Fantastic Four 1
Einzigartig
Mark Millar, Bryan Hitch, Paul Neary, Paul Mounts u.a.
(Fantastic Four 554 – 557: World’s Greatest, Part 1 – 4, 2008)
PB, Comic, Superhelden, SF, Action, 100/1295
Aus dem Amerikanischen von Reinhard Schweizer
Titelillustration von Bryan Hitch
Panini, 2009, Paperback, 100 Seiten, 12,95 EUR
Von Irene Salzmann
Kriselt es bei den Fantastic Four? Reed Richards verbringt die meiste Zeit in seinem Labor oder auf Exkursionen. Seine Frau Susan wirkt bei einer Organisation mit, die sich um die Opfer von Superhelden-Einsätzen kümmert. Susans Bruder Johnny möchte Pop-Star werden und lässt sich auf eine Affäre mit einer Diebin ein. Auch Ben Grimm nimmt soziale Verpflichtungen ernst und lernt bei einer dieser Gelegenheiten eine junge Lehrerin kennen.
Unverhofft taucht die Wissenschaftlerin Alyssa Castle, vormals Moy und Reeds Freundin aus der Studienzeit, auf. Sehr zu Susans Missfallen möchte Alyssa Reed für ein geheimes Projekt gewinnen, an dem sie, ihr Mann und andere Forscher arbeiten: Erde 2. Die Erschaffung eines verbesserten Duplikats der Original-Erde ist das Ziel dieser Gruppe. Dorthin sollen in spätestens zehn Jahren alle Menschen umgesiedelt werden, denn die alte Heimat ist dem Untergang geweiht.
Erde 2 soll allen eine neue Chance bieten: keine Waffen und Kriege, keine Umweltverschmutzung, kein Hunger, keine Seuchen. Ein gigantischer Roboter, Cap genannt, wird über den Frieden wachen. Ausgerechnet diese lernfähige Maschine gerät außer Kontrolle und beginnt damit, Militärstützpunkte und Einzelpersonen auf der Erde anzugreifen. Es scheint, als haben die Superhelden, die den Roboter aufhalten wollen, keine Chance…
Die Fantastic Four zählen zu den ältesten und bekanntesten Superhelden-Teams von Marvel, konnten aber nie den Beliebtheitsgrad von z. B. den X-Men, Avengers oder Spider-Man erreichen. Woran das lag beziehungsweise liegt, darüber darf man spekulieren: Vielleicht ist das traute Familien-Idyll vielen Lesern zu eintönig, Team-Mitglieder werden nur selten ausgetauscht, und so gut wie nie sind es mehr als die Namen gebenden vier Personen, es mangelt an regelmäßiger Interaktion mit anderen populären Figuren des Marvel-Universums, die persönlichen Probleme wiederholen sich regelmäßig, die Konflikte mit anderen Wesen haben kosmische Ausmaße und sind kaum nachvollziehbar, SF kommt bei den Lesern weniger an als Fantasy und Horror…
In Folge versuchten viele verschiedene Autoren und Zeichner, den Fantastic Four mehr Profil und ihren Abenteuern das ‚gewisse Etwas’ zu verleihen, bislang mit eher mäßigem Erfolg. Nun sind es Mark Millar („Ultimate X-Men“, „Wolverine“, „JLA“, „The Authority“ u.a.) und das Team Bryan Hitch und Paul Neary („Excalibur“, „The Ultimates“, „Uncanny X-Men“, „Stormwatch“ etc.), die dem Titel ihren Stempel aufdrücken wollen. Ob ihnen gelingt, was andere nicht schafften, kann man nach nur einem Band schwerlich sagen.
Mark Millar plant, mit den Fantastic Four“neue Wege zu beschreiten, dabei die SF-Elemente stärker zu betonen und die Forscher zu fremden Welten und Dimensionen zu führen. Nach der Lektüre dieses ersten Bandes, der vier US-Hefte beinhaltet, hat man allerdings nicht den Eindruck, als habe sich etwas gegenüber früher verändert, denn wieder machen die einzelnen Mitglieder typische Beziehungskrisen durch, Mr. Fantastic soll an einem gigantomanischen Geheimprojekt mitwirken, das prompt aus dem Ruder läuft, die vereinten Helden kämpfen gegen einen Riesenroboter, der besiegt wird dank der Genialität von Mr. Fantastic, der in letzter Sekunde auftaucht, und eines weiteren Blechungetüms, das aus „Transformers“ („Transformers Animated“ lief zufälligerweise Anfang 2008 im US-TV, und wenig später erschienen die vorliegenden Comic-Episoden…), „Saber Rider“ oder „Gundam Wing“ entsprungen zu sein scheint.
Auch wenn dieser Konflikt geregelt werden kann, so bleiben noch einige offene Fragen, was es erforderlich macht, der Serie weiter zu folgen, will man erfahren, was auf Johnny zukommt und ob auch Ben einmal Glück mit einer Bekanntschaft hat. Das letzte Panel mit Dr. Doom kündet vom nächsten großen Problem, dem sich das Team stellen muss.
Man kann leicht mit „Fantastic Four“ 1 in die Serie einsteigen, da ein neuer Abschnitt beginnt und keine großen Kenntnisse des Bisherigen vorausgesetzt werden. Will man den Titel testen, bekommt man ein relativ abgeschlossenes Abenteuer, das aufwendig gezeichnet ist, wenngleich die Gesichter der Frauen nicht sonderlich hübsch sind – doch das ist Geschmackssache. Am besten blättert man ein wenig in dem Heft und entscheidet sich dann für oder gegen den Kauf.