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McDevitt, Jack: Das Auge des Teufels (Buch)
Jack McDevitt
Das Auge des Teufels
(The Devil's Eye)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Frauke Meier,
Titelillustration von Arndt Drechsler
Bastei-Lübbe, 2009, Taschenbuch, 558 Seiten, 8,95 EUR, ISBN 978-3-404-24386-0
Von Carsten Kuhr
Alex Benedict und seine Assistentin Chase sind kaum von ihrem letzten Ausflug nach Atlantis zurückgekehrt, da erwartet sie eine mysteriöse Botschaft. Die berühmteste Horror-Schriftstellerin ihrer Zeit bitte um Alex' Hilfe, überweist 2 Millionen aufs Firmenkonto und lässt sich anschließend ihr Gedächtnis löschen. Was nur kann die erfolgreiche und abgeklärte Frau so in Panik versetzt haben, dass sie lieber all ihre Erinnerungen, ihr Ich hingibt, als weiter mit dem belastenden Wissen zu leben?
Die Spur führt zu der am Rande der Galaxis liegenden Welt Salud Afar, wo die Autorin für ihren nächsten Roman recherchiert hat. Auf ihren Spuren kommen unsere beiden findigen Ermittler nicht nur einer Regierungsverschwörung auf die Schliche, sondern auch einer Katastrophe, die mehr als zwei Milliarden Menschen in den Tot zu reißen droht ...
Jack McDevitt ist ein Phänomen. Seine SF Romane zeichnen sich insbesondere durch das aus, was der modernen SF ein wenig verloren gegangen ist - neben einer faszinierenden Schilderung des Abenteuers Weltraum, gemeinhin als Sense of Wonder oft beschworen und selten wirklich geboten, sind seine Zukunftvisionen realitätsnah ausgeprägt. Hier rasen keine Riesenkampfschiffe durchs All, sucht man interstellare Massengefechte oder Kommandounternehmen vergebens. Stattdessen berichtet er uns von einer Zukunftswelt, wie sie so oder so ähnlich durchaus vorstellbar wäre.
Dabei geht es ihm immer um die Menschen, um deren Träume, Ängste und Hoffnungen, die er in den Mittelpunkt seiner Handlung stellt. Neben den Romanen um die Pilotin Priscilla Hutchins - ebenfalls bei Bastei-Lübbe - hat er mit dem interstellaren Antiquitätenhändler und Altertumsforscher Alex Benedict eine zweite Serie platziert.
Aus Sicht der umtriebigen Ich-Erzählerin Chase geht es dieses Mal nicht um das Aufspüren verschwundener Raumschiffe, untergegangener Zivilisationen oder der Bergung wertvollen Relikten, sondern um einen Detektivplot, der es in sich hat.
Akribisch folgen unsere Beiden den Spuren der Verfasserin, lassen sich vom Lokalkolorit inspirieren und forschen nach der beklemmenden Erkenntnis, die die Bestsellerautorin dazu verleitet hat, ihr Gedächtnis löschen zu lassen. Dass sie dabei so manchem Politiker auf die Zehen treten, dass sie verfolgt, gekidnappt und mit einer Gedächtnislöschung bedroht werden, zeigt nur, dass die Verbrecher Bedeutendes zu verbergen haben.
Das Gebotene liest sie dabei fast mehr wie ein Detektiv-Verschwörungsthriller, der zufällig in einer fernen Zukunft angesiedelt ist, als wie ein veritabler SF-Roman.
Gleichzeitig, und das ist bei McDevitt ungewöhnlich, hat der Roman seine Längen. Zwar bleibt die Katastrophe die im Hintergrund lauert lange Zeit im Verborgenen, doch die Schilderung der Reise durch Salud Afar auf den Spuren ihrer Auftraggeberin ist für meine Begriffe gar zu ausführlich geraten. Nicht, dass McDevitt hierbei nicht pointiert und mit spitzer Feder Menschen porträtieren würde, Gegenden beschreibt und Zusammenhänge aufzeigt, doch all dies zieht sich doch in die Länge. Hier hätte eine Straffung der Plot gut getan. Als unsere Beiden dann auf Friedensmission zu den insektoiden Stummen reisen zieht das Tempo wieder merklich an.
Ansonsten bleibt das Mysterium, dessen Auflösung und die weitere Entwicklung überraschend, inhaltlich packend und stilistisch ansprechend, so dass auch dieser Roman seine Leser gut zu unterhalten weiß.
hinzugefügt: August 16th 2009 Tester: Carsten Kuhr Punkte: zugehöriger Link: Bastei-Lübbe Hits: 2583 Sprache: german
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