Jeph Loeb, Joe Pokaski
Ultimatum 1
(Ultimatum 1 2, Ultimate Fantastic Four 58 59, 2009)
Aus dem Amerikanischen von Reinhard Schweizer und Michael Strittmatter
Titelillustration von David Finch
Zeichnungen von David Finch, Tyler Kirkham, Danny Miki, Rick Basaldua, Jason Gorder, Ryan Winn u. a.
Panini, 2009, Paperback, 104 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-86607-812-3
Von Irene Salzmann
Überall auf der Erde ereignen sich plötzlich Katastrophen, die unzähligen Menschen das Leben kosten. Auch die Superhelden werden von den Ereignissen überrascht und können kaum mehr tun, als sich selber – vorläufig – zu retten, und etlichen von ihnen gelingt nicht einmal das.
Die Invisible Woman schafft es, mit ihrem Kraftfeld das Hochwasser aus den Straßen New Yorks zu verdrängen, bricht dann jedoch entkräftet zusammen. Während Mr. Fantastic Jagd auf Namor macht, den er für den Schuldigen hält, sucht Thing den Moleman, der als Einziger wissen könnte, wie Sue zu retten ist.
Spider-Man wird von Shadowcat aus den Fluten gerettet und stößt auf den Hulk. Gemeinsam versuchen sie, die Überlebenden zu bergen. Thor und Captain America kämpfen in Helas Reich um die Seele von Valkyrie. Hawkeye und Jellowjacket begraben ihre persönlichen Differenzen, um nach Wasp zu suchen, die jedoch ein grausames Schicksal erlitten hat. Und noch mehr tragische Opfer sind zu beklagen. Professor Xavier findet heraus, wer das Unheil über die Menschheit gebracht hat und muss für dieses Wissen zahlen. Dafür bietet Dr. Doom seine Hilfe an. Ihn begleitet Princess Power aus dem Universum der Squadron Supreme.
Können die letzten Helden der Erde Magneto aufhalten, der blutige Rache nimmt für den Tod seiner Kinder?
Regelmäßig erschüttern Katastrophen und der Tod beliebter Charaktere die Superhelden-Universen aller Verlage. Nun ist das „Ultimate“-Universe von Marvel an der Reihe, das ohnehin schon ganz anders ist als das konventionelle, denn nicht nur bieten die Autoren und Zeichner aktualisierte Versionen alter Geschichten einem jugendlichen Publikum an, sondern es ist auch möglich, Entwicklungen auszutesten, die in den originalen Serien unmöglich wären, bzw. auf lang gehegte Leserwünsche einzugehen.
„Ultimatum“ 1 soll nun auch alles Bisherige aufwirbeln und nach vielen Tragödien ein neues Universum entstehen lassen, wie man es niemals erwartet hätte. Ausgangspunkt sind der Tod von Scarlet Witch und Quicksilver sowie die Aneignung von Thors Hammer Mjölnir durch Magneto. Mit unglaublicher Macht versehen, führt dieser einen Racheplan aus, der mehr als zwei Dritteln der Bevölkerung das Leben kostet, darunter auch viele Superhelden und –schurken. Es dauert eine Weile, bis den Überlebenden klar wird, wer der Mörder ist. Wie sie sich sammeln und auf welche Weise sie den Gegner aufhalten wollen, wird das Thema der nächsten Bände sein. Und gewiss ist die Demontage des „Ultimate“-Universe noch lange nicht vorbei.
Ob das den Lesern gefallen wird? Spannung und Drama sind schön und gut, aber keiner möchte seine Lieblingsfiguren tot sehen, nicht einmal in alternativen Mini-Serien. Zwar kann man in Comic-Heften die Verstorbenen leicht zurückholen, aber nicht scharenweise. Bereits die „Secret Invasion“-Storyline, in der so mancher Charakter nach Jahren wieder auftauchte, weil man ihn durch einen Skrull ersetzt hatte, der statt seiner den Tod fand, hat diese Möglichkeit überstrapaziert.
Im ersten Band des Crossovers fallen bereits mehrere Helden, und der Verbleib anderer ist ungewiss. Der Feind wird erkannt, und Allianzen gegen ihn werden gebildet, es gibt viele Schauplätze und eine Menge Akteure. Will man wissen, wie es weitergeht, muss man schon die Folgebände kaufen. Dank der sehr ansprechenden, realistisch-idealistischen Illustrationen von David Finch („Aphrodite IX“, „Cyberforce“, „Ascension“ u. a.) wird einem die Entscheidung leicht gemacht. Tyler Kirkhams Zeichnungen können zwar nicht ganz mithalten, sind aber auch recht gefällig.
Nett ist die Anspielung auf den Kinofilm „Die phantastische Reise“ (USA, 1966 mit Stephen Boyd, Raquel Welch, Donald Pleasence, Arthur Kennedy, David Browlin u. a.), in dem ein Ärzteteam mit einem U-Boot geschrumpft wird, um einem übergelaufenen Wissenschaftler aus dem Ostblock durch eine komplizierte Gehirn-Operation das Leben zu retten.
Es empfiehlt sich „Ultimatum“ 1 dann zu kaufen, wenn man mit den „Ultimate“-Reihen vertraut ist und sich das komplette Crossover zulegen möchte. Gelegenheitsleser müssen zu viele Hintergrundinformationen der laufenden Handlung entnehmen und werden nach dem Auftaktband mit ihren Fragen allein gelassen. Die Illustrationen von David Finch sind klasse, aber wirklichen Lesespaß hat man nur, wenn man ein treuer Fan der Titel ist.