Luuna 1
Die Macht der Totems
(Luuna: La Nuit des Totems)
Text: Didier Crisse
Zeichnungen: Nicolas Keramidas
Farben: Bruno Garcia
Übersetzung: Monja Reichert
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2007, Hardcover, 48 Seiten, 12,80 EUR, ISBN 978-3-939823-80-3
Von Irene Salzmann
Luuna, die junge Tochter des Häuptlings der Paumanok, hat alle Prüfungen bestanden und soll nun ihrem Totem begegnen. Die Nacht für das Initiationsritual steht unter keinem guten Stern, aber Luuna hört nicht auf die Warnung des Elchs Papaki und dringt tiefer in den Wald ein, da sie ohne Totem nicht zu ihrem Stamm zurück kann.
Als sie das Herz des Waldes erreicht und Hohapah, den Herrn des Schicksals, um Erleuchtung bittet, ist auch schon Unkui, die dunkle Seele der Erde, zur Stelle und beansprucht Luuna für sich. Hohapah hat nicht die Kraft, das Mädchen zu beschützen und muss nachgeben, als Unkui einen Kompromiss vorschlägt:
Sie teilen sich Luuna, die fortan von einem schwarzen und einem weißen Wolf begleitet wird. Am Tag dominieren der weiße Wolf und damit das Gute, in der Nacht sein Rivale und das Böse, und alle achtundzwanzig Tage verwandelt sich Luuna in eine reißende Bestie. Sie beschließt, Kauyumari, den großen Hirsch, um Rat zu fragen, wie sie das zweite Totem und Unkuis Einfluss loswerden kann.
Derweil folgen die Anhänger Unkuis Luunas Spur, um sie als Verbündete zu gewinnen. Luuna lehnt ab und zeigt ihre dunkle, mächtige Seite…
Den Namen ‚Paumanok’ gibt es tatsächlich, doch steckt dahinter kein Indianer-Stamm. Vermutlich ließ sich Didier Crisse („Canari“, „Atalante“ etc.) vom ‚Paumanok Path’ inspirieren, der sich auf einer Länge von rund 180 km von Rocky Point, New York bis Montauk Point State Park auf Long Island, New York hinzieht und nach der indianischen Bezeichnung für Long Island benannt ist.
Luuna, die sympathische Titelheldin, ist eine Paumanok, Angehörige eines Stammes, der sich als Mittler zwischen Menschen und Geistern versteht und mit Tieren und anderen mythischen Wesen sprechen kann. Der Schwerpunkt der Serie liegt auf dem phantastischen Element, denn der Autor bedient sich mehr oder minder frei indianischer Riten und Legenden, ohne sich an traditionelle Western-Motive zu halten. Die Mischung daraus ist teils vertraut, teils neu und vor allem nicht so überstrapaziert wie manches andere Setting.
Die Story ist packend, aber auch der Humor kommt nicht zu kurz. Luuna, die ihrem Pfad folgen muss, wird von drei kleinen Geistern begleitet, die durch ihre Streitigkeiten und Angebereien die Handlung immer wieder aufheitern. Diese ist stellenweise recht düster, dabei nimmt sie hier erst ihren Anfang. Die Figuren und der Konflikt werden vorgestellt, und man darf gespannt sein, was Luuna alles erleben wird, bis sie – vielleicht – ihr Problem lösen kann.
Die Illustrationen (vor allem die Gesichter) sind etwas kantig und daher ein wenig gewöhnungsbedürftig, tragen aber gelungen die Geschichte und sind, auch wenn einigen des Themas wegen vielleicht spontan „Pocahontas“ in den Sinn kommt, weder Disney- noch märchenhaft’ sondern so eigenwillig wie die Story.
Mag man Fantasy-Comics, die ein wenig von den gängigen Settings abweichen, sollte man „Luuna“ eine Chance geben.