Boticelli's.
Es interessiert mich schlichtweg nicht, dass er durch Bilder beglückt wird, ich will, wenn dann überhaupt zumindest wissen, was ihn denn nun an den Werken anspricht.
Rice berichtet von eigentlich faszinierenden Epochen. Der Niedergang Rom 's, die Zeit, als die Eliten sich von Rom ab-, und ihren Lebensmittelpunkt Konstantinopel zuwandten, der Fall des oströmischen Reiches - doch was erfahren wir hiervon? Nichts, ausser dass Marius betrübt ist. Sie schildert uns weder das alte Rom zu seiner Glanzzeit, noch Konstantinopel oder eine der andere Metropolen genauer. Wir erfahren lediglich, dass die Städte gross, beeindruckend, ja überwältigend waren, aber was das Aufsehenerregende nur jeweils war, das teilt sie uns nicht mit. Rom, Konstantinopel, Venedig und Dresden und die Autorin weiss uns nicht von deren Flair, von den grandiosen Bauwerken und Bedeutung zu vermitteln!
Jahrzehnte, ja Jahrhunderte verbringt Marius zusammen mit Akasha und Enkil im ewigen Schlummer, findet sich dann in der Welt der Sterblichen immer wieder ohne grosse Schwierigkeiten zurecht. Jahrtausende trauert er seiner von ihm selbst verlassenen Liebe Pandora nach, wandelt in Venedig Amadeo zum Bluttrinker und trifft auf Vertreter der Talamasca. Dies sind alles eigentlich interessante Topi, doch Rice nutzt die Möglichkeiten nicht, uns eine spannende Geschichte zu erzählen, uns durch die unsterblichen Augen ihres Protagonisten die Weltgeschichte plastisch erleben zu lassen. Statt dessen seitenlange Lammentiererei über Einsamkeit, über verflossene Lieben. Dies ist schlicht langweilig. Ich hatte so gehofft, aus einem anderen Blickwinkel einen neuen Zugang in das Leben Lestat´s vorgesetzt zu bekommen, war gespannt auf Marius´ Sichtweise der Eltern und des Vernichtungsfeldzuges Akasha´s gegen ihre Kinder – und wurde auf der ganze Linie enttäuscht. Diffuses Geschwafel, ich muss es so hart formulieren, eines ödipusgeplagten, gebildeten Kunstliebhabers, dessen Zeichnung mich nicht überzeugen konnte, da sie einfach nicht überzeugend ausgestaltet war.
Irgendwo habe ich gelesen, dass die Autorin plant ihre Vampir-Chroniken abzuschliessen, und keine neuen Romane um die Bluttrinker mehr zu schreiben. Gehe ich nach meinem subjektiven Eindruck von vorliegendem Werk, so ist dies ein sehr weiser, eigentlich schon überfälliger Entschluss, weiss sie doch anscheinend nichts Neues mehr zu erzählen.
Anne Rice wurde 1941 in New Orleans geboren, den deren Nähe sie auch heute noch lebt. 1976 veröffentlichte sie mit „Interview mit einem Vampir“ ihren Debutroman, der sie über Nacht zur gefeierten Bestsellerautorin machte. Neben gut 20 Romanen, die zumeist in ihrem Vampirkosmos angesiedelt und regelmässig in den Bestsellerlisten auftauchen brachte auch die Verfilmung ihres Romanerstlings ihr einen weiteren Popularitätsschub.
hinzugefügt: August 9th 2004 Tester: Carsten Kuhr Punkte: Hits: 3721 Sprache:
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Rice, Anne: BLUT UND GOLD (Buch) Geschrieben von Anonymous auf 2009-12-05 14:06:03 Meine Wertung:
Tramadol Cialis
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Rice, Anne: BLUT UND GOLD (Buch) Geschrieben von Anonymous auf 2009-12-05 11:57:00 Meine Wertung:
Meridia Ambien
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