David Hine & Todd McFarlane
Spawn 87
(Spawn 180 – 182, 2008)
Aus dem Amerikanischen von Claudia Fliege
Titelillustration von Brian Haberlin
Zeichnungen von Brian Haberlin, Bing Cansino, Greg Capullo, Jin Han u. a.
Panini, 2009, Heft, 76 Seiten, 5,95 EUR
Von Irene Salzmann
Al Simmons, Auftragskiller der US-Regierung, wurde einst von Kollegen verraten und aufgrund eines Paktes mit dem Dämon Malebolgia als Spawn wiedergeboren. Auf der Suche nach seinen fehlenden Erinnerungen und getrieben von Rache bewirkte er, der eigentlich ein Werkzeug der Hölle ist, mehr Gutes als Böses. Schließlich rebellierte er gegen seine Herren, was zur Vernichtung allen Lebens auf der Erde führte. Spawn erschuf die Welt neu, und alles ist – fast – wieder wie zuvor.
Doch dann erfährt Al, dass er schon sehr viel länger manipuliert wird, als er bislang wusste. Offenbar plante bereits sein Großvater die Zeugung eines Hellspawns. Die Fäden zog der geheimnisvolle Mammon, dem es gelingt, Al durch den Biss Wrykolakas mit einer Art Vampirvirus zu infizieren. Als Bruder Marc, der als Profiler für das FBI arbeitet, und die Hexe Nyx sind hilflos.
Unterdessen spürt Cyan, die Tochter von Wanda, Als Ex-Frau, und Terry Fitzgerald, Als Freund, dass Unheil droht. Es geht ausgerechnet von Spawn aus, der bisher immer der Beschützer der Familie und ein Freund für sie war. Schon bald erweisen sich Cyans Ängste als wahr, denn Spawn will Wanda und Terry töten, nachdem das Kostüm, ein Symbiont, das von Mammon beeinflusst wurde, Al davon überzeugen konnte, dass ihn seine Frau noch während ihrer Ehe betrogen hatte und das gemeinsame Kind nicht wollte. Cyan greift Spawn mit einem magischen Messer an und kann die unmittelbare Bedrohung vorläufig abwenden.
Gleich darauf finden sich Al, Wanda, Cyan und Nyx in einer bizarren Welt wieder. Das Kostüm verschmilzt mit Nyx zu einem She-Spawn unter Mammons Kontrolle, denn dies ist sein Reich. Der mächtige Gegenspieler wartet außerdem mit noch einer weiteren bösen Überraschung auf…
Kennt man die vorherigen Geschehnisse nicht, ist es immer schwierig, sich in einer laufenden (Comic-)Handlung zurechtzufinden. Eine Zusammenfassung zu Beginn des Bandes erweist sich hier als sehr hilfreich – ebenso auch die Publikationsform von drei US-Ausgaben in einem Heft. Man bekommt einen längeren, zusammenhängenden Handlungsstrang geboten, durch den man die Hauptfiguren langsam kennenlernt und vertraut wird mit der düsteren, bedrohlichen Atmosphäre der Geschichte.
Al Simmons alias Spawn musste schon eine Menge durchmachen, und wie es scheint, erwarten ihn weitere unschöne Entwicklungen und Tragödien, die auch Einfluss auf Wanda und Cyan, die ihm sehr am Herzen liegen, haben werden. Das Leben der Titelfigur ist ein Flickenteppich, der noch viele Löcher aufweist, für die es nun weitere füllende Stücke gibt. Es stellt sich heraus, dass Al und Wanda in einer Form benutzt wurden, wie sie es sich nicht haben vorstellen können. Mammon konfrontiert sie mit etwas bzw. jemandem, durch den alles auf den Kopf gestellt wird, was sie bisher geglaubt haben.
Welche Konsequenzen sich daraus ergeben und was Mammon plant, wird noch nicht verraten. Das Drumherum ist tragisch, schaurig, splattrig und macht deutlich, dass dies erst die Spitze vom Eisberg ist. Und ausgerechnet jetzt kann Al nicht auf die Macht seines Kostüms zurückgreifen, da sich dieses mit Nyx verbunden hat, die dadurch zu einer Marionette Mammons wurde. Man darf gespannt sein, ob Al einen Ausweg findet – oder…
Die Entscheidung, der Serie weiter zu folgen, wird durch spannende Cliffhanger und realistische Illustrationen leicht gemacht – Brian Haberlin („Codename: Strykeforce“) und Greg Capullo („The Creech“) können überzeugen, und es gibt auch keinen stilistischen Bruch durch den Zeichnerwechsel zwischen dem zweiten und dritten Kapitel –, sofern man düstere Comics mag, die an ein erwachsenes Publikum adressiert sind. Längst hat „Spawn“ das Superhelden-Image der Anfangszeit hinter sich gelassen und eine eigenständige Richtung eingeschlagen, die ihre treuen Fans finden konnte und auch einige interessante Spin Offs wie „Spawn: The Dark Ages“ und „Sam & Twitch“ zuließ.
Ist man der konventionellen Superhelden-Comics überdrüssig und schätzt man Titel, die sich an ein reiferes Publikum wenden, sollte man „Spawn“ eine Chance geben. Es gibt keine zweite Image-Reihe, die schon so lange kontinuierlich läuft – und immer wieder mit neuen Ideen und überraschenden Wendungen aufwartet. Die eingefleischten Fans werden ohnehin keine Ausgabe versäumen wollen.