Masakazu Katsura
Shadow Lady 1
Aus dem Japanischen von Claudia Peter
Carlsen, 2009, Taschenbuch, 194 Seiten, 6,00 EUR, ISBN 978-3-551-79051-4
Von Irene Salzmann
Niemand ahnt, dass sich die schüchterne Aimi Komori nachts in die Diebin Shadow Lady verwandelt und mit ihrem kleinen Begleiter Demota Einbrüche verübt – weniger um reich zu werden, vielmehr um Spaß zu haben und der Polizei ein Schnippchen zu schlagen.
Als eine Gang Aimi überfällt, kommt ihr ein junger Mann zu Hilfe, in den sie sich Hals über Kopf verliebt. Für ihn würde sie sogar ihr Alter Ego aufgeben! Dummerweise bringt sie in seiner Gegenwart keinen Ton heraus und läuft manches Mal einfach davon, so dass ihr Retter glaubt, sie wäre über ihn verärgert.
Aimi ahnt nicht, dass Bright Honda ein Polizist ist und es sich zur Aufgabe gemacht hat, Shadow Lady zu fangen. Als sie die Wahrheit erfährt – schlimmer noch: dass Bright in Shadow Lady verknallt ist und sie nur verhaften will, um sie wieder auf den Pfad der Tugend zu führen, macht sie weiter. Das Katz’ und Maus-Spiel beginnt…
„Shadow Lady“ ist ein Magical-Girl-Manga, der jedoch in erster Linie an Jungen ab 12 Jahren adressiert ist, wie die eindeutigen Posen und die knappen Kostüme der Titelfigur deutlich machen. Zwar folgt die Serie inhaltlich der Tradition von Titeln wie „Kaito St. Tail“, „Kamikaze Kaito Jeanne“ und „D.N.A.²“ (ebenfalls von Masakazu Katsura), doch bedient sich der Autor eines Tonfalls, der keine Zweifel aufkommen lässt, dass er das Genre, seine Themen und Archetypen auch ein wenig veräppelt.
Beispielsweise wirkt alles recht übertrieben oder wird durch einfachste Erklärungen auf den Punkt gebracht: Der Kontrast zwischen der braven Aimi und der frechen Shadow Lady könnte kaum größer sein. Die Polizei ist extrem tollpatschig, und auch Bright findet stets ein Fettnäpfchen. Dass er immer wieder in fremden Badezimmern mit nackten Frauen landet, ist einer der Running Gags. Um sich zu verwandeln, benutzt Aimi einen magischen Lidschatten, der ihr außerdem erlaubt, die Kräfte bestimmter Tiere anzunehmen, wodurch es ihr stets gelingt, aus kritischen Situationen zu entkommen. Natürlich fehlen auch nicht die glitzernden Wirbel bei jeder Verwandlung und die neckischen Kostüme. Die Motivation der Protagonisten ist äußerst dürftig, denn Aimi und Demota, das wie ein Mini-Batman aussehende Maskottchen, stehlen wegen des Thrills, und Bright will das Mädchen fassen, weil er an das Gute in ihr glaubt.
Von daher ist die Handlung vorhersehbar und wartet mit keinen nennenswerten Überraschungen auf. Der Schwerpunkt liegt nicht auf Action und Spannung sondern auf Spaß und ein wenig Erotik. Der Humor ist nicht ganz so derb und abgedreht, wie man es von zeitgenössischen Shonen-Mangas gewöhnt ist; man merkt, dass die Trilogie aus den 1990er Jahren stammt.
Die Illustrationen sind recht hübsch und vor allem bei den Hintergründen sehr detailreich. Stilistisch schwankt der Mangaka zwischen Realismus/Idealismus (Aimi, Bright) und Cartoon (Demota, Polizei), so dass es nicht einmal superdeformierter Abbildungen bedarf, da viele Figuren ohnehin schon bizarr anmuten. Besondere Freude hat der Künstler, wann immer er Shadow Ladys weibliche Attribute ins rechte Licht rücken kann – und das wird auch dem männlichen Publikum gefallen.
Mag man phantastisch-humorige Reihen wie „Bleach“, „Yu-Gi-Oh!“ oder „One Piece“, sollte man auch einen Blick in „Shadow Lady werfen.