Okko 2
Das Buch der Erde
(Okko – Le cycle de la terre I II, 2007/08)
Hub (Szenario, Zeichnungen, Storyboard, Farben)
Emmanuel Michalak (Storyboard)
Stéphane Pelayo (Farben)
Aus dem Französischen von Martin Budde und Harald Sachse
Titelillustration von Hub
Carlsen, 2009, Album, 96 Seiten, 19,90 EUR, ISBN 978-3-551-76796-7
Von Irene Salzmann
Pajan zu Beginn des 12. Jahrhunderts während der Asagiri-Ära: Der Ronin Okko zieht mit seinen Gefährten, dem maskierten Hünen Noburo, dem trinkfesten und zauberkundigen Mönch Noshin und dessen Schüler Tikku, vormals ein Fischerjunge, durch die Lande auf der Jagd nach Dämonen. In einer kleinen Ortschaft heuern sie die starke Kriegerin Sturmwind als Führerin durch die winterlichen Berge an.
Die kleine Gruppe folgt den Spuren zweier Mönche, die das Zeichen des Raben tragen. Ihre Helfer ermordeten einen Boten, der Okko bloß noch bitten konnte, Setzuka Bashimon zu suchen. Es gelingt den Gefährten, die einarmige Samurai aufzuspüren, für die die Nachricht gedacht war. Obwohl sie dasselbe Ziel haben, verweigert Setzuka aus Arroganz die Kooperation, wird aber durch die Umstände dazu gezwungen, ihr Wissen preiszugeben.
Eine wahre Schnitzeljagd von Kloster zu Kloster beginnt, doch niemand kennt das Raben-Emblem. Nach langem Suchen stoßen sie endlich auf das Versteck der ‚Anhänger des Karasu’. Dort erfahren Okko und seine Kameraden, welch grauenhaften Plan die Mönche ausgeheckt haben: Sie wollen das Kaiserreich Pajan mit Hilfe einer Armee aus Toten vernichten…
Nach „Das Buch des Wassers“ dauerte es rund drei Jahre, bis die Fortsetzung „Das Buch der Erde“ erschienen ist. Endlich erfahren die Leser, welches neue Abenteuer auf Okko und seine Kameraden wartet – und die Geduld hat sich gelohnt.
Dass das historische Japan die Vorlage für eine auf fünf Bände angelegte Reihe lieferte, liegt auf der Hand. So bietet nun auch das zweite in sich abgeschlossene Softcover-Album einen spannenden Mix aus Fantasy, (fiktiver) Geschichte und Traditionen. Man findet charakteristische Figuren wie die stolze Samurai, den eigenwilligen Ronin, die aus dem Volk stammende Kriegerin, den starken, intelligenten Kämpfer, den Sake liebenden Mönch und seinen Schüler, aus dessen Sicht die Geschehnisse wiedergegeben werden, dazu als Statisten die üblichen Dorfbewohner, Soldaten, Ninjas und so weiter. Auch bei den Frisuren, Gewändern, Waffen und den Hintergründen orientierte man sich an Überliefertem und tatsächlichen Begebenheiten.
Die Handlung zieht sogleich in den Bann. Im Wechsel gibt es Verfolgungsjagden und Kämpfe, oft gegen unheimliche Kreaturen, aber auch ruhige Momente, in denen die Protagonisten Recherchen betreiben und Strategien entwerfen. Sogar einige Scherze lockern hin und wieder die ernste Handlung auf. Die Charaktere sind interessant und wachsen einem mit der Zeit ans Herz. Jeder von ihnen hütet das eine oder andere Geheimnis, das aber auch diesmal nicht gelüftet wird: Wie wurde Okko zum Ronin? Was verbirgt Noburo hinter seiner Oni-Maske?
Die Illustrationen neigen zum Realismus, doch sind die individuellen Züge der einzelnen Personen überbetont. Besonders schön sind die Hintergründe – Landschaften und Gebäude -, was durch eine stimmungsvolle Kolorierung noch hervorgehoben wird. Die Bilder zu betrachten und all die kleinen Details zu entdecken, bereitet viel Freude, und man versteht, weshalb die Künstler so lange bis zur Fertigstellung des umfangreichen Doppelbandes brauchten.
„Okko“ ist eine großartige Serie im Stil von Comics und Mangas wie zum Beispiel „Kogaratsu“, „Blade of the Immortal“, „Lone Wolf & Cub“. Die Story ist intelligent, spannend und wartet immer wieder mit überraschenden Wendungen auf. Die Protagonisten sind Individuen mit Stärken und Schwächen und nachvollziehbaren Motiven. Detailreiche, ansprechende Illustrationen runden gelungen ab.
Für die Freunde phantastisch-abenteuerlicher (Samurai-) Comics ist der Titel ein Muss.