Iron Man 1
Die fünf Albträume
Matt Fraction, Salvador Lerroca, Frank D’Armata, Stephane Peru u.a.
(Invincible Iron Man 1 – 4: The Five Nightmares, Part 1 – 4, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Reinhard Schweizer
Titelillustration von Brand Peterson
Panini, 2009, Paperback, 108 Seiten, 12,95 EUR
Von Irene Salzmann
In Tansania töten Selbstmordattentäter unzählige Unschuldige – und es soll nicht der einzige Vorfall dieser Art bleiben. Das Erschreckende ist, dass die Explosionen die Vernichtungskraft einer Atombombe aufweisen und niemand weiß, wo die Gruppe, die dahinter steckt, als nächstes zuschlagen wird. Für Tony Stark alias Iron Man - Wissenschaftler, Millionär, Playboy und SHIELD-Direktor - ist besonders beunruhigend, dass Stark-Technologie zum Einsatz kam.
Er beginnt, Nachforschungen anzustellen und wird dabei mit seinen größten Albträumen konfrontiert. Einer davon ist der junge Ezekiel Stane, der Sohn eines seiner übelsten Konkurrenten, welcher nun wie sein Vater bloß ein Ziel kennt: die Vernichtung Tony Starks in jeglicher Hinsicht. Als Stane seinen Widersacher direkt angreift, trifft er eine empfindliche Stelle, denn Pepper Potts, Tony Starks Vertraute, wird schwer verletzt.
Der erste Band der neuen „Iron Man“-Serie beinhaltet vier zusammenhängende Episoden, die auf vorherigen Ereignissen aufbauen und im nächsten Paperback fortgesetzt werden. Erfreulicherweise werden nicht zu viele Bezüge zu früheren Geschehnissen geknüpft (das Vorwort fasst das Wesentliche zusammen), und auch die Zahl der Hauptfiguren hält sich in Grenzen, so dass Quereinsteiger Fuß fassen können, wollen sie dem Titel eine Chance geben. Allerdings muss man die nächste(n) Nummer(n) lesen, will man wissen, was der skrupellose Ezekiel Stane noch alles plant und ob Tony Stark ihm tatsächlich das Handwerk legen kann, bevor es zu weiteren Katastrophen kommt.
„Iron Man“ ist wie „Captain America“ eine Serie, die vor allem auf den amerikanischen Leser zugeschnitten ist, da viel meinungsbildende Politik, die die USA in einer Führungsrolle und als ‚Weltpolizei’ darstellt, ins Spiel gebracht wird. Darum sind diese Helden mit mehr Superlativen ausgestattet als manch andere und agieren oft nach dem Prinzip „Der Zweck heiligt die Mittel“. Für den europäischen Comic-Fan ist das oft zu patriotisch, zu dick aufgetragen, zu wenig nachvollziehbar, um wirklich interessant zu sein, zumal die eigene Nation oft genug das Feinbild stellt, so alt und abgedroschen das Klischee auch sein mag.
Trotzdem gibt man auch hier „Iron Man“ immer wieder eine Chance, diesmal im Zuge des Kinofilms, der 2008 auf so erfolgreiche Leinwand-Spektakel wie „X-Men“ und „Spider-Man“ folgte. Ob es funktioniert und die Fan-Gemeinde größer wird, bleibt jedoch abzuwarten. Immerhin hat Panini erkannt, dass manche Reihen als Einzelheft weniger gut laufen oder als Zweitserie im Band eines Bestsellers die Leser verärgern, so dass ein umfangreicheres Paperback schon eher den Nerv der Sammler treffen kann.
Gegenüber früheren Episoden bietet auch die neue Serie nichts Neues. Vage Kritik wird nur laut, wenn es um Alkoholismus, die ungleiche Verteilung von Ressourcen, die Bevorzugung bestimmter Personen, die anti-westliche Haltung der VRCh und ähnliches geht, aber die Themen werden nicht vertieft, denn die Story soll in erster Linie unterhalten. Die Andeutungen genügen oft schon, um bei den Lesern eine Reaktion zu erzielen.
Die Illustrationen sind ansprechend, auch wenn es dem Illustrator nicht immer gelingt, fließende Übergänge zwischen gezeichneten und PC-generierten Teilen eines Bildes zu schaffen. So reizvoll die Möglichkeiten der modernen Technik auch sind, sie stellen kein Allheilmittel dar und schaden so manches Mal mehr, als dass sie von Nutzen sind, wenn der Künstler nicht Maß halten kann.
„Iron Man“ 1 ist eine gute Gelegenheit in diese Serie einzusteigen, da ein relativ neues Kapitel aufgeschlagen wird und man nur wenige Vorkenntnisse mitbringen muss. Ist man im Zweifel, ob Inhalt und Stil gefallen, empfiehlt es sich, in dem Heft ein wenig zu blättern oder den nächsten Band abzuwarten.